Unsere Rubrik "... liest ein Bild"

Die Visualisierung des Unsichtbaren

Der Extrem-Bergsteiger Will Gadd klettert ein Eiswand am Kilimandscharo empor.
Der Extrem-Bergsteiger Will Gadd klettert ein Eiswand am Kilimandscharo empor. © Christian Pondella
Claus Leggewie im Gespräch mit Andrea Gerk · 08.12.2015
Der Klimawandel ist eigentlich unsichtbar, doch mit dem Kulturwissenschaftler Claus Leggewie lesen wir heute ein Bild, dem es gelingt, den Klimawandel zu visualisieren. Das Foto von Christian Pondella, erschienen im "Geo-Magazin", zeigt den Extrem-Bergsteigers Will Gadd, der eine Eiswand am Kilimandscharo emporklettert.
Fotografien haben die Kraft, zu Ikonen unserer Zeit zu werden. Sie rufen Erinnerungen aus unserem Bildgedächtnis ab und prägen unsere Wahrnehmung der Gegenwart. In der "Lesart"-Rubrik "... liest ein Bild" betrachten und interpretieren wir aktuelle Pressefotos.
Mit dem Kulturwissenschaftler Claus Leggewie haben wir über ein Foto gesprochen, das den Extrem-Bergsteiger Will Gadd zeigt, der an einer Eiswand am Kilimandscharo emporklettert. Dem Foto von Christian Pondella aus dem "Geo-Magazin" gelingt es nach Ansicht von Leggewie, den eigentlich unsichtbaren Klimawandel zu verdeutlicht.
"Den Klimawandel, den kann man nicht sehen nicht schmecken, nicht fühlen, man muss ihn also irgendwie visualisieren."
Solchen "Verlustbildern" gelänge das besonders gut, so der Kulturwissenschaftler.
"Das was man dort sieht - wie liegengebliebener Schnee im März - ist das, was von der einstmals zwölf Quadratkilometer großen Gletscherplatte - dem ewigen Eis - auf diesem Berg übrig geblieben ist. Das sieht aus, als würde der Abenteurer Gadd an einem hohlen Zahn hochklettern."
Da Gadd als Abenteurer gelte, könne es gelingen, mit solchen Bildern auch eine Generation anzusprechen, die auf Fun und Hedonismus ausgerichtet sei.
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