Uraufführung der Oper "South Pole"

Große Namen, große Erwartungen

"South Pole" an der Bayerischen Staatsoper
Thomas Hampson (r) als Roald Amundsen in der Oper "South Pole" an der Bayerischen Staatsoper in München. © picture alliance / dpa / Foto: Sven Hoppe
Franziska Stürz im Gespräch mit Christine Watty · 31.01.2016
Kirill Petrenko, Hans Neuenfels, Rolando Villazón: Die Oper "South Pole" vereint große Namen, die Erwartungen waren entsprechend hoch. Am Ende des Premierenabends gab es an der Bayerischen Staatsoper einen sichtlich bewegten Komponisten.
Man weiß kaum, mit welchem Star der Opernwelt man beginnen soll, um diese Uraufführung an der Bayerischen Staatsoper zu beschreiben. Sind es die Sänger Rolando Villazon und Thomas Hampson, oder doch der überaus gefragte Dirigent Krill Petrenko? Oder ist es Regie-Altmeister Hans Neuenfels, abgesehen davon, dass auch der junge tschechische Komponist Miroslav Srnka und seine über fünf Jahre dauernde Arbeit an diesem Großwerk zusammen mit dem australischen Librettisten Tom Halloway bemerkenswert sind.
Die Struktur dieser "Doppeloper", wie Srnka sie nennt, ist von den parallel stattfindenden Erzählsträngen der beiden Teams im Wettlauf um den Südpol geprägt. Also hat Regisseur Hans Neuenfels mit Bühnenbildnerin Katrin Connan einen weißen Einheitsraum aufgebaut. Auf der linken Hälfte spielt das schwarz gekleidete britische Team als reine Tenormannschaft, angeführt von Rolando Villazon als Scott. Rechts ist Thomas Hampson als Amundsen Kapitän des Bariton-Teams in Robenfellkostümen. Schwarzweiß-Kontraste spielen auf der Bühne eine große Rolle und unterstreichen die Kontraste in der Musik.
Scotts Ehefrau, strahlend gesungen von Mezzosopranistin Tara Erraught, erscheint im schwarzen hoch geschlossenen Kleid der vorletzten Jahrhundertwende, und ihre Gegenspielerin ist die blonde Moica Erdmann im weißen Hemdchen mit weiß glänzendem Sopran. Gleißendes Weiß strahlet auch die Musik Srnkas aus. Er findet überaus atmosphärische Klänge für die klirrende, Tod bringende Kälte. Auch die Gewalt der arktischen Natur und ihre fade schimmernde Gleichgültigkeit kommt mit faszinierenden Glissandi, beißenden Clustern und Mark erschütterndem Donner aus dem Orchestergraben. Kirill Petrenko leitet den Abend mit weit ausholenden Bewegungen und höchster Konzentration. Er zaubert ein Maximum an Spannung und Atmosphäre aus Srnkas mächtiger Partitur.
Der Star-Tenor muss sterben
Die ungleichen Gegenspieler Scott und Amundsen werden auch stimmlich hervorragend gezeichnet, wobei Rolando Villazon mit beängstigender Radikalität den emotionalen Scott verkörpert. Schonungslos schreit er dessen Verzweiflung hinaus und geht eindeutig über die Grenzen der sicheren Gesangstechnik. Wird er alle Vorstellungen dieser Produktion so singen können? Am Ende dieser Oper jedenfalls muss der Star-Tenor sterben, und sein Gegenspieler Thomas Hampson hat als emotionaler Eiszapfen Amundsen erneut einen starken Auftritt. Hampson zeigt darstellerisch und gesanglich souverän die Überlegenheit dieses unfreundlichen und doch ehrenhaften Mannes.
Neuenfels folgt in realistischen Darstellungen dem Libretto, lässt Pferde und Hunde von Statisten verkörpern und nacheinander erschießen. Er zeigt abgefrorene Gliedmaßen und den jämmerlichen Tod der Briten. Doch am stärksten sind die fiktiven Dialoge zwischen den Protagonisten. Eindringlich und schlicht dargestellt werden sie getragen von der bisweilen in ihrer Schonungslosigkeit auch anstrengenden, aber immer wieder packenden dramatischen Tonsprache von Miroslav Srnka. Der Komponist war sichtbar überwältigt vom einhelligen Jubel des Premierenpublikums und verdankt diesen Uraufführungserfolg einem gut harmonierenden Team großer Namen.
Mehr zum Thema