Ultraschall Berlin

"Man muss Abenteuerlust mitbringen"

Rainer Pöllmann (Festivalleitung Deutschlandradio Kultur)
Rainer Pöllman, Leiter des Musikfestivals Ultraschall Berlin © ©Deutschlandradio - Bettina Straub
Moderation: Ulrike Timm · 22.01.2014
Ultraschall ist eines der wichtigsten Festivals für Neue Musik. Um es zu erleben, müsse man aber nicht Musikwissenschaften studiert haben, sagt Leiter Rainer Pöllmann. In diesem Jahr gibt es Uraufführungen aus Skandinavien. Spielorte sind das "Radialsystem" und das "Hebbel am Ufer".
Ulrike Timm: Und dazu begrüßt Sie Ulrike Timm. Nach halb drei wird der Musikkollege Andreas Müller mit von der Partie sein. Bis dahin aber gilt's der neuen und der neuesten Musik. Wir sind nämlich froh und auch durchaus stolz drauf, gemeinsam mit dem RBB ein Festival zu veranstalten, das sich ganz der gegenwärtigen Musik widmet – Ultraschall. Seit nunmehr 15 Jahren zieht es viele Menschen an, die einfach neugierig sind, junges wie älteres Publikum. Zugleich aber ist Ultraschall jedes Jahr im Januar ein ganz fester Termin bei allen, die in der Neuen Musik Rang und Namen haben. Bei Komponisten wie bei Interpreten, und der Mann, der das für unser Haus seit 15 Jahren mit großer Leidenschaft gestaltet, plant und organisiert und der in den nächsten fünf Tagen kaum zum Schlafen kommt, das ist Rainer Pöllmann. Herzlich willkommen hier vorab im Radiofeuilleton, Herr Pöllmann!
Rainer Pöllmann: Vielen Dank!
Timm: 15 Jahre – damit ist Ultraschall ein Teenager. Und Sie haben aus Anlass dieses kleinen Jubiläums auch noch ein bisschen nachjustiert.
Pöllmann: Pubertäre Anwandlungen wollen wir uns hoffentlich verkneifen, aber ja, es gibt eine gewisse Wandlung, Häutung, wenn man so will, des Festivals, das die letzten Jahre seine feste Form hatte mit zehn Tagen, immer Ende Januar. Und wir haben es jetzt etwas verknappt, etwas konzentriert, auf in diesem Jahr fünf Tage Kernzeit plus einen Prolog. Das war der "Art's Birthday" am 17. Januar und ein Epilog am 31. Januar. Die Kernzeit, die heute beginnt, von heute bis Sonntag, 22. bis 26. Januar – also, es ist rein quantitativ kürzer geworden, aber in dieser Zeit verdichtet, also die Zahl der Konzerte hat dann doch noch mal zugenommen bis zur Grenze dessen, was man sich selbst, den Musikern und auch dem Publikum zumuten kann und will an einem Tag.
Und der eigentliche Grund dafür war, dass wir versuchen, die roten Fäden, die es schon immer gab, die sich durch das Programm ziehen, die Verbindungen zwischen den einzelnen Konzerten, die stärker herauszuarbeiten. Und das ist über zehn Tage tatsächlich sehr, sehr schwer. Vor allem fürs überregionale Publikum – kein Mensch hat Zeit, zehn Tage nach Berlin zu kommen, um sich ein solches, hoffentlich auch interessantes Festival anzuhören. Und jetzt, mit vier oder fünf Tagen nach Berlin zu kommen, da dann in kompakter Form auch nicht nur einen Teil des Festivals, sondern das ganze Festival anhören zu können – dafür gibt es eigentlich keine Entschuldigung mehr, das nicht zu tun. Das war so der Hintergrund.
Timm: Schärft einfach mehr Konzentration und womöglich auch Zusammensein von allen bei Interpreten, bei den Musikern. Heute Abend geht es jedenfalls los mit gleich enorm viel Prominenz – Jörg Wittmann, Heinz Holliger, Klaus Huber. Das sind gleich mehrere Generationen der Neuen Musik, die da beisammen sind. Ist das auch ein Prinzip bei Ihnen, dass Sie mehrere Generationen, Interpreten, Komponisten, ins Spiel bringen wollen und ins Zusammensein?
