Uran und blühende Landschaften

Von Ulrike Greim · 22.11.2006
Es gibt sie doch: die berühmt angekündigten blühenden Landschaften. Im ostthüringischen Ronneburg entsteht sich nämlich das, was Altkanzler Kohl vorhergesagt hat. Das ist sehr erstaunlich, weil es just um ein Areal geht, das vorher eine Mondlandschaft war. Eine strahlende. In Ronneburg wurde Uran gefördert. Etliche der einstigen Wismut-Kumpel arbeiten nun daran, diese Umweltsünde enormen Ausmaßes zu renaturieren. Es geht um das größte Umweltprojekt der Bundesrepublik Deutschland. Nächstes Jahr wird Ronneburg zusammen mit dem benachbarten Gera die Bundesgartenschau austragen.
Petra Pelz: "Das war ein total gruseliger Eindruck. Zu Anfang war das alles Mondlandschaft. Keine Pflanze, dunkel, gerade bei dunklem Wetter. Man konnte sich kaum vorstellen, dass daraus so was werden kann. Und nun begrünt sich alles und wirkt eben doch sehr einladend."

Die Landschaftsarchitektin Petra Pelz und der Bundesgartenschau-Pressesprecher Michael Langenstein stehen in einem Seegras-Feld.

Michael Langenstein: "Und wenn man dann die Geschichten, die dahinter gelebt wurden, näher betrachtet, dann sieht man, dass es eher etwas Ungesundes war, was eben durch die hohe Politik geprägt war. Das, was man jetzt wieder bekommen hat, ist eine modellierte Landschaft, die erstmal im Geiste, im Kopf von Landschaftsarchitekten und -gärtnern entstanden ist."

Die Savannenbilder von Petra Pelz zum Beispiel. Zu sehen in der "Neuen Landschaft Ronneburg", dem ehemaligen Uranbergbaurevier, bis vor kurzem Wismut-Gelände. Hier zaubert gerade die Frau, die kürzlich mit dem so genannten Blumen-Oscar ausgezeichnet wurde, Farbe in die Landschaft. Sie hat Stauden angepflanzt und Samen gelegt, damit im nächsten Jahr bunte Felder blühen. Darunter Präriegärten. Ein Spiel von Farbe und Fläche. Inspiriert von nordamerikanischen Grasebenen. Nun angesät im früheren sowjetischen Sicherheitsgelände, auf dem Uran für die SS 20-Raketen abgebaut wurde.

"Das sind rechteckige Flächen, die man durchwandern kann. Ein Teppich in kühlen, und einer in warmen Farben. Und dann gibt es zwei niedrige Teppiche, die sind eher gemischt gepflanzt, auch eher in kühlen und warmen Tönen. Und einmal experimentieren wir sogar mit Gehölzen, und zwar mit dem geliebten und gehassten Essigbaum."

Nächstes Jahr blühen hier Kosmeen in Weiß und Dunkelrot. Das sieht aus, wie ein impressionistisches Gemälde, sagt die Architektin, vielleicht hängt sie noch eine Hängematte dazu, damit es perfekt wird. Ein perfektes Bild - eines von vielen auf der Bundesgartenschau 2007 in Gera und Ronneburg. 10.000 Quadratmeter Stauden hat allein Petra Pelz angepflanzt. Aus ihrer Feder stammt ebenso ein Irisgarten. Lilien für die geschundene Landschaft. Spiel nach dem bitteren Ernst.

"Wir stehen jetzt hier im Spielbereich Luft. Also der später mal ausgebaut wird als Spielplatz."

Heidi Tiesler managt für die BUGA Hoch- und Tiefbauprojekte, darunter die Entstehung solcher Flächen, wie dieses Seegras-Areal.

"Das hängt damit zusammen, dass wir die vier Elemente hier im Gelände widerspiegeln. Das heißt, wir haben die Spielplätze Feuer, Wasser, Erde und Luft."

Während sie auf dem BUGA-Gelände bereits die Steckzwiebeln in die Erde bringt, wird wenige hundert Meter weiter noch heftig die Mondlandschaft bearbeitet. Denn gleich hinter dem Gartenschau-Areal, das die Wismut der BUGA 2003 übergeben hat, liegt der größere Teil des Sanierungsgebietes im alten Tagebau. Hier rackern die Wismut-Mitarbeiter noch mit schwerem Gerät.

Eines der großen Teilprojekte dieser Sanierung begann am 4. Januar dieses Jahres, einem trüben Tag.

