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Mazedonien
Alsat M - ein Fernsehsender für alle Ethnien

Allein 22 Tote gab es kürzlich bei einer wilden Schießerei zwischen mazedonischen Sonderpolizisten und Albanern. Seit fast 15 Jahren bekämpfen sich die beiden Ethnien. Doch seit 2006 versucht ein zweisprachiger Fernsehsender, zwischen der albanischen Minderheit und den Mazedoniern zu vermitteln.

Von Stephan Ozsváth | 13.05.2015
    ARD-Korreposndent Stephan Ozsváth im Alsat M-Studio in Skopje.
    ARD-Korreposndent Stephan Ozsváth im Alsat M-Studio in Skopje. (ARD / Ozsváth)
    Kumanovo in Mazedonien. Wilde Schießereien zwischen schwer bewaffneten Albanern und Sonderpolizisten hatte es am Wochenende gegeben, Tote und Verletzte. Die Reporter von Alsat M – dem einzigen albanischen Privatsender, der im ganzen Land zu empfangen ist, sind vor Ort – auch nach den Kämpfen. Alsat berichtet über den Besuch von Oppositionsführer Zaev nach den Kämpfen in Kumanovo.
    Das Besondere an dem Sender, von dem die Konrad-Adenauer-Stiftung sagt, er vertrete rein albanische Interessen: Alsat M ist zweisprachig – die Internet-Seite durchgehend, manche Sendungen und auch die Nachrichten - und das ist so gewollt, erklärt der Chef vom Dienst - Jusuf Sadriu, ein ethnischer Albaner:
    "Einblicke in die jeweils andere Kultur möglich machen"
    "Die Zweisprachigkeit war das Hauptthema von Alsat M. Damit sich ethnische Albaner und Mazedonier besser kennenlernen können. Viele Albaner können Mazedonisch, umgekehrt ist das nicht so. Wir wollen durch unser zweisprachiges Programm Einblick in die jeweils andere Kultur möglich machen."
    Sehr beliebt bei den Zuschauern beider Ethnien ist etwa die Politik-Sendung "Der Weg" – albanisch: "Rruga drejt", Mazedonisch "Patot kon". Alsat M sendet auch türkische Telenovelas – wie jeder andere Balkan-Sender. Das Besondere ist aber die Zweisprachigkeit – auch in den Nachrichten: Grundlage ist Albanisch – die Meldungen werden ins Mazedonische übersetzt – mazedonische Originaltöne in den Reportagen ins Albanische.
    Einer, der in beiden Sprachen zu Hause ist, ist Ivan Blazhevski. Der Mazedonier hat etwas Ungewöhnliches getan: Der Redakteur hat Albanisch in Skopje studiert, zusammen mit acht anderen Mazedoniern, erzählt er. Ivan spricht die Sprache fließend. Damit ist er in der mazedonischen Medienszene so etwas wie ein bunter Hund, meint er:
    "Ich glaube, es gibt keinen anderen wie mich in mazedonischen Medien. Es ist nicht üblich, dass Mazedonier Albanisch sprechen, die Mehrheit, sicher 90 Prozent. Klar, wer in Dörfern mit großer albanischer Bevölkerung wohnt, der kann etwas Albanisch. Aber in den Medien – da gibt es niemand sonst, der aktiv die albanische Sprache benutzt."
    Keine ethnischen Konflikte im Sendeteam
    Ivan verantwortet eine Außenpolitik-Sendung, erzählt er, macht aber auch tagesaktuelle Nachrichten – und nebenbei arbeitet er für die Deutsche Welle. Seit Sendestart 2006 ist er schon bei Alsat M, sagt er. Ethnische Konflikte gibt es im 100-köpfigen Team des Senders nicht, betonen beide Redakteure:
    "Die Zusammenarbeit funktioniert perfekt", sagt Jusuf. "Egal, ob Mazedonier oder Albaner. Es gibt keine Probleme."
    Alsat M gehört der VeVeGroup des mittlerweile verstorbenen Oligarchen Vebi Velija – sie ist vorzugsweise in Albanien aktiv. Sein Sohn Ferik führt jetzt die Geschäfte bei Alsat M. Geschäftsleitung, Redakteure und Reporter sind Albaner oder Mazedonier. Die Zuschauer gehören auch beiden Ethnien an. Alsat M – ein Modell für Mazedonien ? Ivan Blazhevski:
    "Es ist gut, vor der Kamera zu sehen, wie Leute kooperieren. Man kann es im Fernsehen sehen. Ich bin eingebunden in das tägliche Nachrichtenprogramm, ich habe eine eigene Außenpolitik-Sendung in albanischer Sprache. Aber das Team ist ethnisch gemischt, so auch bei den Nachrichten. In der Hinsicht ist Alsat M sicher einzigartig – nicht nur in Mazedonien, sondern in der Region und hat Einfluss."