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Energie
Eon und RWE wollen Energiemarkt neu aufteilen

Es ist ein Strategiewechsel: Die beiden Essener Energiekonzerne RWE und Eon wirbeln den Energiemarkt durcheinander. Der eine konzentriert sich künftig auf die Stromerzeugung, der andere setzt auf die Netze und die Kunden. Die wichtigsten Fragen für Stromkunden im Überblick.

Von Sina Fröhndrich | 12.03.2018
    Zahlreiche Stromleitungen stehen bei Wewelsfleth (Schleswig-Holstein)
    Neuordnung auf dem Strommarkt - RWE will künftig konventionelle und erneuerbare Energien bündeln. (dpa / Daniel Reinhardt)
    Wie sieht der geplante Milliardendeal aus?
    Die RWE-Ökostromtochter Innogy wird filetiert – und aufgeteilt. Am Ende sollen übrig bleiben RWE und Eon – aber wohl nicht mehr als direkte Konkurrenten. Denn: RWE würde sich auf die Stromerzeugung konzentrieren - mit Kohle und erneuerbaren Energien. Der Kohlekonzern wäre damit grüner – zugleich will er aber wohl auch sein Kohle- und Gasgeschäft stärken – und schielt wohl schon auf die Kraftwerke von EnBW.
    Der Essener Konkurrent Eon setzt dagegen voll auf das Geschäft mit Stromnetzen und den Kunden. Schon jetzt sind die Gas- und Stromnetze für Eon der wichtigste Geschäftsteil – mit dann künftig 45 Millionen Kunden in Europa.
    Geplant ist ein komplexer Milliardendeal. Eine Fußnote dazu: Auch Eon hatte eine Tochter – den Kraftwerksbetreiber Uniper. Aber auch diese Tochter wurde verkauft. Damit setzen die Dinosaurier im deutschen Energiemarkt auf eine andere und neue Strategie.
    Hat die Neuordnung Folgen für Stromkunden?
    Verbraucherschützer sind sich nicht ganz einig. Die Verbraucherzentrale NRW glaubt nicht, dass es Nachteile für Kunden geben wird, weil der Wettbewerb im Strommarkt insgesamt groß genug sei. Der Bund der Energieverbraucher dagegen erklärte im WDR, er befürchte steigende Preise und weniger Wettbewerb. Die Marktmacht der beiden größten Player werde durch diesen Deal größer. Und Klaus Müller vom Verbraucherzentrale Bundesverband sagte dem Handelsblatt: Jeder Wettbewerber, der vom Strommarkt verschwinde, sei eine traurige Nachricht. Zugleich sei Innogy aber ein teurer Grundversorger, es sei zu hoffen, dass Eon die Strompreise senken werde.
    Welche Hürden gibt es?
    Fraglich ist, ob es kartellrechtliche Bedenken gibt. Zudem gibt es Kritik von RWE-Kommunen. Sie befürchten, dass durch den Wegfall von Doppelstrukturen bei Vertrieb und Verwaltung auch einige der insgesamt 41.000 Innogy-Arbeitsplätze gefährdet sind. Vor allem der Standort Dortmund sei gefährdet, erklärten deren Stadtwerke.
    Trotzdem, so will es das Handelsblatt recherchiert haben, werde es wohl auch im RWE-Aufsichtsrat grünes Licht geben.
    War so eine Neuordnung absehbar?
    Für viele Beobachter sind die Pläne von RWE und Eon überraschend – vor allem auch weil Innogy ein sehr junges Unternehmen ist und erst seit zwei Jahren existiert.
    Nach dem Atomausstieg hatten sich Eon und RWE neu aufgestellt – und zwar mit Hilfe von Töchtern. Dieser Kurs wird nun radikal geändert. Aber: Dass mit Innogy etwas passieren würde, das hatte sich spätestens im Dezember angedeutet: Innogy warnte vor einem schlechten Ergebnis - die Aktie schmierte ab, um 17 Prozent - und Innogy-Chef Peter Terium musste gehen.