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Kinderfreie Hotels – "ein Beigeschmack der Abgrenzung"

Lobby eines Hotels in der chinesischen Stadt Macau.
Nur für die Großen: Lobby eines Hotels in der chinesischen Stadt Macau. © dpa / picture alliance / Jerome Favre
Rainer Erlinger im Gespräch mit Christopher Ricke und Anke Schäfer  · 22.07.2015
Der Moraltheoretikr Rainer Erlinger sieht die Toleranz gegenüber Kindern eher gestärkt. Er spricht sich deshalb auch dafür aus, bestimmte Refugien der Ruhe wie in kinderfreien Hotels mit Gelassenheit zu begegnen.
"Darf man nicht auch Areale sich für bestimmte Teile vorbehalten?", gab der Moraltheoretiker Rainer Erlinger im Deutschlandradio Kultur bei der Diskussion über kinderfreie Hotels zu bedenken. Man könne doch sagen, dass man lieber irgendwohin gehe, wo es ein bestimmtes Angebot gebe. "Und wenn das Angebot jetzt Ruhe ist, warum nicht?"
Beigeschmack der Ausgrenzung
Erlinger sagte, man müsse zwischen einer Ausgrenzung von Kindern und der Definition von bestimmten Arealen unterscheiden. "Man kann sagen, ich möchte ein tierfreies Hotel haben, ich möchte ein Hotel haben, wo nur junge Leute sind, ich möchte ein Seniorenhotel haben, wo keine jungen Leute sind", sagte der Autor der "Gewissensfrage" im Magazin der "Süddeutschen Zeitung". Der Publizist verglich diesen Wunsch mit einem Raucherbereich, in dem sich beispielsweise Zigarrenraucher zusammenfänden. Gleichzeitig räumte der Moraltheoretiker ein, dass gleichzeitig ein "Beigeschmack dieser Abgrenzung" bleibe.
Mehr Akzeptanz für Kinder
Allerdings sei die Akzeptanz von Kindern heute eher größer als noch vor einigen Jahren, sagte Erlinger. Die früher typischen deutschen Schilder "Ballspielen im Hof verboten" seien längst aus dem Alltag verschwunden. "Wenn irgend jemand wagen würde, dieses Schild in einer Wohnanlage anzubringen, der würde riesigen Ärger bekommen", sagte er. "Ich glaube, man muss schon auch sehen, dass die Akzeptanz, dass Kinder überall auch mit dabei sein dürfen, heute wesentlich höher ist als früher." Früher sei es eher umgekehrt gewesen. Seine eigenen Eltern hätten noch überlegt, in welchen Hotels gern gesehenen Gäste gewesen seien.
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