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Lohntransparenz
Hat der Wert der Arbeit ein Geschlecht?

In Deutschland ist die Frage nach dem Verdienst immer noch tabu. Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes verdienen Frauen rund ein Fünftel weniger als Männer - und zwar pro Arbeitsstunde. Der morgige Equal Pay Day erinnert an diese Ungleichheit - und erstmals wird im Bundestag über ein Entgeltgleichheitsgesetz beraten.

Von Uschi Götz und Frank Capellan | 19.03.2015
    Ein Mann und eine Frau in Business-Look beugen sich gemeinsam über einen Laptop-Computer
    Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes verdienen Frauen rund ein Fünftel weniger als Männer - und zwar pro Arbeitsstunde. (imago / McPHOTO)
    "Es gibt sehr viele Arbeitsverträge, in denen nach wie vor enthalten ist, dass über das Gehalt nicht geredet werden darf. Auch wenn Leute wie ich, also Betriebsrätinnen, wissen, dass das sittenwidrig ist und vom Bundesarbeitsgericht auch schon verworfen wurde, dieser Passus, ist diese Geheimnistuerei doch üblich."
    Jahrzehntelang verboten Arbeitgeber ihren Angestellten, über den Lohn zu sprechen. Heute ist es zwar erlaubt, doch die Frage nach dem Verdienst bleibt besonders in Deutschland ein Tabu. Vielleicht dauerte es deshalb recht lange, bis der Equal Pay Day im Jahr 2008 nach Deutschland kam. Erfunden wurde er in den USA. Ein Zusammenschluss von vielen Organisationen und Gewerkschaften rief 1966 den Tag für gleiche Bezahlung ins Leben. Im Mittelpunkt der Bewegung stand damals die schlechte Bezahlung vor allem von afroamerikanischen Frauen.
    Inzwischen erinnert dieser Tag gegen ungerechte Bezahlung auch in Europa daran, dass Frauen immer noch schlechter verdienen als Männer. Dieses Jahr fällt der Equal Pay Day in Deutschland auf den 20. März. Das Motto: Transparenz.
    Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes verdienen Frauen rund ein Fünftel weniger als Männer - und zwar pro Arbeitsstunde. Der Bruttostundenverdienst lag im Querschnitt durch alle Berufe und Qualifikationen im vergangenen Jahr bei 22 Prozent unter dem von Männern. Der EU-Durchschnitt lag hier bei 16 Prozent.
    Das heißt: Frauen arbeiten länger als Männer für ihr Geld. Bis zum heutigen Tag mussten in Deutschland Frauen arbeiten, um so viel zu verdienen wie Männer im Jahr 2014 bis zum Jahresende.
    Deutschland zählt zu den Spitzenreitern beim ungleichen Lohn. Ähnlich ungleich oder schlechter stehen in Europa nur noch etwa Österreich oder Estland da. Unter den deutschen Bundesländern wiederum fällt besonders Baden-Württemberg auf. Dort liegt die Einkommenslücke mit 28 Prozent noch einmal deutlich über dem Bundesdurchschnitt.
    Die Bundesfrauenministerin und die Frauen-Quote
    Was die gleiche Bezahlung von Frauen und Männer angeht, sieht Deutschland im internationalen Ranking zwar schlecht aus. Auf dem Weg allerdings, Frauen verstärkt in Führungspositionen zu bringen, hat sich die Bundesfrauenministerin Manuela Schwesig inzwischen weltweit Respekt verschaffen können. Zum Internationalen Frauentag am 8. März wird der 40-jährigen Sozialdemokratin bei den Vereinten Nationen in New York der rote Teppich ausgerollt. Sie darf darüber reden, wie es mit der Gleichstellung von Frauen und Männern vorangehen könnte.
    "Eigentlich wollte ich bei meinem Besuch in New York und Washington vor allem über Gewalt gegen Frauen sprechen", erzählt sie später, "doch dann wollten alle wissen, wie wir das mit der Frauenquote hinbekommen haben." 20 Jahre nachdem die Vereinten Nationen das Thema Gleichberechtigung erstmals auf ihre Agenda genommen haben, hapert es auch in den Industrienationen weiter an der Umsetzung. Die Quote für Aufsichtsräte ist nun durch, Schwesig will sich ab sofort die ungleiche Bezahlung von Frauen und Männern vornehmen.
