Umstrittene Rockband Frei.Wild

"Sprachrohr einer verunsicherten Männlichkeit"

Die Band Frei.Wild ist nicht mehr für den Echo nominiert
"Sprachrohr einer verunsicherten Männlichkeit" - so sieht der Musikjournalist Klaus Walter "Frei.Wild" © picture alliance / dpa / Holger Fichtner / 360graddesign.com
Der Musikjournalist Klaus Walter im Gespräch mit Timo Grampes · 15.05.2015
Für manche ist die Südtiroler Rockband "Frei.Wild" einfach rechtsradikal, für den Jugendkultur-Experten Klaus Farin sind die Musiker "konservative Antifaschisten". Und für Klaus Walter zwar keine Rechtsradikalen, aber "rechts offen".
An der Südtiroler Band "Frei.Wild" scheiden sich die Geister: Für die meisten bewegen sie sich mit ihren Texten gefährlich nah am rechten Rand. Für den Jugendkultur-Experten Klaus Farin, der gerade ein Buch über die Gruppe geschrieben hat, sind sie dagegen "konservative Antifaschisten".
"Das ist eine Frage, wie man rechts definiert", sagt der Musikjournalist Klaus Walter. "Ich würde auch niemals sagen, das sind Nazis oder Rechtsradikale, oder alle Fans von denen wären rechts. Das ist Unsinn." Aber Frei.Wild sei "rechts offen". Auch wenn die Band nicht rechtsradikal sei, arbeite sie doch mit Themen und Sujets, "die für Rechte und auch extreme Rechte anschlussfähig sind und zustimmungsfähig sind", so Walter. "Sie sind keine Rechtsrockband, aber – paradox – eine rechte Rockband."
Wo der Mann noch Mann sein darf
Umstritten sei Frei.Wild zum einen wegen der Vergangenheit des Sängers in einer "ja, kann man schon sagen, Neonazi-Band namens Kaiserjäger", so Walter weiter. "Zum anderen wegen ihres zur Schau getragenen Patriotismus, ihrer Heimatliebe, die sie immer wieder betonen und die wird von vielen Kritikern auch als nationalistisch interpretiert."
Hinzu käme ein sehr traditionelles Frauenbild: "Familie ist das Wichtigste, Mama ist die Beste." Walter sieht hier offenbar einen biografischen Zusammenhang: Die Musiker selbst hätten bis Ende zwanzig im "Hotel Mama" gelebt. "Also, der Horizont ist dann doch relativ eng."
Auch trage die von Frei.Wild propagierte aggressive Männlichkeit zu deren Popularität bei:

"Sie sind auch so ein bisschen Sprachrohr einer verunsicherten Männlichkeit",
so Walter.
"Sie bieten sozusagen eine Projektionsfläche: Hier darf der Mann noch Mann sein."
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