Letzter Vorhang im Kölner Millowitsch-Theater

Die Zeit der Schwänke ist vorbei

Willy Millowitsch (Mitte) in einer Szene des Theaterstücks "Der Etappenhase". Links sein Sohn Peter Millowitsch: Aufnahme vom Dezember 1989
Willy Millowitsch (Mitte) in einer Szene des Theaterstücks "Der Etappenhase". Links sein Sohn Peter Millowitsch: Aufnahme vom Dezember 1989 © picture-alliance / dpa
Carmen Thomas im Gespräch mit Gesa Ufer · 23.03.2018
Herzliche Atmosphäre, dämliche Dialoge: Das Kölner Millowitsch-Theater war eine Institution der westdeutschen Nachkriegszeit, nun gehen dort die Lichter aus. Die WDR-Journalistin Carmen Thomas erinnert an den legendären Volksschauspieler Willy Millowitsch - und seine große Liebe.
Ende einer Ära: Das Kölner Millowitsch-Theater stellt den Betrieb ein. Die historischen Theaterräume an der Aachener Straße werden in Zukunft als Veranstaltungsort der Volksbühne am Rudolfplatz genutzt.
"Weil ich den Theaterbetrieb nur aus privaten Renten-Rücklagen weiter aufrechterhalten kann, habe ich mich entschieden, den Schlussstrich zu ziehen", erklärte der letzte Chef des Hauses, Peter Millowitsch, Sohn des legendären Willy Millowitsch, gegenüber der Deutschen Presse-Agentur.
Spätestens seit Millowitschs Tod 1999 erlebte das Theater einen langsamen Niedergang. 2016 entschied sich der WDR, nach mehr als 60 Jahren keine Stücke mehr zu übertragen.
Die Volkstheater-Stars der westdeutschen Nachkriegsjahre: Heidi Kabel aus Hamburg (1914-2010) und Willy Millowitsch aus Köln (1909-1999); Aufnahme vom Februar 1981
Die Volkstheater-Stars der westdeutschen Nachkriegsjahre: Heidi Kabel (1914-2010) und Willy Millowitsch (1909-1999) im Jahr 1981© imago/United Archives

Publikum lacht über den "Etappenhasen"

Der einstige sensationelle Aufstieg der kleinen Volksbühne hatte 1945 begonnen, als Köln noch in Trümmern lag. Im Oktober 1953 wurde erstmals ein Stück des Millowitsch-Theaters im westdeutschen Fernsehen übertragen: "Der Etappenhase". Diese Aufführung machte das Theater überregional bekannt.
"Deutschland war früher im Millowitsch-Fieber", erinnert sich die WDR-Moderatorin Carmen Thomas im Deutschlandfunk Kultur. Die Stücke wurden samstagabends zur Hauptzeit übertragen und vom Publikum gefeiert.
Millowitsch sei es bei seiner Kunst vor allem darum gegangen, die sogenannten einfachen Leute mal für zwei Stunden ihren schrecklichen Alltag vergessen zu lassen, sagt Thomas. In dem Theater habe immer eine herzliche Atmosphäre geherrscht - und es sei furchtbar heiß gewesen, weil es natürlich damals noch keine Klimaanlage gab.

"Der hat sein Publikum so geliebt"

"Die Stücke waren im Grunde fast egal", meint die Radiojournalistin, die seien schon immer "dämlich und furchtbar" gewesen. Das Geheimnis von Millowitschs Erfolgs sei ein anderes gewesen: "Der hat sein Publikum so geliebt."
Die Ära des Volkstheaters sei nun aber wohl vorbei. Die typischen Millowitsch-Schwänke würden heute nicht mehr funktionieren. "Dafür ändern sich die Zeiten einfach", so Carmen Thomas.
(huc)
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