    "Kein Mann kann wollen, dass seine Partnerin schlecht bezahlt wird, und kein Vater kann wollen, dass seine Tochter, die eine gute Ausbildung hat, schlecht bezahlt wird. Und das steht für mich im Mittelpunkt, und ich bin es gewohnt, die Rechte von Frauen gegen Widerstände durchzukämpfen, und es würde mich nicht überraschen, wenn auch bei diesem Gesetz das auf mich zukommt!"
    Sie ahnt, was da droht. Schwesig erlebte schon beim Kampf um die Quote, wie die besonders von Männern dominierten Konservativen immer wieder versuchten, das Gesetz zu verwässern. Der Fraktionschef der Union, Volker Kauder, zog die Macho-Karte und sprach einen Satz, für den sich schließlich sogar die Kanzlerin persönlich bei Manuela Schwesig entschuldigte.
    "Frau Familienministerin soll nicht so weinerlich sein, sondern sie soll den Koalitionsvertrag umsetzen, und dann ist alles in Ordnung!"
    Genau das will die Frau Familienministerin nun tun, auch und gerade mit Blick auf eine geschlechtergerechte Bezahlung. Zu diesem Thema nämlich bietet das schwarz-rote Glaubensbekenntnis durchaus Konkretes:
    "Die Koalitionspartner sind sich einig, dass die bestehende Lohndifferenz zwischen Männern und Frauen nicht zu akzeptieren ist", steht auf Seite 72 des Koalitionsvertrages. Und weiter:
    "Um das Prinzip 'Gleicher Lohn für gleiche oder gleichwertige Arbeit' besser zur Geltung zu bringen, wollen wir mehr Transparenz herstellen."
    Ziel: Verpflichtung zur Frauenförderung und Entgeltgleichheit
    Unternehmen ab 500 Beschäftigten sollen demnach verpflichtet werden, zur Frauenförderung und Entgeltgleichheit Stellung zu nehmen. Genau dazu will die Ministerin die großen Betriebe nun per Gesetz verdonnern.
    "Im Koalitionsvertrag ist vorgesehen, dass Betriebe, die sowieso einen Lagebericht über ihre wirtschaftliche Situation schreiben, auch etwas dazu sagen, wie sind bei uns die Löhne verteilt zwischen Frauen und Männern. Es geht auch darum, dass man sich mit dem Thema endlich auseinandersetzt und hinterfragt, warum bekommen die Frauen bei uns im Betrieb weniger, warum sind sie überwiegend in Teilzeit, warum sind sie vor allem in Lohngruppen, die niedriger sind als Männer. Jeder Betrieb muss ein Interesse haben, sich mit dieser Frage auseinanderzusetzen, und ich frage mich, welcher Betrieb kann eigentlich etwas dagegen haben, sich selbst zu überprüfen, ob er gerecht bezahlt."
    Das Kalkül liegt auf der Hand: Wenn Unternehmen Klagen befürchten müssen, weil sie Frauen über die Bezahlung diskriminieren, werden sie es kaum noch wagen, die Löhne für ihre weiblichen Mitarbeiter zu drücken. Jeder und jede soll ein gesetzlich verankertes Recht darauf haben zu erfahren, wie viel die Kollegen mit einem ähnlichen Tätigkeitsfeld verdienen. "Entgeltgleichheitsgesetz", "Gesetz für mehr Lohngerechtigkeit", "Transparenzgesetz" - das Vorhaben, das die Sozialdemokratin gerade federführend - unterstützt von ihrer Genossin, Arbeitsministerin Andrea Nahles - in Paragrafen kleidet, hat inzwischen viele Bezeichnungen. Für Schwesig geht es aber um einen zentralen Punkt:
    "Dass auch jede Frau, und natürlich auch jeder Mann, erfahren können muss, warum bin ich so eingestuft. Ist das auch die gerechte Einstufung mit vergleichbaren Tätigkeiten im Betrieb. Wir haben gerade am prominenten Beispiel von Birkenstock gesehen, dass es immer noch Branchen gibt, die einfach die Frauen schlechter bezahlen, weil sie Frauen sind! Deshalb ist es wichtig, hier ein Auskunftsrecht zu bekommen. Es geht nicht um Neiddebatten. Es geht auch nicht darum, dass jetzt alle ihre Lohnzettel offenlegen müssen."