Auf dem Weg zu den ‚Pyramiden von Ronneburg’, wie sie der Volksmund nennt, es sind Berge von Wismut-Abraum. Sie sind weithin schon sichtbar. Noch. Denn ab heute werden sie abgetragen und in das große Loch des Tagebaus Lichtenberg gefüllt. Dazu wurden eigene Trassen angelegt, denn normale Straßen würden die schweren Geräte gar nicht aushalten. Die Erde ist schwarz. Statt Böschung gibt es Wälle. Man fährt links. Alles ist hier ein wenig anders. Autos, Farben, Dimensionen.

"So, das sind unsere größten Radlader, die wir haben. Hier steht er - der 9-94-1, rechts von Ihnen. Dessen Schaufel hat ein Fassungsvermögen von 18 Kubikmetern, das ist wie ein Einfamilienhaus."

Peter Bachmann ist der stellvertretende Leiter Halbenabtrag bei der Wismut. Er fährt auf eine jener ‚Pyramiden von Ronneburg’, eine Spitzkegelhalde nahe dem kleinen Örtchen Paitzdorf. Es ist dick nebelig und sehr kalt. Die schwarze Erde dampft.

"Die Temperaturen liegen beim Gestein vielleicht so bei zwölf Grad. Draußen haben sie null Grad, deswegen dampft das."

Aus der grauen Suppe taucht immer wieder einmal eines dieser Ungetüme auf, deren Räder größer sind, als anderthalb ausgewachsene Männer. Peter Bachmann hält an. Man sieht es nicht wegen des Nebels: Aber dies ist einer der höchsten Berge der Umgebung. Noch.

"Wir sind oben auf der Halde Paitzdorf. Höhe 3,45. Und haben hier begonnen den Abtrag heute früh sechs Uhr."

Alles ist getaktet. Ein Riesenkipper fährt vor, wird in vier Schüben beladen und dreht wieder ab. Zeit: zwei Minuten und vierzig Sekunden. Präzisionsarbeit. Logistische und geochemische. Die Halde besteht aus dem Gestein, dass bei der Urangewinnung übrig blieb. Es ist kontaminierte Erde. Die Strahlenbelastung sei unter dem gängigen Grenzwert, sagt Peter Bachmann. Aber es geht um mehr, als um radioaktives Gas. Deswegen muss das Material abgetragen und sicher verfüllt werden.

"Schwefel, Zink, Zinn - da sind sämtliche Schwermetalle enthalten, vor allem eben Uranspurenelemente, die dann ebenfalls mit eingeschlossen sind. Früher war das ja lose gekipptes Haldenmaterial. Durch Erosion, Wind, Wasser und so weiter hat sich das zersetzt und ist dann bis Anfang des Erdbodens eingedrungen. Und jetzt muss der Sauberkeitsschnitt hergestellt werden, dass die Wiederurbarmachung erfolgen kann."

Am Ende soll die blanke, unbelastete Erde dem Bergamt übergeben werden. Zielmarke: Ende des Jahres. Es geht - allein hier - um 8,2 Millionen Kubikmeter Gestein.

"Die erste Schicht beginnt früh halb sechs und endet 14 Uhr. Die zweite Schicht beginnt 14 Uhr und endet 22.30 Uhr."

Ein Jahr lang braucht die größte Kipperflotte Europas mit 16 Stunden täglich, um den Abraum in den nahe gelegenen Tagebau zu bringen, das sind 40.000 Liter Biodiesel jeden Tag. Die Anwohner in Paitzdorf sehen es mit gemischten Gefühlen. Es ist laut, andererseits kommt eine Umweltbelastung weg. Wiederum: So ganz ohne die weithin sichtbaren Pyramiden sei es auch schade.

"Ich wohn zwar noch nicht lange hier, aber: Da fehlt was. Denn das gehört einfach zum Landschaftsbild dazu."

"Ich war mal im Gera im Krankenhaus, wenn man da hinten rausgeguckt hat, hat man die Halden gesehen. Da habe ich gesagt: Da bin ich zuhause."

Die Paitzdorfer Halde ist nur eine von zwölf Wismut-Halden. Sie alle finden ihre letzte Ruhe im Tagebauloch Lichtenberg.

Bachmann: "Das wird ein Landschaftspark für Naherholung. Begehbar durch angelegte Wege. Also: eine grüne Oase. Also damit leistet man doch was. Oder nicht?!"

