"Unstoppable - Außer Kontrolle"

Gesehen von Hans-Ulrich Pönack · 10.11.2010
Durch Fahrlässigkeit hat sich ein mit hochgiftigen Chemikalien beladener Güterzug in Bewegung gesetzt und rast Führerlos auf die nächste Stadt zu. Eine harte Prüfung für den erfahrenen Zugführer Frank Barnes. Grundsolides, aber vorhersehbares Actionkino.
Tony Scott, der 66-jährige Bruder des Meisterregisseurs Ridley Scott ("Blade Runner"), ist in Hollywood für den Action-Krach erfolgreich zuständig ("Die Entführung der U-Bahn Pelham 123"; "Der Staatsfeind Nr.1"; "Top Gun"). Hier setzt er einmal mehr auf resolutes Adrenalin-Kino, wobei der Titel Programm ist: Wir befinden uns im herbstlichen Pennsylvania, unter Eisenbahnern. Dank menschlicher Schlamperei saust ein Güterzug führerlos durch die Gegend. Mit acht Waggons hochgiftigen Chemikalien beladen geht es in Richtung Stanton, einer dortigen Großstadt. Nichts und niemand vermag ihn aufzuhalten. Sämtliche Versuche scheitern. Die Medien sind alarmiert, berichten live. Alarmstimmung auch im Hauptquartier der Bahnverwaltung, wo die Rangiermeisterin Connie Hooper (Rosario Dawson) aufgescheucht ist. Doch der Zug lässt sich einfach nicht stoppen.

Der altgediente Zugführer Frank Barnes (Denzel Washington) ist angefressen. Hat man ihm heute so ein "Greenhorn" als Partner zugewiesen: Will Colson (Chris Pine). Irgendwie kommen die Beiden nicht so recht "in Stimmung" miteinander. Doch als sie unterwegs in ihrem Zug von dem Unglück erfahren, müssen sie sich trotz aller Dissonanzen zusammenraufen. Obwohl die Anweisungen aus der Firmen-Chefetage eindeutig sind, ignorieren sie diese und bemühen sich, in einem letzten, verzweifelten Versuch die bevorstehende Katastrophe noch abzuwenden. Ein Wettlauf gegen die Zeit, gepaart mit viel tapferem "Irrsinn".

Natürlich ist die Story von Drehbuchautor Mark Bomback ("Stirb langsam 4.0") vorhersehbar. Doch was Tony Scott daraus macht, mit viel Krach, Bumm, Zisch, mit vielem Rattern, Quietschen und Dröhnen, ist rasant, effektvoll im Schnitt, in der schnellen Montage und der Zeitraffer-Atmosphäre sowie beschallungsmäßig "voll im Sound". Während Kameramann Ben Seresin ("Transformers – Die Rache") nicht nur die herben Landschaften der nordöstlichen USA-Drehorte Pennsylvania und Ohio einfängt, sondern auch die tristen, verwahrlosten Industriegebiete dort.

Doch das Hauptaugenmerk richtet sich natürlich auf die Helden, auf das Kerle-Paar: auf den zweifachen "Oscar"-Preisträger Denzel Washington (56/"Glory"; "Training Day"), der bereits zum fünften Male mit Scott zusammenarbeitet und mit routinierter Helden-Pose "rockt"; und auf seinen Kompagnon-Junior Chris Pine (30). Der war neulich im 11. "Star Trek"-Movie der jugendliche James T. Kirk und bleibt hier, zusätzlich gestresst mit privaten Eheproblemen, gegenüber Boss Denzel Washington eher blass und wirkungslos.

Interessant dagegen der vehemente Auftritt von Rosario Dawson (war 2007 Mitglied der toughen Weiber-Clique im Quentin-Tarantino-Rotz "Death Proof"; spielte in "Sieben Leben" neben Will Smith/2008) als verzweifelte Rangier-Lady Connie Hooper, der nach und nach die praktischen Ideen ausgehen.

"Unstoppable – Außer Kontrolle" ist als furioses, spannendes Action-Ding ein ordentlicher hollywoodscher Nerven-Kick. Pures Bedienungskino zum schnellen Augen-Verzehr.

USA 2010. Regie: Tony Scott. Darsteller: Denzel Washington, Chris Pine, Rosario Dawson, Jessy Schram, Kevin Dunn, Kevin Chapman. FSK: ab 12. Länge: 98 Minuten

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