Ultraschall Berlin - Festival für neue Musik

25.01.2014
Am 25. Januar finden im Radialsystem V Berlin ab 15 Uhr vier Ultraschall-Konzerte statt, die wir am nunmehr dritten Tag unseres viertägigen Schwerpunktes ab 19.05 Uhr in einem Themenabend live und in Aufzeichnungen mit vielen Gesprächen und Interviews senden.
15.00 Uhr:
Wie verhalten sich junge Komponisten, wenn sie Musik für die Besetzung Klaviertrio schreiben, angesichts eines Giganten des 20. Jahrhunderts wie Présence, dem Ballet blanc von Bernd Alois Zimmermann? Parallelen und Gegensätze finden sich auf unterschiedlichsten Ebenen. Philipp Maintz teilt mit Zimmermann in tourbillon das Tänzerische, wenn er eine Musik schreibt, die „elegante Pirouetten dreht“. David Philip Hefti hat Lichter Hall als Gegenstück zu seinem ersten Klaviertrio konzipiert und setzt seinem ausgedehnten Erstling einen kompakten Kontrast entgegen, während Johannes Boris Borowski sein ebenfalls einsätziges Klaviertrio unter die Vortragsüberschrift „leicht und geheimnisvoll“ stellt. Ergänzt wird das Konzert mit dem extrem reduzierten Klavierstück sadness/untitled von Marko Nikodijevic und den manipulierten Klängen in QUASARE / PULSARE von Olga Neuwirth.17.00 Uhr:
Vier Kompositionen in drei verschiedenen Duobesetzungen, allein für Saiteninstrumente. In seinem Duo NAHT bezieht sich Philipp Maintz auf den chilenischen Schriftsteller Pablo Neruda, wenn er seinem Stück den Untertitel „ich erwarte von der Nacht keine Erklärungen“ gibt. Eine schon von der Besetzung her dunklere Klangmischung haben die beiden Duos für Viola und Kontrabass der norwegischen Komponisten Ruben Sverre Gjertsen und Jon Øyvind Ness. Einen akustischen Blick in eine Region außerhalb Europas wagt Leopold Hurt in Aggregat, das seinen Ursprung in einer Fassung für Basszither und chinesische Erhu hat.19:00 Uhr:
1961, im Alter von gerade einmal siebzehn Jahren, hat Peter Eötvös anlässlich des Geschichte gewordenen Raumfluges von Jurij Gagarin sein Klavierwerk Kosmos geschrieben. Fast vier Jahrzehnte später entstand die bis heute gültige Neufassung des Werks. Zwei Klassiker der Moderne sind die Werke von Steve Reich und György Ligeti. Steve Reich erkundet in PianoPhase exemplarisch das Prinzip der Phasenverschiebung, während György Ligeti im zweiten seiner 3 Stücke für zwei Klaviere unter anderem direkten Bezug auf Steve Reich nimmt. Einen ähnlichen Bezug, in diesem Fall zu dem bildenden Künstler Max Beckmann, stellt Steffen Schleiermacher in seinem Triptychon her, das durch eine Uraufführung des Komponisten ergänzt wird.21.30 Uhr:
Bis heute widmen sich Komponisten dem klassischen Liederzyklus. Claudia Barainsky, eine der besten Interpretinnen im Bereich des zeitgenössischen Liedes, präsentiert in ihrem Rezital einige aktuelle Beispiele. In seinen ENGEL-LIEDERn thematisiert Jan Müller-Wieland die Symbiose einer Beziehung zwischen einem Komponisten und einer Schriftstellerin. Philipp Maintz fasst insgesamt zehn Aphorismen aus Ron Winklers Gedichtsammlung vereinzelt Passanten zu größeren Komplexen zusammen, ohne das Aphoristische, das „Raunen in der Wahrnehmung“ der literarischen Vorlage zu verleugnen. Hans-Jürgen von Bose hat sich nach In hora mortis zum zweiten Mal mit der Dichtung des vorwiegend als Dramatiker bekannten und als Dichter immer noch unterschätzten Thomas Bernhard auseinander gesetzt. Walter Zimmermann, der 2014 seinen 65. Geburtstag feiert, verzichtet in Himmeln des Schweizer Autors Felix Philipp Ingold ganz auf Klavierbegleitung und überlässt das deklamatorisch dichte Werk ganz der Sopranistin.
Ein Themenabend live aus dem Radialsystem V Berlin

Steve Reich
"PianoPhase" (1967)

Steffen Schleiermacher
"Triptychon - Hommage à Max Beckmann" (2009)

Peter Eötvös
"Kosmos" (1961/1999)
Version für zwei Klaviere

Steffen Schleiermacher
"Wund-Gestein" (2013)
Uraufführung
György Ligeti
"Monument - Selbstporträt - Bewegung" (1976)
Drei Stücke für zwei Klaviere

GrauSchumacher Piano Duo:
Andreas Grau, Klavier
Götz Schumacher, Klavier

ca. 20:30 Uhr Konzertpause mit Nachrichten

Olga Neuwirth
"QUASARE / PULSARE" (1995/96)für Violine und Klavier
Johannes Boris Borowski
Klaviertrio (2013)
Deutsche Erstaufführung

Philipp Maintz
"tourbillon" (2008)
Musik für Violine, Violoncello und Klavier
Marko Nikodijevic"sadness/untitled" (2000)für Klavier
David Philip Hefti
"Lichter Hall" (2012)
Trio Nr. 2 für Violine, Violoncello und Klavier
Bernd Alois Zimmermann
Présence (1961)
Ballet blanc für Violine, Violoncello und Klavier
Boulanger-Trio:
Karla Haltenwanger, Klavier
Birgit Erz, Violine
Ilona Kindt, Violoncello
Philipp Maintz
"NAHT (yo no pido a la noche explicaciones)" (1999/2000)
Musik für Violine und Violoncello
Ruben Sverre GjertsenDuo für Viola und Kontrabass (2007) Jon Øyvind Ness"Gust" (2006)für Viola und Kontrabass
Leopold Hurt
"Aggregat" (2005)
für Violoncello, Basszither in Vierteltonstimmung und Elektronik
Saitenduos:
Ekkehard Windrich, Violine
Kirstin Maria Pientka, Viola
Cosima Gerhardt, Violoncello
Arnulf Ballhorn, Kontrabass
Leopold Hurt, Bass-Zither

Jan Müller-Wieland
"Engel-Lieder" (2011)
nach Gedichten von Birgit Müller-Wieland
für Sopran und Klavier
Walter Zimmermann
"Himmeln" aus "Colla Voce" (2007)
auf einen Text von Felix Philipp Ingold
für Sopran solo
Philipp Maintz
"Septemberalbum" (2010)
Lieder für Sopran und Klavier nach Texten von Ron Winkler
Hans-Jürgen von Bose
"Bernhard-Zyklus" (2006)
Fünf Lieder nach Gedichten von Thomas Bernhard
Claudia Barainsky, Sopran
Axel Bauni, Klavier