UNEP-Direktor Achim Steiner

"Es wird immer schwieriger, Umweltprobleme zu lösen"

Achim Steiner, scheidender Exekutivdirektor das UN-Umweltprogramm UNEP; Aufnahme vom Februar 2015
Achim Steiner, scheidender Exekutivdirektor das UN-Umweltprogramm UNEP; Aufnahme vom Februar 2015 © picture alliance / dpa / Michael Kappeler
Von Utz Dräger · 14.06.2016
Sein Credo: Umweltschutz und wirtschaftliche Entwicklung – das geht zusammen! Zehn Jahre war Achim Steiner Leiter des UN-Umweltprogramms UNEP in Nairobi. Doch zum Ende seiner Amtszeit mischt sich Frust in die Bilanz. Die Umwelt verändere sich immer schneller, der Zeitdruck zu handeln sei groß, meint Steiner.
Ein ruhiger Überzeuger, offen und respektvoll im Gespräch, beharrlich und mit klarer Position in der Sache. Wenn Achim Steiner sich denen zuwendet die noch am Klimawandeln zweifeln, dann klingt das so:
"Wenn Sie ein Kind haben und gehen damit zu hundert Ärzten und 97 von diesen Ärzten sagen ihnen 'Dieses Kind ist krank, es muss ins Krankenhaus' und drei sagen 'Nein, absolut nichts, gehen Sie nach Hause' – was würden Sie machen?"
2006 übernahm der Deutsch-Brasilianer Steiner die Position des Exekutiv-Direktors des Umweltprogramms der Vereinten Nationen von seinem Vorgänger Klaus Töpfer. Dieser Empfing den damals 45-Jährigen bei der UNEP mit aufrichtigem Respekt:
"Achim Steiner ist ganz sicherlich ein so guter, erfahrener Mann, obwohl er noch sehr jung ist - verglichen. Er hat das wichtige IUCN, die Zusammenfassung aller artenvielfaltsbezogenen Nichtregierungsorganisationen glänzend gemanagt!"
Klaus Töpfer soll Achim Steiner die Kandidatur für die Leitung der UNEP mit Sitz in Nairobi empfohlen haben. Steiner, der in Oxford Philosophie, Politik und Ökonomie studiert hatte, brachte ebenso jahrelange Erfahrung der Arbeit in der internationalen Umweltpolitik mit.
Seine Hauptbotschaft von Beginn an war: Umweltschutz und volkswirtschaftliche Entwicklung gehen zusammen und verhindern sich nicht. Steiner machte sich für "Green Economy" und "Green Finance" stark.

Umweltveränderungen sind dramatisch

Zahlreiche Konferenzen, Netzwerktreffen und hunderte Stunden an Verhandlungstischen später gibt der äußerlich immer gelassene Steiner heute zu, dass die Arbeit ihn immer wieder auch frustriert habe.
"Vor dem Hintergrund, dass die Umweltveränderungen immer rapider und in immer größerer Größenordnung stattfinden. Und damit ist sozusagen der Zeitdruck immer stärker geworden. Und das ist natürlich aus Sicht eines Exekutivdirektors des Umweltprogramms erst einmal frustrierend, weil die Möglichkeiten, mit diesem Problem umzugehen, letztlich immer schwieriger werden. "
Dennoch wusste Steiner seine ungewöhnlich langen zehn Amtsjahre als Exekutivdirektor zu nutzen. Seinem Wirken ist auch das Gelingen des Übereinkommens von Paris zu verdanken, dass außergewöhnlich klar und eindeutig globale Klimaziele festlegt. Insbesondere aber gelang es Steiner in seiner Amtszeit das gesamte Umweltprogramm aufzuwerten. Hier sieht auch er einen seiner Hauptverdienste.
"Wenn ich heute mit diesen zehn Jahren Rückblick auf das schaue, was UNEP ist, dann ist erst einmal meine Freude darüber besonders stark, dass das Umweltprogramm der Vereinten Nationen heute eine stärkere Institution ist – wir vor allem das Umweltparlament der Welt gegründet haben, nämlich mit allen Nationen jetzt eine Umweltversammlung der Vereinten Nationen zu haben."

Grüner Umbau von Welt- und Finanzwirtschaft

Diese gestärkte UNEP wird ab jetzt der Norweger Erik Solheim übernehmen. Der ehemalige norwegische Minister für Umwelt und internationale Entwicklung war zuletzt bei der OECD für die Kooperationen mit Entwicklungsländern zuständig. Beobachter gehen davon aus, dass er Steiners Kurs – eines grünen Umbaus von Welt- und Finanzwirtschaft – fortzusetzen vorhat.
Achim Steiner hat zum September eine Stelle an der Oxford Universität angenommen. Hier wird er eine universitätsübergreifende Forschungsplattform leiten. Wie auch bei der UNEP wird er Forschung, Politik und Wirtschaft dort zusammenführen – es geht um die großen Zukunftsfragen – und ganz sicher auch um die Umwelt.
Auf die neuen Herausforderungen freut er sich. Den Sitz der UNEP in Nairobi, sein zu Hause in Kenia, verlässt Achim Steiner nur sehr ungern:
"Mit zwei weinenden Augen! Für viele ist das Bild von Afrika von Krisen, Kriegen und Dürren geprägt. Meine Familie und ich haben mehr als 15 Jahre nun in Afrika verbracht und ich muss sagen, für mich ist das Verlassen dieses Kontinents wirklich ein Verlust. Aber vielleicht ist es ja nur für einige Jahre und dann öffnet sich die Tür wieder für eine Rückkehr!"
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