Pöllmann: Ich würde es nicht unbedingt zum Prinzip erheben wollen, aber es taucht immer wieder auf, weil wir uns schon die Freiheit nehmen, Kontexte zu bilden. Also bei uns ist eigentlich gar nicht so sehr das einzelne Werk im Fokus, auch nicht die Uraufführung per se. Es gibt in diesem Festivaljahrgang sehr viele Uraufführungen, nicht weniger als elf, dazu etliche deutsche Erstaufführungen, aber trotzdem ist die Uraufführung für uns kein Selbstzweck.
Der Selbstzweck oder der Zweck des Festivals ist eigentlich tatsächlich, Werke in einen Kontext zu stellen, bestimmte Ideen in Ihrem kulturgeschichtlichen, auch historischen Kontext abzubilden. Und da nehmen wir uns natürlich auch die Freiheit, über das allerjüngste hinauszugehen und zurückzugreifen, bis ungefähr in die Frühzeit der Nachkriegsavantgarde, also so ab 1950 bis heute. Das ist so in etwa die Zeit, aus der wir das Festivalprogramm bestreiten. Und natürlich entstehen gerade durch diese historischen Tiefenbohrungen dann auch Erkenntnisse, die man nicht bekäme, wenn man nur bei der jeweiligen Novität der Saison bliebe.
Timm: Welche Ideen sind das, die da miteinander streiten, die sich berühren, die vielleicht auch aufeinander prallen?
Pöllmann: Na ja, wenn man jetzt dieses Orchesterkonzert zum Auftakt nimmt, das Orchester mit dem großen sinfonischen Apparat ist ein unverändert attraktiver, für Komponisten attraktiver Apparat, aber trotzdem auch eine Herausforderung, weil er natürlich auf den Voraussetzungen des 19. Jahrhunderts basiert, auf den großen Sinfonien der Romantik und der Klassik. Und dieses Spannungsverhältnis immer wieder neu auszutesten und neue Verfahrensweisen zu finden, diesen Apparat auch, diesen Block, den so ein Orchester ja bildet, aufzubrechen und mit ihm zu arbeiten. Da gibt es ganz unterschiedliche und immer wieder neue Ansätze. Und da eben dann mal ein bisschen das auch historisch aufzufächern, das ist natürlich schon interessant. Zugleich, für dieses Konzert ist jetzt mein Kollege Andreas Göbel vom RBB federführend zuständig gewesen.
Das Programm entsteht von uns beiden, aber jeder hat dann sozusagen ein Konzert immer unter seinen Fittichen. Und ihm ist ganz wichtig, dass er mit Künstlern arbeitet, die nicht nur durch die Neue Musik bekannt sind, sondern eben auch sonst. Und Jörg Widmann als Komponist, natürlich Neue-Musik-lastig, aber als Klarinettist weit über die Neue Musik hinaus bekannt. Heinz Holliger ebenso als Dirigent. Wobei Heinz Holliger, das muss man jetzt sagen, sehr kurzfristig wegen privaten Gründen das Konzert absagen musste. Das hat Wolfgang Lischke jetzt sehr kurzfristig übernommen mit dem originalen Programm, wofür wir ihm sehr, sehr dankbar sind. Aber in der Programmierung selbst bleibt das natürlich trotzdem, dass auch gerade bei diesen beiden Komponisten Jörg Widmann und Heinz Holliger die Doppelung, der Duo-Charakter von Komponist und Interpret auch zum Tragen kommt.
Duo-Gedanke zieht sich durch das Programm
Timm: Heute Abend also die Eröffnung mit einem großen Orchesterkonzert. Sie haben uns jetzt aber Musik mitgebracht, in ganz kleiner Besetzung ein Stück des ungarischen Komponisten Péter Eötvös – ich dachte spontan, vielleicht noch eine späte Geburtstagsnachfeier – kürzlich hatte er siebzigsten Geburtstag. Was ist das für Musik? Sagen Sie uns ein paar Worte dazu.
Pöllmann: Das Stück heißt "Kosmos" und ist das Zentralstück einer CD, die wir mit dem GrauSchumacher Piano Duo vor einigen Jahren aufgenommen haben, eine, wie ich finde, sehr, sehr schön gewordene CD, die auch so ein bisschen Konzeptkunst mit sich bringt, also auch nicht einfach nur eine Reihung von Stücken bringt, sondern eigentlich fast so was wie eine interstellare Reise durch die Musik repräsentiert. Aber davon gibt es tatsächlich nur dieses "Kosmos", am Samstag Abend in einem Konzert des GrauSchumacher Piano Duos zu hören. Und es steht jetzt in diesem Fall natürlich für eines der Zentralthemen, dass wir in verschiedener Weise durch das Festival durchführen, nämlich den Duo-Gedanken.