    Gesellschaftlich und betriebsintern soll der Druck wachsen, die Lohnlücke zwischen Frauen und Männern abzubauen. Letztlich könnte mit dem Gesetz die Beweisführung erleichtert werden, wenn es darum geht, den gleichen Lohn beim Arbeitsgericht einzuklagen.
    Ein Unternehmen in Esslingen
    Im schwäbischen Esslingen am Neckar hat das Unternehmen Festo seinen Stammsitz. Festo ist ein international führender Anbieter von Automatisierungstechnik im Bereich Fabrik- und Prozessautomation. Weltweit arbeiten rund 16.700 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Unternehmen. In Esslingen sind rund ein Drittel der Beschäftigten Frauen.
    "Da gibt es die relativ geringfügig bezahlten Frauen, wie in (der) Montage. Da sind überwiegend Frauen tätig. Da ist dann auch so eine richtige Pyramide, der Boden. Dann kommen die etwas besser Bezahlten mit einer dreijährigen Ausbildung, da bilden dann die kaufmännischen Berufe so einen Bauch, auch überwiegend Frauen. Und wenn es dann um Assistentenstellen, um Projektmanagement, Vertriebsingenieure und in ähnliche Leitungsfunktionen geht, da wird dann der Frauenanteil gravierend dünner", erklärt Betriebsrätin Monika Heim.
    In diesem Punkt unterscheidet sich Festo nicht von anderen Betrieben im Bereich der Metall- und Elektroindustrie. In den Montagehallen bauen Frauen in Kleinarbeit per Hand Ventile zusammen. Die Frauen sind hier in der Überzahl, sie stellen etwas mehr als die Hälfte. Viele von ihnen haben keine Industrielehre, einige waren Verkäuferinnen oder Friseurinnen. Immerhin, jetzt bekommen sie mehr Geld. Durchschnittlich verdient eine Frau in der Montage rund 2.500 Euro brutto. Und doch:
    "Die Frauen haben sehr häufig das Gefühl gehabt, dass sie für die gleiche Arbeit weniger verdienen."
    Betriebsrätin Monika Heim und das Betriebsratsteam wollten nun wissen, ob bei Festo beschäftigte Frauen im Vergleich zu ihren Kollegen weniger verdienen. Vor allem Facharbeiterinnen aus der Produktion hatten den Verdacht, nicht gleich wie ihre Kollegen bezahlt zu werden. Das Unternehmen stimmte einer Überprüfung zu. Geprüft wurde 2011, ob und gegebenenfalls wo sich Diskriminierung bei Festo zeigt.
    "Die Personalabteilung hat eine Datei erstellt unter verschiedenen Gesichtspunkten, alle Personaldaten von Männern und Frauen sind einfach abgezogen worden. Selbstverständlich anonym."
    Das Stuttgarter Forschungs- und Entwicklungsinstitut IMU wertete die Daten nach soziologischen Gesichtspunkten aus und kam zu dem Ergebnis:
    "Es kam heraus, dass gleiche Aufgaben gleich bezahlt werden, dass Frauen aber nicht die gleichen Jobs haben, wie Männer, sprich da, wo die Entgelte ansteigen, sinkt der Frauenanteil rapide ab bis hin zu den übertariflich Bezahlten, wo zu dem Zeitpunkt nur vier Prozent der Frauen in den hochpreisigen Jobs unterwegs waren."
    Heike Greißl arbeitet seit 26 Jahren bei Festo. Die Frau mittleren Alters ist Maschinenbauingenieurin und hat schon viele Bereiche bei Festo durchlaufen. Sie kennt die Schnittstellen - ob bei Akademikerinnen, Fachkräften, bei Frauen mit und ohne Kindern, und auch bei ungelernten Mitarbeiterinnen. Sie selbst wurde einst nach der Geburt ihrer mittlerweile erwachsenen Tochter anders eingruppiert:
    "Dann wollte ich in Teilzeit tätig bleiben. Das hat mir der damalige Bereich auch zugestanden. Allerdings nicht in meiner Ingenieurstätigkeit, sondern ich hatte Teilzeit als Sachbearbeiterin - meinen ehemaligen Ingenieurskollegen zuarbeiten müssen."
    Mitunter vom Wohlwollen Vorgesetzter abhängig
    Und ab jetzt war sie auch bei der Bestimmung ihrer Entgeltgruppe von dem Wohlwollen ihrer Vorgesetzten abhängig.