Etwas Wichtiges leisten - der Stolz der Wismut-Kumpel. Er ist langsam wieder gewachsen. Um nicht zu sagen mühsam. Denn mit der Wende erlebten die Bergmänner, wie ihre Arbeit von einem Tag auf den anderen als Umweltrisiko großen Ausmaßes eingeschätzt wurde. Die Hälfte der Kumpels wurde entlassen, die andere musste ganz schnell umdenken. Peter Bachmann zum Beispiel arbeitete 20 Jahre unter Tage, jetzt saniert er.

"Was ich früher gemacht habe als Revierleiter, muss ich jetzt wieder mit wegschaffen." (lacht)

"Es war aus, es war vorbei. Die gesamte bergmännische Tätigkeit, ein halbes Berufsleben zählte nichts mehr. Und das, was aufgebaut wurde, wurde - mit dem damaligen Verständnis - eingerissen."

Günter Ackermann ist ursprünglich Hauer. Einer, der leuchtende Augen bekommt, wenn er von den Edelsteindrusen erzählt, von den Einschlüssen seltener Steine und Mineralien unter Tage, die er entdeckt hat. Jetzt ist er der Sanierungschef und steht kurz vor der Rente.

Es ist November. Ein sonniger Tag.

Von den Paitzdorfer Halden ist nach fast einem Jahr nichts mehr zu sehen, sie sind abgetragen. Die spitzen Abraum-Kegel sind in das Tagebauloch gefüllt worden. Die Kipper fahren weiter, ein wenig Arbeit ist noch zu machen. Aber der Tagebau ist schon längst kein Riesenloch mehr, er ist zugefüllt, sogar aufgeschüttet worden. Es ist ein Berg gewachsen.

"So, jetzt haben wir eine Rundumleuchte, jetzt sind wir vorschriftsmäßig."

Günter Ackermann schaltet Blaulicht an, damit die Fahrer in den Großgeräten so ein kleines Auto auch wahrnehmen. Er ist wieder auf den schwarzen Trassen unterwegs. Braune unwirtliche Landschaften ziehen an ihm vorbei, ohne jedes Grün. Es geht bergauf. Günter Ackermann nennt den neuen Berg, der noch keinen Namen hat, die Schmierschauer Höhe, nach dem Dorf, dass hier vom Tagebau platt gemacht wurde. Der Berg ist sein Stolz. Seine neue Identität.

"Wir haben über Steuerungsprogramme das Material erkundet und das sauerste Material in die Tiefe des Tagebaus verbracht und darüber weniger versauertes. Und im oberen Zehn-Meter-Bereich kommt dann Halden-Material, indem der karbonatische Anteil dem silikatischen überwiegt, entsprechend zur Minimierung der Oxydationsprozesse beiträgt."

"Bei der Wismut haben wir eine Tochter – Wisutec – Wismut Umwelt-Technologie, wo wir unser Sanierungsknowhow, aber auch besonders Know How auf dem Gebiet des Strahlenschutzes mittlerweile in internationalen Projekten des Strahlenschutzes verkaufen."

Die Wismut hat für den Strahlenschutz eine eigene Abteilung. Peter Schmidt leitet sie. Was früher strengstens geheim war, und von der Staatssicherheit auf das Schärfste überwacht wurde, ist nun öffentlich und kann von Jedermann eingekauft werden.

"Wir haben Sanierungskonzeptionen entwickelt in Estland, im Nordkaukasus, zurzeit haben wir ein interessantes Projekt in Kirgistan. Also wir helfen letztlich, unser Know-how in die Sanierung mit einzubringen, dass dort ein Zustand ähnlich wie bei uns erreicht werden kann. Das ist natürlich eine Frage des Geldes."

Ein ‚Zustand wie bei uns’ meint den Glücksfall, dass mit erheblichen öffentlichen Mitteln die Landschaft vollständig saniert werden konnte. Keine Frage des Geldes dagegen sind die gesundheitlichen Schäden, die viele Bergmänner davon getragen haben. Ihr Krebsrisiko ist ungleich höher, als bei anderen Risikogruppen. Bis heute ist das nicht das Lieblingsthema von Günter Ackermann, obwohl er eine Staublunge hat - eine anerkannte Berufskrankheit, wie er hervorhebt.

"Dass die Tätigkeit nicht gesundheitsfördernd war, war schon bekannt. Damit hatte man seinen inneren Frieden geschaffen und hatte sich durch höheren Lohn und auch eine gewisse Bevorzugung in Konsumgütern fast für abgegolten gesehen."

Der Bergmann gesteht sich aber auch ein, dass er die Sache verdrängt. Auch er habe vieles nicht gewusst, die Dimensionen nicht erkannt.

