"Maß und Mitte im Übermaß"
Moderation: Anke Schaefer · 04.09.2017
Sie habe sich beim TV-Duell zwischen Merkel und Schulz zwar nicht gelangweilt, meint die Journalistin Ursula Weidenfeld. Doch das demokratische System leide, wenn es - wie nach Jahren Großer Koalition - keinen politischen Wettbewerb mehr gebe.
Mehr als 16 Millionen Deutsche haben am Sonntagabend vor dem Fernseher gesessen und das 90-minütige TV-Duell der Kanzler-Kandidaten Angela Merkel (CDU) und Martin Schulz (CDU) gesehen. Es sei selten geworden, dass die Nation in "Lagerfeuerstimmung" derart vereint einer gemeinsamen Sache nachgehe, sagte die Journalsitin Ursula Weidenfeld im Deutschlandfunk Kultur.
Inhaltlich habe sie allerdings gestört, dass die Positionen der beiden Kandidaten sehr ähnlich waren:
"Mir war eben auch dieses Groß-Koalitionäre, und dieses 'Sie haben recht', 'Das sagen Sie ja richtig' und so – das war mir zu viel. Ich finde, Demokratie lebt vom Wettbewerb, und diesen Wettbewerb hätte ich gerne intensiver gespürt, ich hätte ihn auch gerne in Positionen gehört."
"Man wünscht sich eben schon auch die Wahl"
Wahlen seien dazu da, dass man sich "zwischen unterschiedlichen Konzepten und unterschiedlichen Parteien entscheiden könne", meinte Weidenfeld. Dann müsse man diese Unterschiedlichkeit aber auch sehen und hören können. "Und das ist in der Tat sehr kurz gekommen."
Wenn Kanzlerin Merkel, wie sie selbst sagt, das Land "mit Maß und Mitte" führe, dann sei das durchaus etwas, was sich viele wünschten: "Aber man wünscht sich eben schon auch die Wahl." Das demokratische System leide, wenn man keinen politischen Wettbewerb mehr habe – weder im Wahlkampf noch vorher im Parlament. In den insgesamt acht Jahren der Großen Koalition seit 2005 habe man "Maß und Mitte im Übermaß" gehabt.