Unruhen in Ferguson

Obama kann auch nichts ausrichten

Ein brennendes Polizeiauto in Ferguson/Missouri während Protesten gegen die Entscheidung der Geschworenen, keine Anklage gegen den Polizisten zu erheben, der den schwarzen Jugendlichen Michael Brown erschossen hatte.
61 Festnahmen, mehr als Hundert Schüsse - die Bilanz der Nacht nach der Entscheidung der Geschworenen in Ferguson. © AFP - Jewel Samad
Moderation: Marianne Allweiss und André Hatting · 25.11.2014
Die Ereignisse in Ferguson seien ein Ausdruck der unverändert rassistischen Strukturen der amerikanischen Gesellschaft, meint der Amerikanist Jürgen Martschukat. Daran könne auch ein schwarzer Präsident nichts ändern.
Ein bisschen erinnern die derzeitigen Bilder aus Ferguson an die Rassenkonflikte in den USA der 50er Jahre. Eine überwiegend weiße Jury, ein weißer Polizeiapparat gegenüber einer aufgebrachten schwarzen Menge. Auch Jahrzehnte nach der Aufhebung der Rassentrennung folgten viele Strukturen der US-amerikanischen Gesellschaft rassistischen Mustern - vor allem in Polizei und Justiz, meint der Nordamerikaforscher Jürgen Martschukat von der Universität Erfurt. "Diese polizeilichen Übergriffe sind an der Tagesordnung."
Fast 90 Prozent der Polizeikräfte seien Weiße, obwohl man wisse, dass das in Vierteln, in denen mehrheitlich Afroamerikaner oder Latinos lebten, zu Problemen führe, so Martschukat weiter. "Und dass das so beibehalten wird, liegt einfach an der rassistischen Einstellungspraxis."
Tief gespaltene Gesellschaft
Außerdem seien viele Menschen sehr zufrieden mit der gegenwärtigen Situation: "Das hat sicher auch mit einer Verfestigung und Verstetigung von Machtstrukturen in der Gesellschaft zu tun und sicher auch mit der Spaltung in der Gesellschaft, die einen Ausgleich in einem politischen Prozess, der auf ein Miteinander ausgerichtet ist, sehr schwierig macht."
Daran könne auch ein afroamerikanischer Präsident nichts ändern, betont Martschukat. "Obama selber kann unmittelbar sehr wenig Einfluss darauf nehmen. Da sind die Vereinigten Staaten einfach zu dezentral, und das ist oft eine Angelegenheit der Staaten und der Bezirke."
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