"Als Bergmann hat man doch gar nicht das riesige Umfeld gekannt. Ich kannte meinen untertägigen Grubenbau ganz gut, dort haben wir eine gute Arbeit geleistet. Erst im Nachhinein, als sich Wismut offen legte, war für viele erst klar, auch für uns, was für Umweltschädigungen durchgeführt wurden."

Die BUGA möchte gar nicht gern über so viel Strahlenbelastung reden. Das passt nicht recht zur Blumenschau. Doch nun muss sie. In einer eigenen Pressekonferenz im Juni des Jahres präsentiert die BUGA-Geschäftsführung die Ergebnisse einer Studie über eine mögliche Strahlenbelastung der Bundesgartenschaubesucher.

"Dann darf ich sie auch recht herzlich begrüßen. Wir möchten ihnen in einer kurzen Präsentation..."
Sie kommt vom renommierten Ökoinstitut Darmstadt, Gerhard Schmidt fasst sie zusammen:

"In der Summe ist ein typischer BUGA-Besucher mit 4,85 Mikrosievert belastet. Er bleibt also deutlich unter einem Prozent der in Deutschland für kerntechnische Anlagen gültigen Grenzwerte."

Ein eigenes Faltblatt soll die BUGA-Besucher darüber informieren, dass es selbst für Schwangere und Kleinkinder völlig unbedenklich ist, sich die Neue Landschaft Ronneburg anzusehen. Sie sei die am besten kontrollierte Region Deutschlands. Viele, viele Jahre lang werden die Böden, die Wässer, die Luft in Ronneburg kontrolliert. Alles sei fest im Griff. Hier gebe es sogar weniger Radioaktivität, als sie natürlicherweise zum Beispiel im Schwarzwald vorkommt, sagt der Wissenschaftler.

Schmidt: "Bei den Messwerten sind wir in Bereichen, wie sie in der Natur vorkommen. Das heißt: die Messwerte liegen so niedrig, dass man das, was aus der Natur kommt, und das, was aus der Halde kommt, nicht mehr vernünftig unterscheiden kann. Auch nicht messtechnisch."

16 Jahre nach dem großen Schnitt ist Frieden eingekehrt über dem Uranlieferanten des kalten Krieges. Irgendwie, ganz allmählich, ist auch Günter Ackermann dabei, seinen Frieden mit der Neuen Landschaft Ronneburg zu machen.

"Die Zeit hat uns schon ins Nachdenken gebracht. Heute sieht man das mit anderen Augen. Ich bin stolz darauf, daran mit zu tun, eine neue Landschaft zu schaffen."

Er verlässt das Wismut-Gelände über eine Waschanlage.

Seinen Frieden hat er auch mit einer für einen Bergmann ungewöhnlichen Auftraggeberin gemacht. Gabriele Seelemann ist Landschaftsarchitektin. Sie ist die Designerin der Neuen Landschaft Ronneburg. Die Wismut Bulldozer haben für sie eine Menge Erde bewegt.

"Das Thema war in der Landschaft selbst zu finden. Das war zum einen dieser gewaltige Tagebau und die Formen, die mit ihm einhergingen: diese Bärmen, diese Kanten, die langsam wieder anfingen, sich zu bewalden. Andererseits: die Schönheit der Thüringer Landschaft mit kleinen Tälern und Seitentälern, weiche Formen, die in großem Kontrast zueinander standen."

Gabriele Seelemann hat mit ihrem Landschaftsarchitekturbüro fagus in Leipzig den Wettbewerb für die Gestaltung der "Neuen Landschaft" gewonnen. Das erste, was die BUGA-Besucher beim Betreten des Ronneburger Geländes nun sehen, sind stilisierte Tagebaukanten.

"Aber nicht alles wieder schön zu machen, sondern Brüche und Kontraste zum Thema einer neuen Gestaltung zu machen, um generationenweit auch zu tragen, dass da etwas war, was mit gewaltigem Eingriff in die Natur zu tun hatte, das war so das, was wir uns zum Thema gemacht haben."

Viele Stunden habe sie in der Kraterlandschaft des Tagebaus Lichtenberg zugebracht, bis sich ihre Idee entwickelt hat, sagt die Architektin. Daraufhin wurde die bereits einmal umgearbeitete Landschaft noch einmal traktiert. Wie mit dem Reißbrett gezeichnet, ziehen sich nun die Lichtenberger Kanten durch das Tal.

So, wie die Stufen, in denen sich die Bagger Etage um Etage in das Gestein gegraben haben. Buchen sind in exaktem Abstand angepflanzt. Eine unwirkliche Landschaft. Nicht unbedingt etwas für den Geschmack von Schrebergärten-Romantikern. Einer der ersten offiziellen Gäste ist der Thüringer Umweltstaatssekretär Christian Juckenack.

