Ultraschall Berlin 2015

Kollektive Musik

22.01.2015
Ein Festival, zwei Sender und viele musikalische Entdeckungen - Ultraschall Berlin bietet auch dieses Jahr ein reichhaltiges Programm. Heute beginnt unsere Tetralogie von Live-Übertragungen mit einem Abend des Ensemblekollektiv Berlin.
"Meiner Meinung nach bezieht die Kunst ihre Würde aus ihrer erneuernden Energie" - das sagt Helmut Lachenmann, der dieses Jahr 80 Jahre alt wird. Doch nicht nur Vaterfiguren wie Lachenmann oder Nikolaus Brass widmet sich Ultraschall Berlin, sondern auch zahlreichen jüngeren Komponisten. Mehr als 25 Ur- und Erstaufführungen – unter anderem von Michael Pelzel, Sergej Newski, Sarah Nemtsov und Vito Žuraj – bilden mit Wiederaufführungen wichtiger Werke der jüngsten Vergangenheit ein Netz von Bezügen und neuen Kontexten.
Es ist seit jeher der Ehrgeiz von Ultraschall Berlin, das Deutschlandradio Kultur und das Kulturradio vom RBB gemeinsam veranstalten, die besten Interpreten von Neuer Musik einzuladen. In diesem Jahr sind die großen Ensembles wie das Klangforum Wien, das Ensemble Modern, das ensemble recherche oder die Neuen Vocalsolisten Stuttgart ebenso vertreten wie jüngere Formationen, darunter das Trio Catch, das zu den hoffnungsvollen Entdeckungen der Neue Musik-Szene gehört, aber auch das Ensemblekollektiv Berlin.
Vier Ensembles - ein Klangkörper: Das Ensemblekollektiv Berlin - bestehend aus dem Ensemble Adapter, dem Sonar Quartett, dem Ensemble Apparat und dem ensemble mosaik - versucht sich mit großem Erfolg am Unmöglichen: die jeweilige Eigenart zu bewahren und doch zu verschmelzen zu einem großen Ensemble für neue Musik.
Und auch das Programm des Ensemblekollektiv bei Ultraschall Berlin kündet von diesem doppelten Ansatz. Johannes Schöllhorn spielt mit dem ambivalenten Charakter der Bagatelle als "ein Tummelplatz für Subversion und Anarchie und gleichzeitig ein Idealplatz für Understatement". Georges Aperghis beschreibt sein "Contretemps" als Kampf auf mehreren Ebenen, "zwischen der Stimme und den Instrumenten, zwischen Sequenzen, zwischen parasitären Fragmenten". Pierluigi Billone setzt sich explizit mit der "Idee des Instabilen, Mobilen und Schwingenden" auseinander und gliedert das Kollektiv - quer zu den vier Ursprungsensembles - in drei größere Gruppen und zwei Trios. Und auch Sarah Nemtsov komponierte nach ihrer intensiven Zusammenarbeit mit dem Ensemble Adapter nun für das Ensemblekollektiv ein multimediales Werk, das genau jene Idee von Individualität in der Gemeinsamkeit thematisiert, aus der heraus das Ensemble entstanden ist.
Ultraschall Berlin - Festival für neue Musik
Live aus dem Hebbel am Ufer, Berlin
Sarah Nemtsov
"white wide eyes" für Ensemble, Video und Elektronik (Uraufführung)
Pierluigi Billone
"Legno.Intile" - Studie für Ensemble
ca. 20.45 Uhr Konzertpause, darin:
Die Festivalleiter Rainer Pöllmann und Andreas Göbel im Gespräch mit Leonie Reineke
Johannes Schöllhorn
"Pièces croisées" - Neun Bagatellen für großes Ensemble
Georges Aperghis
"Contretemps" für Sopran und Ensemble
Sarah Maria Sun, Sopran
Ensemblekollektiv Berlin
Leitung: Manuel Nawri