Ulrich Matthes

"Das Tolle am Theater ist die Energie"

Der Schauspieler Ulrich Matthes im Studio von Deutschlandradio Kultur
Ulrich Matthes im Studio von Deutschlandradio Kultur © Deutschlandradio / Cara Wuchold
Moderation: Susanne Führer · 27.12.2017
Ulrich Matthes hat alle wichtigen Theaterpreise gewonnen und war zweimal Schauspieler des Jahres. Wenn er länger nicht auf der Bühne stehe, bekomme er Entzugserscheinungen, sagt er. Warum spielt er so selten lustige Rollen – obwohl er sehr viel übrig hat für "Jux und Dollerei"?
Der Schauspieler Ulrich Matthes liebt das Theater so sehr, dass er dafür sogar ein Rollenangebot für einen James-Bond-Film ausschlug. Ein Thema, auf das er heute nicht mehr so gern angesprochen wird – rückblickend überlegt er, ob es nicht ein Fehler gewesen ist, den Ausflug ins Agenten-Milieu abzulehnen.

Preisgekrönte Ausflüge ins Fach Hörspiel und Film

Lieber redet Matthes über Empathie und Rollenarbeit. Der 57-Jährige gehört seit 2004 zum Ensemble am Deutschen Theater Berlin. Nebenher macht er preisgekrönte Ausflüge zum Hörbuch und zum Film – unvergessen seine Darstellungen im Tatort "Im Schmerz geboren" und im Film "Bornholmer Straße". Er hat alle wichtigen Theaterpreise bekommen, zweimal wurde Matthes zum Schauspieler des Jahres gewählt. Aber Ehrfurcht ist fehl am Platze, der Berliner hat auch, wie er sagt, eine kindliche Seite und "Lust an Jux und Dollerei".
Die Schauspieler Jürgen Kuttner; Ulrich Matthes (v.lks.) bei einer Studioaufnahme am Mikrofon.
Ulrich Matthes mit Jürgen Kuttner bei Aufnahmen für die Hörspiel-Serie "Butcher's Block" im Deutschlandradio Kultur (2014).© Deutschlandradio / Anke Beims
Er liebe die Energie des Theaters und würde gerne häufiger komische Rollen spielen. Ulrich Matthes bezeichnet das Schauspiel als etwas so außerordentlich Intensives und Beglückendes, dass er es immer wieder brauche.
"Wenn ich drei Monate lang keine Proben hatte, dann habe ich echte Entzugserscheinungen. Dann will ich wieder spielen, spielen wie ein Kind".

"Irgendjemand meckert immer"

Und: Mit schlechten Kritiken kann er gut leben, auch wenn es davon nicht zu viele gibt.
"Irgendeiner meckert immer. Ich kann mich nicht erinnern, dass es mal nur Lob gegeben hätte."
Matthes wirkt mit sich im Reinen. Der gebürtige West-Berliner blickt auf eine glückliche Kindheit zurück und ist froh, dass er Empathie und Humor von seinen Eltern übernommen hat. Das Schauspiel bietet ihm eine Intensität, die er im Alltag nicht erleben kann.
"Dass wir auf dem Mount Everest stehen und runter gucken ist ja relativ selten. Die meiste Zeit steht man bei Edeka an der Kasse."
Matthes unterstreicht, wie wichtig ihm Zivilcourage und ein Engagement gegen Rechtspopulismus ist: "Ich halte die AfD für eine absolut gefährliche Partei", sagt der Künstler. Theater, Kunst und Kultur könnten in einem kleinen Rahmen Rassismus und Ressentiments bekämpfen, indem sie an die Empathie appellierten.
"Es sind nicht alle Menschen nur gut und nicht alle nur böse."
Der Schauspieler hofft, dass das Theater die Widersprüchlichkeit von Menschen besser zum Ausdruck bringen kann. Die Zuschauer könnten auf diese Weise befähigt werden, auch selbst andere Menschen in ihrer Widersprüchlichkeit stärker zu akzeptieren.

Hören Sie eine Wiederholung der Sendung vom 12. April 2017.

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