Hörprobe "Kosmos"
Timm: Ein Ausschnitt aus "Kosmos" für zwei Klaviere, komponiert von Péter Eötvös, gespielt vom Duo GrauSchumacher. Und Duo, Rainer Pöllmann, das ist ja die kleinstmögliche Form der Begegnung auf der Bühne, jenseits des sehr einsamen Solo-Auftritts. Was ist in dieser kleinen Besetzung auch vielleicht Besonderes möglich, dass es einer der roten Fäden ist, die sich durch dieses Festival Ultraschall dieses Jahr ziehen?
Pöllmann: Zum einen lässt sich das Duo natürlich auf ganz verschiedene Faktoren beziehen. Im Fall des GrauSchumacher Piano Duos sind es die zwei Interpreten, die als Duo auftreten, als Klavierduo, was ja auch eine sehr populäre Besetzungsart ist – es gibt eine ganze Reihe von Klavierduos weltweit, und GrauSchumacher gehören schon zu den renommiertesten, denke ich. Also nicht jetzt, was die Neue Musik angeht, aber bei Weitem nicht nur, was die Neue Musik angeht. Dann haben wir Saiten-Duos zum Beispiel. Am Samstag gibt es ein Konzert, wo die Violine und das Violoncello sich zusammenfinden, auch das eher noch traditionell. Aber zum Beispiel auch Violoncello und Basszither.

Ultraschall Berlin Festival für neue Musik Veranstaltet von Deutschlandradio Kultur und dem kulturradio vom rbb 22. – 26. Januar 2014
Ultraschall Berlin© Deutschlandradio Kultur
Timm: Das ist eine ungewöhnliche Besetzung, um es vorsichtig auszudrücken.
Pöllmann: Wie die Zither ja überhaupt nicht unbedingt als Neue-Musik-Instrument sonderlich bekannt ist. Bei uns allerdings spielt sie eine große Rolle, weil Leopold Hurt, auch er Komponist und Zitherspieler, also auch da wieder die Duo-Existenz, die Ambivalenz zwischen Interpret und Komponist. Leopold Hurt wird bei uns nicht weniger als dreimal auftreten. Einmal als Teil eines Duos, das habe ich gerade erwähnt, dann mit einem Soloprogramm, das allerdings auch, wo die Zither mit dem Kontrabass zusammengespannt wird, wenn auch nicht gleichzeitig, und dann noch mal mit einem Zitherkonzert mit dem Rundfunksinfonieorchester Berlin am 31. Januar. Das ist der Epilog zu unserem Festival.
Timm: Zither mit Sinfonieorchester, da muss sich das Sinfonieorchester enorm zurückhalten oder die Zither muss sich wahnsinnig anstrengen.
Pöllmann: Beides. Die Zither ist verstärkt, es ist eine E-Zither, und es ist aber ein Umgang mit diesem Instrument, der ganz auf touristische Ansichtskartenmotive aus Oberbayern verzichtet. Und das Instrument wirklich ernst nimmt im Sinne eines kompositorischen Umgangs damit. So, wie das Akkordeon ja auch vor zehn oder 15 Jahren noch sehr stark landsmannschaftlich, volksmusikalisch geprägt war und heute eigentlich ein sehr beliebtes und völlig normales Neue-Musik-Instrument ist. Also vielleicht nimmt die Zither auch diesen Weg.
Jedenfalls, das sind Duo-Konstellationen, die wir haben, aber dann gibt es auch, heute Abend zum Beispiel, das Doppelkonzert von Heinz Holliger, das zur Aufführung kommt, also für zwei Solisten und Orchester, das auch noch dann eben "Janus" heißt, also dass dann das Janusköpfige noch mit reinbringt. Es gibt ganz, ganz unterschiedliche Arten, wie sich diese Doppelung, sei es als Ambivalenz oder sei es als wirkliche Doppelung oder sei es womöglich sogar als Antagonismus, durch das Festivalprogramm durchzieht. Das ist eher locker gestrickt, das ist jetzt nicht durchdekliniert im Sinne eines Themas, dem die Konzerte dann das Belegmaterial liefern – das wäre ja langweilig als Dramaturgie.
