Urheberrechtsreform

Jetzt kommen die Upload-Filter

Die Google-Webseite auf einem Tablet-Computer.
Ist das freie Internet in Gefahr? Die Reform des Urheberrechts ist hoch umstritten. © dpa-Bildfunk / Lukas Schulze
Caroline Fetscher im Gespräch mit Anke Schaefer · 12.09.2018
Das EU-Parlament hat die Reform des Urheberrechts gebilligt. Damit ist aber auch der Weg frei für die von Netzaktivisten als Zensurmaschine kritisierten Upload-Filter. Diese können der Meinungsvielfalt helfen, meint hingegen die Journalistin Caroline Fetscher.
Das Plenum im EU-Parlament hat einen überarbeiteten Vorschlag zur Urheberrechtsreform angenommen. Internet-Plattformen wie Google, Facebook oder YouTube sollen künftig verpflichtet werden, Medien oder Kulturschaffende zu vergüten, wenn sie deren Produkte zum Hochladen anbieten. Außerdem sollen sie für Verletzungen des Urheberrechts haftbar gemacht werden. Karoline Fetscher, Redakteurin beim Berliner "Tagesspiegel", begrüßt die Reform.
Fetscher verwies auf einen Kollegen aus Bagdad, der vor zwei Wochen einen offenen Brief an die EU-Parlamentarier mit der Forderung nach einem Leistungsschutzrecht geschrieben habe. 110 Journalisten aus 30 Ländern hätten das Schreiben unterzeichnet. Jener Kollege beobachte "vor Ort - in den Krisengebieten, wo er seit 30 Jahren arbeitet - dass immer weniger und weniger Journalisten dort arbeiten, weil Zeitungen eingehen, weil Zeitungen nicht mehr zahlen können, weil einfach das Geld nicht da ist für seriöse Berichterstattung."

Gewaltige Asymmetrie

Als Folge konsumierten die Leute dann im Netz die Meldungen von Verschwörungstheoretikern oder von abstrusen Webseiten. Fetscher: "Es ist völlig klar, dass wenn seriöse Nachrichtenproduzenten eingehen - ob das jetzt Printmedien sind oder Öffentlich-Rechtliche oder Agenturen -, dann haben die Unseriösen gewonnen." Wenn sich Google oder Facebook der Inhalte bedienten, die andere produziert und bezahlt haben, "dann stimmt etwas nicht - dann ist da eine gewaltige Asymetrie."
"Wenn wir in unserer Zeitung ein Foto drucken und da drunter steht 'Fritz Müller, Fotograf', dann müssen wir Fritz Müller dafür ein Honorar bezahlen, das ist vollkommen klar, alles andere wäre Diebstahl." Es könne nicht sein, dass der analoge Raum der Rechtsraum sei und der virtuelle Raum der Raum, der Anomie und der Anarchie. "Eine vollkommen verrückte Vorstellung, an die sich leider alle viel zu sehr gewöhnt haben - und da müssen wir jetzt eine langsame Entwöhnung in Gang bringen", so Caroline Fetscher.
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