"Und plötzlich macht es Klick!" von Bas Kast

Die Gesetze der Kreativität

Eine Bank aus Skiern und Snowboards in Bayern
Bank aus Skateboard-Brettern: Öfter mal die Gewohnheiten und das Umfeld ändern! So lassen sich Denkschemata durchbrechen, rät Bas Kast. © imago / blickwinkel
Von Vera Linß · 08.04.2015
Jeder kann kreativ sein, wenn er bereit ist, über eigene Grenzen zu gehen. Davon ist Bestseller-Autor Bas Kast überzeugt. In "Und plötzlich macht es Klick!" lehrt er das Handwerk schöpferischen Denkens, ignoriert jedoch die notwendigen ökonomischen Voraussetzungen.
Voller Ideen sprühen, Probleme lösen, Neues erfinden und am besten übers Internet posten: "Kreativ sein" gilt als Kapital in einer Arbeitswelt, die auf permanente Selbstoptimierung setzt, nach dem Motto: Jeder, der sich nur genug Mühe gibt, kann es schaffen. Dieser schönen neuen Welt widmet sich jetzt auch der Bestsellerautor Bas Kast. Passend, wenn man seine vorherigen Titel anschaut, in denen es um Glück, Liebe und Intuition ging. Jetzt also Kreativität, die, glaubt man dem Autor, jedem zu Eigen ist. Jeder könne kreativ sein, der bereit sei, über eigene Grenzen zu gehen, schreibt er.
Klingt nach Motivationsguru. Aber Bas Kast wäre nicht Bas Kast, würde er das Thema nicht anders aufbereiten und so nähert er sich dem Thema erzählerisch gekonnt und leichtfüßig. Er stellt neueste Forschungserkenntnisse der Kognitions- und Neurowissenschaften vor, etwa dass es tatsächlich empirisch überprüfbare Grundfaktoren des schöpferischen Denkens gibt, wagt den Blick hinter die Kulissen, besucht Forscher in ihren Labors und nimmt teil an Versuchen.
Um Fantasie zu entwickeln, braucht der Mensch Mußestunden
So hat er das Virtual-Reality-Labor der Universität Nimwegen besucht, wie auch das Meditationslabor der Universität Leiden, wo er an selbst ausprobiert hat, wie die "Gesetze" der Kreativität funktionieren. Zum Beispiel ließ er sein Einfallsreichtum testen – vor und nach einer Meditation.
Sein Fazit: Viele Erkenntnisse scheinen banal, sind nun aber wissenschaftlich untermauert. Etwa, dass der Mensch Mußestunden braucht, damit das Gehirn die für die Fantasie zuständigen Netzwerke aktiviert. Oder, dass man öfter mal seine Gewohnheiten und sein Umfeld ändern sollte, um Denkschemata zu durchbrechen. "Die Routinen des Alltags lullen uns ein."
Schulstoff wird spannender, wenn ihn die Lehrer nicht "vorkauen"
Bas Kasts Schilderungen sind ein großer Lesespaß. Spannend sind auch die Schlussfolgerungen die sich für Schule und Arbeit ergeben: Am Massachusetts Institute of Technology haben Forscher herausgefunden, dass sich Kinder viel mehr für Dinge interessieren, die ihnen nicht schon von den Lehrern komplett vorgekaut worden sind. Und am Berliner Max-Planck-Institut für Bildungsforschung quartiert man Teams immer auf einer Etage ein, weil zwischenmenschliche Kontakte bevorzugt horizontal entstünden und das die Kreativität erhöhe.
Wie aber nun wird man selbst ein Kreativer? Bas Kast hat zwei Tipps: "Finde deine Nische" und "Folge den Fähigkeiten, die dir gegeben sind." Na toll! Falsch ist dieser Rat zwar nicht, aber er offenbart genau die Schwäche, die sich latent durch das gesamte Buch zieht: Bas Kast räsoniert über dieses wichtige Thema, ohne die ökonomischen Voraussetzungen in den Blick zu nehmen, die verhindern, dass sich Kreativität entfalten kann. Und so ist sein Buch vergleichbar mit einer zwar anregenden, aber dann doch eher populärwissenschaftlichen Plauderei.

Bas Kast: Und plötzlich macht es Klick! Das Handwerk der Kreativität oder wie gute Ideen in den Kopf kommen
S. Fischer Verlag, Frankfurt am Main 2015
272 Seiten, 19,99 Euro

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