"Und meine Seele spannte weit ihre Flügel aus ... "

Moderation: Gerald Felber · 18.10.2009
Schumanns Eichendorff-Liederkreis op. 39 gilt vielen Hörern, vor allem wegen der darin zentral eingebetteten "Mondnacht", als Inbegriff der romantischen Liedkunst schlechthin. Tatsächlich hat der Komponist hier einen Grad der Identifikation mit den Texten erreicht, die man auch in seinem eigenen Schaffen sonst nur ausnahmsweise findet.
Dabei steht der Gedanke der Entgrenzung über alle bürgerlichen Beengungen hinaus in einer spannungsvollen Beziehung zu dem durchaus bürgerlichen Ziel, das Schumann im Entstehungsjahr 1840 verfolgte: der Heirat mit Clara Wieck. Sie galt ihm nicht nur als Legitimierung der bereits bestehenden Liebesbeziehung, sondern darüber hinaus als Zeichen der gleichwertigen Gesellschaftsteilhabe eines freien Künstlers und Journalisten.

Die beeindruckenden Passagen tiefer, weltschmerzlicher Melancholie lassen sich zu dieser Lebenssituation ebenso in Beziehung setzen wie der überschwängliche, aber nicht rundum überzeugende Schluss des Zyklus.

Beginnend mit Dietrich Fischer-Dieskau 1955 und endend mit Sarah Connolly im Vorjahr sucht Gerald Felber nach Antworten, mit denen eine ganze Reihe profilierter Liedinterpreten auf die Spannungsfelder dieser ungewöhnlich eindringlichen Liederfolge reagiert haben.