Skandinavien ist ein Schwerpunkt
Timm: So als sinniger und womöglich auch etwas hintersinniger Faden?
Pöllmann: Ja. Wer es entdeckt, der kann sich drüber freuen über diese Entdeckungen. Wer es nicht entdeckt oder es nicht so für wichtig empfindet, kann trotzdem an den Stücken selber natürlich noch uneingeschränkte Freude haben.
Timm: Das Stück, das wir eben gehört haben, "Kosmos" von Péter Eötvös, ist eigentlich schon alt. 1999 war die letzte Fassung dieses Werkes. Für Ultraschall ist das alt. Ultraschall widmet sich der gegenwärtigen Musik, und Sie haben auch immer eine Reihe von Uraufführungen. Worauf freuen wir uns dieses Mal besonders?
Pöllmann: Also, das Konzert mit Uraufführungen, und das ist für uns zumindest tatsächlich eine Besonderheit, wird morgen Abend sein, "New Forum jeune créations" heißt das Projekt. Da haben sich drei europäische Ensembles aus Frankreich, aus Belgien und aus Deutschland zusammengetan und nach einem Wettbewerb insgesamt sechs Komponisten ausgewählt, von denen auch da wieder je zwei mit einem der Ensembles über zwei Jahre hinweg sehr intensiv an neuen Stücken gearbeitet haben. Das ist eine sehr luxuriöse Arbeitssituation, weil das normalerweise nicht die Regel ist, so viel Zeit zu haben, so viel Intensität auch entwickeln zu können.
Und diese sechs Stücke, die da entstanden sind, die werden morgen alle uraufgeführt. Das ist wirklich eine Serie von Uraufführungen, sehr unterschiedliche Stücke, auch sehr unterschiedliche Komponisten, von wirklich sehr lautstarken Stücken geht es über Konzeptkunst. Johannes Kreidler, einer der beteiligten Komponisten, der heute Morgen im Radiofeuilleton auch porträtiert wurde, der gehört eher in diese Richtung. Oder französische Komponisten, die dann auf eher typische Weise eigentlich die französische Klangsinnlichkeit verkörpern. Also das ist eine Reihe von nicht nur, aber vornehmlich jungen Komponisten, die hier ausschließlich Uraufführungen präsentieren.
Timm: Und Sie haben zu meiner großen Freude einen skandinavischen Tag – Skandinavien ist ein Schwerpunkt in diesem Festival Ultraschall in diesem Jahr. Gibt es denn etwas, was die skandinavische Musik ganz besonders auszeichnet, womöglich sogar abgrenzbar macht – wenn man das schlimme Wort benutzen will gegenüber anderer neuer und neuester Musik?
Pöllmann: Mit den Nationalstilen ist es natürlich immer so eine Sache. Je genauer man hinguckt, desto mehr lösen sie sich letzten Endes auf, aber was, glaube ich, über die schwedische und vor allem auch die norwegische Szene zu sagen ist, ist, dass es da Komponisten gibt, die in einem sonst vielleicht durchaus traditionellen und konservativen Umfeld, oder gerade deswegen, eine ausgesprochen erfindungsreiche Musik machen, teilweise auch sehr exzentrische Musik, und das Ensemble "asamisimasa", das wir eingeladen haben – wieder eingeladen haben –
Timm: "asa misi masa", –
Pöllmann: "asa misi masa".
Timm: Ein Name, den man kaum sich merken kann, den man erst mal lesen muss und dann erst mal grinst – die sind großartig. Die waren schon mal zu Gast.
Pöllmann: Der aber dann doch sehr flott von der Zunge geht. Die waren vor drei Jahren schon mal da und bringen jetzt tatsächlich sehr schräge, exzentrische norwegische Komponisten. Und die Komponistin Marlene Bong, die ein Jahr in Berlin gelebt hat als Gast des Berliner Künstlerprogramms des DAAD, mit dem uns eine sehr enge und intensive Zusammenarbeit verbindet. Malin Bångmit ihrem eigenen Ensemble, den Curious Chamber Players, da sein und ein Werk oder einen ganzen Abend gestalten, in dem sie musikalisch auf die Erfahrungen in Berlin Bezug nimmt und vier Orte sich rausgreift, die im Übergang sind, und davon gibt es in Berlin ja eine ganze Menge.