    "Das ist sehr oft auch das Ermessen ihres nächsten Vorgesetzten. Ich kann es ihnen an meinem Beispiel sagen. Ich hatte mehrere Vorgesetzte in diesen 26 Jahren, ich hatte sehr frauenfreundliche Vorgesetzte, so möchte ich das mal sagen, die mit mir jeden Weg gegangen sind, mich unterstützt haben und mich auch gehaltlich gefördert haben. Ich hatte aber auch Erlebnisse von Vorgesetzten, die jetzt nicht frauenfeindlich waren, aber wo ich einfach gemerkt habe, der lässt mich einfach nicht weiter kommen. Ich möchte es einfach mal so sagen."
    Diese Praxis ist inzwischen weitgehend ausgeschlossen. Mittlerweile regelt in der Metall- und Elektroindustrie der Entgeltrahmentarifvertrag, häufiger ERA genannt, die Bezahlung. Er ist die die Ausgangsbasis für eine diskriminierungsfreie Bezahlung. Doch es gibt auch hier noch Spielräume, gerade wenn es darum geht, den Arbeitsplatz konkret zu beschreiben:
    "Das kann ich deshalb bestätigen, weil einfach, auch wenn es diese Arbeitsplatzbeschreibungen gibt, hängt es immer noch davon ab, welche Arbeitsplatzbeschreibung man für diesen Arbeitsplatz aussucht, und dementsprechend kann man eine andere Lohngruppe finden. Die könnte weiter unter sein. Ich möchte jetzt nicht sagen, dass das bewusst so ist, sondern, das könnte passieren - dadurch kommen solche Gehaltsunterschiede von bis zu 400 bis 500 Euro schon zustande."
    Heike Greißl arbeitet mittlerweile bei Festo im Bereich Didaktik. Auffällig findet sie, dass vor allem bei nicht-deutschstämmigen Frauen eine große Scheu besteht, um einen besseren Lohn zu kämpfen:
    "Wir arbeiten sehr stark interkulturell. Wenn ich mit Frauen spreche, dann sage ich Menschenskinder, du hättest doch das Recht, das und das für diese Tätigkeit, die du machst, zu verlangen, dass da Antworten kommen: Nein, gebietet mir meine Kultur nicht so, das kann ich einfach aus kulturellen Gründen nicht machen."
    Wie aus dem jüngsten Lohnspiegel der gewerkschaftsnahen Hans-Böckler-Stiftung hervorgeht, verdiente eine Metallarbeiterin im Jahr 2013 monatlich 2.078 Euro, ein Metallarbeiter 2.659 Euro, ein Unterschied von 581 Euro. Ein Maschinenbautechniker verdiente laut Lohnspiegel 4.004 Euro brutto, seine Kollegin 3.324 brutto - Differenz 680 Euro. Festo-Betriebsrätin Monika Heim findet hierfür nur eine Erklärung:
    "Der Unterschied mag ja darin liegen, dass es immer noch Betriebe ohne Tarifbindung gibt. Die sind natürlich nicht so unterwegs, wie die mit Tarif. Ich kann es mir gut vorstellen, dass es da geschlechtsspezifisch unterschiedliche Bezahlung gibt."
    Entgeltlücke im Bereich der Metall- und Elektroindustrie
    Gabriele Ulbrich, beim IG-Metall-Vorstand in Frankfurt zuständig für das Ressort Frauen- und Gleichstellungspolitik, räumt ein, dass es auch noch im gewerkschaftlich gut organisierten Bereich der Metall- und Elektroindustrie eine Entgeltlücke gibt. Woran es liegt, dass im reichen Baden-Württemberg die Entgeltlücke selbst im deutschen Vergleich besonders hoch ist, kann sie sich kaum erklären, verweist aber darauf:
    "Es gibt auch durchaus Elektrobetriebe in Baden-Württemberg, wo es einen hohen Anteil an- und ungelernter Arbeiterinnen gibt. Die verdienen natürlich erst mal weniger."
    Laut Ulbrich ist der wichtigste Grund für die unterschiedliche Bezahlung im Metall und Elektrobereich, dass Frauen in bestimmten Jobs schlicht nicht zu finden sind. Genauere Untersuchungen laufen derzeit aber noch.
    Mit der unterschiedlichen Bewertung von Körperkraft in der Metallindustrie habe dies aber nichts zu tun. Während in vielen anderen Branchen körperliche Belastung noch als Bewertungskriterium zur Einstufung in bestimmte Entgeltgruppen zählt, sieht die IG Metall das Thema "diskriminierungsfreie Arbeitsplatzbewertung" als abgeschlossen an.
