Unterrichtsbeginn nach Corona-Pause

Schulschließungen gehören zur neuen Normalität

08:38 Minuten
In Rostock werden Schüler von ihren Eltern zur Schule gebracht. Die Gesichter sind auf dem Foto nicht zu erkennen.
In Rostock werden Schüler von ihren Eltern zur Schule gebracht. An zwei anderen Schulen muss der Betrieb nach Corona-Fällen aber schon wieder eingestellt werden. © picture alliance / dpa-Zentralbild / Bernd Wüstneck
Silke Hasselmann im Gespräch mit Nicole Dittmer · 07.08.2020
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In Mecklenburg-Vorpommern hat am Montag der Unterricht wieder im Regelbetrieb begonnen, am Freitag wurden an zwei Schulen die Kinder und Jugendlichen wieder nach Hause geschickt. In Schwerin wundert das die Politik genauso wenig wie in Brandenburg.
In Mecklenburg-Vorpommern sind die Ferien zuerst zu Ende gegangen, am Montag hat der Unterricht wieder begonnen. Es wurde viel spekuliert darüber, wie und ob das Experiment funktionieren kann, in Corona-Zeiten an den Schulen im Regelbetrieb zu unterrichten. Nun mussten am Ende der ersten Unterrichtswoche die ersten beiden Schulen wieder schließen.

Einmal alle in Quarantäne, einmal nur die Lehrer

Eine der betroffenen Schulen ist die Grundschule Graal-Müritz im Landkreis Rostock. Dort müssten alle 200 Schüler und das Personal in Quarantäne, weil der infizierte Schüler mit vielen Menschen an der Schule Kontakt gehabt habe, berichtet unsere Korrespondentin in Mecklenburg-Vorpommern, Silke Hasselmann. Das habe das dortige Gesundheitsamt so entschieden.
An Goethe-Gymnasium der Stadt Ludwigslust müssen dagegen nur die Lehrer in Quarantäne, die rund 800 Schüler wurden zurück in die Familie geschickt, können sich aber frei bewegen. Die infizierte Lehrerin habe noch nicht unterrichtet, da sie krank gewesen sei, habe aber an einer Fortbildung am vorletzten Mittwoch teilgenommen, teilte der Landrat des Landkreises Ludwigslust-Parchim mit. Damit seien die Kolleginnen und Kollegen Erstkontakte – in Absprache mit dem Bildungsministerium und dem Schulamt habe man daher entschieden, die Lehrer zu isolieren, so Stefan Sternberg (SPD), nicht aber die Schüler.
Die Landesregierung mit Bildungsministerin Bettina Martin (SPD) und Ministerpräsidentin Manuela Schwesig (SPD) hätten mit Verdachtsfällen gerechnet, berichtet Hasselmann. Das Konzept sei, punktgenau zu handeln: "Dort, wo Fälle da sind, schnell eingrenzen. Die dortigen Schüler und Lehrer in Quarantäne schicken – und dadurch verhindern, dass am Ende alle Schulen geschlossen werden müssen." Durch die zwei genannten Fälle sehe die Regierung in Schwerin keinen Anlass, die Schulen wieder landesweit zu schließen.
Nachdem am Montag noch keine Maskenpflicht auf dem Schulhof und in den Gängen gegolten hat, wurde diese am Dienstag doch eingeführt. Bislang gebe es aber keine Maskenpflicht im Unterricht, sagt Hasselmann. Ihrer Wahrnehmung nach würde es im Land auch immer noch wenig Verständnis für eine solche Verschärfung geben, sagt Hasselmann weiter.

Brandenburg sieht sich vorbereitet

In Brandenburg beginnt der Unterricht am Montag wieder. Die märkische Bildungsministerin Britta Ernst (SPD) sagt, entscheidend sei die Weichenstellung, nach den Sommerferien wieder normal an den Schulen zu unterrichten. "Wir wollen, dass alle Kinder gemeinsam unterrichtet werden."
Dabei sei auch klar gewesen, dass es wieder Corona-Fälle geben werde, dass einzelne Klassen schließen und auch mal eine einzelne Schule schließen müsse. "Die wird dann auch wieder geöffnet", sagt Ernst.
Es herrsche eine große Sehnsucht nach Normalität, schildert Ernst ihre Eindrücke aus der Vorbereitungszeit. In Brandenburg gilt wie in Mecklenburg-Vorpommern Maskenpflicht für Flure, Gänge, Treppenhäuser und Aulen, aber nicht im Unterricht und auf dem Schulhof. Das werde auch bei den Eltern so akzeptiert, sagt Ernst.

Schulcloud und Notfallpläne

"Wir haben in den letzten Monaten viel Erfahrung gesammelt", so Ernst zu der Möglichkeit, dass wieder Schulen schließen müssen. Über 400 Schulen hätten sich inzwischen in die Schulcloud des Landes eingeklinkt, die Lernplattform habe auch eine Videofunktion. "Alle Schulen haben ihre Notfallpläne vorbereitet, so dass der Übergang in das Distanzlernen viel schneller und problemloser geht als im April, als wir das alle zum ersten Mal so erlebt haben."
(mfu)
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