Timm: Hört man das? In "Turbid motion", das wir jetzt hören?
Pöllmann: Da noch nicht, weil das tatsächlich erst in den neuen, uraufzuführenden Werken dann verhandelt wird. "Turbid motion" von Malin Bång hören wir jetzt.
Hörprobe "Turbid motion"
Timm: Experimentieren zwischen Krach und Stille. Diese Musik von Malin Bång aus Norwegen würde ich ganz laienhaft, Rainer Pöllmann, dass eine besondere Qualität dieses Festivals Ultraschall scheint mir immer zu sein, dass da die großen Kenner, die großen Könner der Neuen Musik ganz selbstverständlich sind, aber genauso die Leute, die unheimlich wenig kennen, die gehen einfach hin und hören zu. Schafft das eine besondere Atmosphäre, wenn die Kenner, die Könner und die kaum beleckten im Publikum ganz selbstverständlich aufeinander treffen? Das ist, glaube ich, einzigartig bei Ultraschall, bei einem Festival dieser Größe.
Pöllmann: Es freut mich, wenn Sie das so sehen, weil dahin wollen wir eigentlich, und das ist unser Ziel, alle Gruppen anzusprechen. Einzigartig ist es, glaube ich, nicht. Es gibt schon ein paar andere Festivals auch, die den Spagat ganz gut hinkriegen. Aber genau darum geht es eigentlich. Neue Musik ist natürlich was sehr Spezielles. Und man muss sich drauf einlassen, und man muss die Abenteuerlust mitbringen und die Neugierde, einfach andere Wege kennenzulernen als die ausgetretenen, als die traditionell bekannten, aber dann, wenn man diese Neugierde mitbringt, dann muss man weder ein Musikwissenschaftsstudium haben noch furchtbar beleckt sein mit abendländischer Musikgeschichte.
Ganz im Gegenteil, manchmal ist es sogar eher hinderlich, weil man dann immer denkt, was alles ganz anders ist als früher, in traditioneller Musik. Und die Spielorte, an denen wir sind, das "Radialsystem", das "Hebbel am Ufer", das sind lauter Spielorte, die nicht ausschließlich durch Musik codiert sind, sondern die als Theater, als Diskursräume für Tanztheater auch bekannt sind, und wenn wir dann da Quereinsteiger bekommen, die normalerweise sonst ins "Radialsystem" zu Sascha Wald gehen und dann sagen, och, interessiert mich, was die bei Ultraschall machen, dann ist es natürlich wunderbar.
Timm: Was hat der Radiohörer davon, der nicht in Berlin ist?
Pöllmann: Natürlich ist die Raison d'être eines solchen Festivals, veranstaltet von zwei Rundfunkprogrammen, dass alles im Radio zu hören ist. Wir werden in diesem Jahr erstmalig sehr, sehr stark auf live setzen. Ab morgen, von Donnerstag bis Sonntag Abend ist der Abend im Deutschlandradio Kultur ganz im Zeichen von Ultraschall. Wir senden mit einiger auch logistischer Anstrengung fast alles live, was da passiert. Und darüber hinaus gibt es aber dann auch noch im März in der "Neuen Musik" immer in der Nacht von Mittwoch auf Donnerstag eine sozusagen thematische Nachbetrachtung von einigen Konzerten und einigen Werken.
Timm: Rainer Pöllmann, ich wünsche Ihnen für die nächsten fünf Tage immer das Rechte am rechten Ort zur rechten Zeit, ein großes Problem bei solchen Festivals, gerade wenn so viele Kleinigkeiten zusammentreffen wie bei vielen Ensembles Neuer Musik. Viel Kraft, viel Erfolg für Ultraschall. Und jetzt hören wir Theatermusik aus Japan, Kabuki-Theater, aber Musik der ein bisschen anderen Art.
Pöllmann: Mit Kabuki hat es, glaube ich, nicht so viel zu tun, aber es heißt so.
Timm: Das ist doch schon mal was!
Äußerungen unserer Gesprächspartner geben deren eigene Auffassungen wieder. Deutschlandradio macht sich Äußerungen seiner Gesprächspartner in Interviews und Diskussionen nicht zu eigen.
Das gesamte Programm zum Musikfestival Ultraschall Berlin finden Sie auf unserer Themenseite.
Mehr zum Thema