Und immer wieder Bach ...

24.04.2014
Am Ende landen sie alle bei IHM, dem Vater aller Musik, bei Johann Sebastian Bach. Selbst der Skandalkomponist Igor Strawinsky kam in reiferen Jahren zurück zur unspektakulären Bekenntnismusik des Thomaskantors. Das Finnische Radiosinfonieorchester bringt den neobarocken Strawinsky mit zwei modernen Versionen Bachscher Musik zusammen.
In seiner Instrumentalmusik ging Johann Sebastian Bach teils verschlungene Wege, ob er nun eine sechsstimmige Fuge für den preußischen König komponierte oder ein vielschichtiges Quasi-Lehrwerk zum Schreiben polyphoner Musik wie die "Kunst der Fuge" verfasste. Nachfolgende Künstler haben sich immer wieder daran versucht, diese komplexe Welt für ein modernes Ensemble zugänglich zu machen und dabei den Hörerinnen und Hörern von heute Hilfestellung zu geben, wie man den miteinander verschlungenen Stimmen folgen kann.
Anton Webern ist das auf seine unnachahmlich trockene Art gelungen, als er das berühmte Potsdamer Königsthema, das der Alte Fritz dem nicht weniger alten Bach zur Improvisation vorgegeben hatte, in einer sechsstimmigen Version für kleines Ensemble aussetzte. An den neunzehnten Contrapunctus aus der "Kunst der Fuge" hat sich der Italiener Luciano Berio herangewagt und der spekulativ großräumigen Musik Bachs eine erdige und menschliche Dimension verliehen.
Weniger sei mehr, zu dieser Erkenntnis kam Igor Strawinsky nach seinen gewaltigen Ballettmusiken, die vor einhundert Jahren Kulturpessimisten zur Ansicht brachten, die Welt werde bald untergehen. Der Erste Weltkrieg hat diese Befürchtungen bestätigt, den russisch-französischen Komponisten aber dazu gebracht, bescheidener zu schreiben und Formen und Inspirationen aus der guten alten Zeit des Barock zu übernehmen.
So schrieb er seit den 20er-Jahren viele spannende Instrumentalwerke wie das Konzert für Klavier und Blasorchester und das Concerto in D für Streicher, die einen modernen Charakter von Virtuosität ausstrahlen. In seiner "Psalmensinfonie" zeigt Strawinsky etwas Erstaunliches: Er war ein religiös denkender und fühlender Mensch und hat mit dieser alttestamentarischen Sinfonie eines der beliebtesten geistlichen Werke des 20. Jahrhunderts geschrieben.
Der russische Dirigent Dima Slobodeniouk hat sich vor Jahren im "Musikparadies" Finnland niedergelassen und plant von hier aus seine internationale Karriere, die ihn inzwischen in die Position des Chefs des Galizischen Sinfonieorchesters in Spanien geführt hat und immer häufiger auch nach Deutschland bringt.
Musikzentrum Helsinki
Aufzeichnung vom 24.04.2014

Johann Sebastian Bach/Anton Webern
Ricercar à 6

Igor Strawinsky
Concerto in D für Streichorchester
Konzert für Klavier und Blasorchester

ca. 21:00 Uhr Konzertpause mit Nachrichten
"Mehr als nur der Deutsche Musikwettbewerb" –
Eine Podiumsdiskussion von der Frankfurter Musikmesse vom 12.3.2014
zur Frage "Sind Musikwettbewerbe noch zeitgemäß?"
Stefan Lang im Gespräch mit Hans-Joachim Reiser und Benedikt Holtbernd

Johann Sebastian Bach/Luciano Berio
Contrapunctus XIX

Igor Strawinsky
Psalmensinfonie

Johannes Piirto, Klavier
Tapiola Kammerchor
Finnisches Radiosinfonieorchester
Leitung: Dima Slobodeniouk