US-Forscher

"Kobane wird ein Opfer sein"

Eine Rauchwolke über der nordsyrischen Stadt Kobane.
Eine Rauchwolke über der nordsyrischen Stadt Kobane. © afp / Aris Messinis
11.10.2014
Die USA haben die syrische Stadt Kobane bereits verloren gegeben, meint Jackson Janes, Direktor der Denkfabrik "American Institute for Contemporary German Studies". Selbst ein drohendes Massaker an Zivilisten werde die Strategie nicht ändern.
Der amerikanische Wissenschaftler Jackson Janes geht davon aus, dass die USA die syrisch-türkische Grenzstadt Kobane im Kampf gegen die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) bereits aufgegeben haben. "Kobane wird ein Opfer sein", sagte Janes im Deutschlandradio Kultur. Ein Signal dafür sei, dass die von den USA geführte Militärkoalition gegen den IS erst am kommenden Dienstag zusammenkomme.
Selbst ein drohendes Massaker an Zivilisten ähnlich wie in Srebrenica, werde seiner Meinung nach nicht dazu führen, dass die USA ihre Strategie änderten und die Bodentruppen einsetzen werden. In den USA herrsche angesichts der Verluste im letzten Irak-Krieg die Haltung, keine Truppen zu entsenden, solange nicht die unmittelbaren Nachbarn in der Region aktiv werden. "Das ist ein schwerwiegendes Argument", betonte der Direktor des American Institute for Contemporary German Studies der Johns Hopkins University.
Nach dem Fall von Kobane werde es gegenseitige Schuldzuweisungen geben, da die Türkei darauf bestehe, keinen alleinigen Vorstoß zu machen und die Amerikaner zunächst die Kräfte in der Region am Zug sehen. "Wenn selbst die unmittelbaren Nachbarn nicht eingreifen, warum sollten wir das tun?", sei die vorherrschende Meinung in der amerikanischen Öffentlichkeit und im Kongress.
Ohne Bodentruppen aber sehe er die Grenzstadt verloren: "Selbst eine Supermacht ist nicht in der Lage so eine Krise zu lösen ohne den Einsatz von Truppen". "Es ist blamabel, es ist eine Katastrophe", aber momentan wohl "eine gegebene Tatsache (...) man nimmt das in Kauf", auch wenn es einen langjährigen Kampf gegen den IS nach sich ziehen werde, betonte Janes.
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