"Unerträgliche Situation für einen Künstler"

12.10.2007
Der Kölner Verleger Helge Malchow hat die Entscheidung des Bundesverfassungsgerichts kritisiert, den Roman "Esra" von Maxim Biller endgültig zu verbieten.
Der Chef des Verlages Kiepenheuer & Witsch sagte im Deutschlandradio Kultur wörtlich: "Der Autor ist über dieses Urteil natürlich genauso enttäuscht wie wir." Er ergänzte: "Welcher Schriftsteller ist glücklich darüber, wenn ein Roman, ein wichtiger Teil seines literarischen Werkes, dem Publikum nicht zugänglich gemacht werden kann und verboten bleibt." Viele Rezensionen hätten die Qualität des Werkes unterstrichen.

Malchow sieht in dem Richterspruch einen Rückschlag für die Kunstfreiheit in Deutschland. "Ich denke, dass es atmosphärisch etliche Wirkungen hat." Er wisse, dass zahlreiche Autoren die Entwicklung verfolgten "und nun alles andere, als glücklich darüber sind, was bei diesen Prozessen herausgekommen ist."

Die Autoren hätten nun beim Schreiben eines Romans statt der literarischen Phantasie und der Ästhetik auch juristische Verbote als Leitfaden zu berücksichtigen. "Das ist eine eigentlich unerträgliche Situation für einen Künstler, die ich den Autoren lieber erspart hätte."

Auf Rechtsmittel auf europäischer Ebene gegen die Entscheidung der Karlsruher Richter wollte sich Malchow noch nicht festlegen. "Für uns ist jetzt nach den Anstrengungen der Verfassungsklage erst einmal eine Entscheidung ergangen, die wir zu akzeptieren haben." Man müsse mit einigem zeitlichen Abstand noch einmal auf die Begründung schauen und prüfen.