    "Ich kann meinetwegen 40 Kilo heben, das wird besser bewertet, als ich kann nur 20 Kilo heben. Das heißt, das ist ein typischer Diskriminierungsgrund für Frauen, weil immer argumentiert wurde, Frauen können nicht so schwer heben. Da hat es gerade bei den Entgeltrahmentarifverträgen in der Metall- und Elektroindustrie, ist es gelungen, dass dieses Kriterium überhaupt nicht mehr bewertet wird, nicht mehr eingruppierungsrelevant ist."
    "Sigmar Gabriel gebe ich jetzt das Wort, als erstem Mann in der Debatte, und sollte sich die Entgeltgleichheit bei uns in Redezeiten ausdrücken, haben die beiden Männer gut verhandelt, er spricht für die SPD-Fraktion."
    Im Parlament bringen die Sozialdemokraten das Thema immer wieder auf die Tagesordnung, Gabriel macht die Frauenförderung gern zur Chef- und damit zur Männersache:
    "Vielen Dank, Frau Präsidentin. Aber wir sind uns sicher einig, dass Gleichberechtigung von Frauen keine Aufgabe von Frauen allein ist."
    Nach Rente mit 63, nach Mindestlohn und Frauenquote will der Koalitionspartner den Sozialdemokraten nicht schon wieder einen Erfolg gönnen. "In diesem Jahr wird das nichts mehr", hat Unionsfraktionschef Volker Kauder seinem SPD-Kollegen Thomas Oppermann schon mal klargemacht - und musste danach gleich wieder zurückrudern.
    "Ich kann nicht erkennen, dass wir bremsen, sondern wir müssen uns erst einmal angucken, welche Lösungen wir anbieten können. Das Thema, dass Frauen und Männer gleich verdienen müssen, ist ein Thema von uns allen, auch von mir!"
    Grenze des Zumutbaren?
    Dass Unternehmen regelmäßig belegen müssen, wie sie Frauen und Männer bezahlen, überschreitet nach Ansicht von Arbeitgebervertretern nach der Dokumentationspflicht für den Mindestlohn die Grenze des Zumutbaren. CDU-Wirtschaftsexperte Michael Fuchs redet schon von der "nächsten Bürokratielawine". Die gleiche Bezahlung durchzusetzen ist in seinen Augen Sache der Tarifparteien. Sie sind zuallererst in der Verantwortung, betont auch CSU-Landesgruppenchefin Gerda Hasselfeldt:
    "Wir haben beispielsweise bei den Berufen, in denen die Frauen überwiegend tätig sind, im pädagogischen Bereich, im sozialen Bereich, eine wesentlich geringere Bezahlung als in den technischen Berufen, in denen die Männer überwiegen. Das ist ein wesentlicher Grund für diese Entgeltgleichheit. Das kann nicht mit mehr Transparenz behoben werden, sondern da sind die Tarifparteien gefordert!"
    Manuela Schwesig glaubt nicht, dass die das alleine regeln können. Sie ist überzeugt davon, dass auch Betriebsräte und Gewerkschaften gesetzliche Vorgaben brauchen, und spricht strukturelle Ungerechtigkeiten an.
    "Warum wird in Deutschland das Heben von Menschen schlechter bezahlt als das Heben von Steinen? Eine Altenpflegerin bekommt weniger Geld, und das hat nichts damit zu tun, dass sie schlecht verhandelt."
    In dieser Legislaturperiode kommt das Gesetz, darauf pocht Schwesig. Dass es zum Equal Pay Day im nächsten Jahr da ist, glaubt allerdings auch sie nicht. Und SPD-Chef Sigmar Gabriel möchte vielleicht erst kurz vor der nächsten Wahl mit diesem Thema punkten. Sein Verhältnis zu Schwesig ist nicht spannungsfrei, doch überraschend deutlich hat er ihr bisher den Rücken gestärkt.
    "Die Aufgabe von Frau Schwesig als Ministerin ist, für Frauenrechte einzutreten, und wenn das Männer als nervig finden, dann zeigt das eher, dass die Männer ein Problem haben, aber nicht, dass Frau Schwesig ein Problem hat. Frau Schwesig macht einen exzellenten Job, und wir werden ihre Vorschläge umsetzen!"