"Das ist eine surreale Landschaft. Absolut. Logischerweise. Die, einmal verändert, nie wieder in den ursprünglichen Zustand (zurückgebracht) werden kann. Die Landschaftsarchitekten haben sich hier einen etwas strikten geometrischen Entwurf überlegt. Das ist fern von Feng Shui-Überlegungen oder ähnlichem, die sich harmonischere Formen wünschen. Aber es ist bewusst so gemacht. Es ist dieser artifizielle Teil der Historie, und der wird auf Dauer auch damit erhalten."

Seelemann: "Es ist diese überhöhte Künstlichkeit, die mit dem ganzen Bergbau einherging: das Harte, Brachiale, das Überdimensionierte. Jetzt: die Lichtenberger Kanten mit einem Kilometer Länge, schnurgerade geradeaus, drei Bärmen, die trotz allem nur einen Bruchteil dessen widerspiegeln können, was da eigentlich an Gelände in Anspruch genommen war und mit welcher Härte da das Unterste zu Oberst gekehrt war, um dieses Uranerz zu bergen."

Das höchste Lob sei für sie gewesen, als die Ehefrau von Günter Ackermann, dem einstigen Hauer, gesagt hat: ‚das sieht doch aus, wie dein Tagebau’. Nein, lieblich sollte man die Bergbau-Folge-Landschaft nicht anlegen, sagt Landschaftsarchitektin Seelemann. Man kann sie nicht wirklich heilen. Man kann aber etwas Neues erschaffen. Sie tat es mit einer Referenz an die Bergmänner der Wismut.

"An einer Stelle muss man es einfach mal wagen, in dieser großartigen Dimension so ein hartes Zeichen zu setzen. Und das ist mittlerweile auch von den Bergleuten so verstanden, dass das wirklich so fast wie ein Landschaftsdenkmal für sie ist."

Die Gartenschau findet an zwei Orten statt - im benachbarten Gera die traditionelle und zu erwartende Blumenschau und in Ronneburg eben die "Neue Landschaft". Bei einem Rundgang über das Areal wird deutlich, dass auch Ernst-Hermann Kubitz, der BUGA-Geschäftsführer noch einige Zeit brauchen wird, seinen Frieden mit der "Neuen Landschaft" zu machen. Nicht nur mit der Architektur, sondern auch mit dem Thema, das für eine BUGA ja in der Tat ungewöhnlich ist. Dennoch ahnt er:

"Also Ronneburg ist - das darf ich jetzt unseren Gesellschaftern nicht so deutlich sagen - ich glaube Ronneburg wird dann der Renner. Von der Dimension, von der Ausstellung her. Wobei man wiederum sagen muss: das wird vom Publikum unterschiedlich bewertet."

In Gera werden die auf ihre Kosten kommen, die Blumen schauen wollen, nach Ronneburg kommt ein vermutlich jüngeres und politisch stärker interessiertes Publikum. Denn das ist der visionäre Teil der Gartenschau. Es ist der Umweltstaatssekretär, der beim Rundgang darauf verweist. Gerade mit Blick auf Osteuropa und Asien. Christian Juckenack:

"Nun ist es so, dass mit der Wende, mit der EU-Osterweiterung auch dort ein Strukturwandel erfolgt, der ganz analog abläuft, wie in den Regionen, wie bei uns. Und wir haben einen gewissen Masterplan in der Tasche durch die Sondersituation ‚deutsche Wiedervereinigung’. Wir können also relativ präzise vorhersagen, was in welcher Reihenfolge passiert."

Selten sicher wird ein Bergbau noch einmal mit einer nationalen Gartenschau gekrönt. Das dürfte ein Ronneburger Alleinstellungsmerkmal sein. Auch die Tatsache, dass der große Finanzier, nämlich die Bundesrepublik Deutschland, sich dieses Umwelt-Themas in herausragender Weise angenommen hat. Der Landkreis Greiz und die Städte Gera und Ronneburg werden erleben, wie sich mit der Gartenschau auch die Vorzeichen für die eigene Geschichte verändern. Das auf alle Fälle wäre der Region zu wünschen. Landschaftsarchitektin Petra Pelz:

"Und ich finde es auch einen Heilungsprozess an den Menschen. Also es ist nicht nur die Landschaft, die geheilt wird, sondern auch die Menschen. Ich empfinde das ja auch als schwere Last, solche Landschaft zu hinterlassen und denen gibt man jetzt eigentlich auch ein Stück Paradies zurück."