Ulrich Grober: "Der leise Atem der Zukunft"

Nachhaltige Werte in Zeiten der Krise

Zwischen unzähligen Baumriesen ist ein kleiner Ausschnitt blauer Himmel zu sehen.
Redwood-Bäume stehen in Kalifornien: Der Wald ist ein hochkomplexes und hochproduktives System. © imago stock&people
Ulrich Grober im Gespräch mit Ernst Rommeney · 13.08.2016
Beim Wandern durch Wald und Landschaften trifft Ulrich Grober auf Menschen und Geschichten. Sie alle mahnen, von der Natur zu lernen und sie nicht zu zerstören. An vielen Beispielen will er belegen, dass sich nachhaltige Werte bereits etabliert haben.
Der Mensch und die moderne Industriegesellschaft würden mit ihrer Art zu leben und zu wirtschaften, in die Natur eingreifen, ohne sie zu verstehen, meint Ulrich Grober.
So sei der Wald ein hochkomplexes und hochproduktives System, das von vielfältigen, weitgehend unbekannten Prozessen gesteuert werde, welche die Waldgesellschaft regulieren und erneuern, um sie beispielsweise dem Klimawandel anzupassen.
Auch die Wolfsburger Autostadt von Volkswagen erlebt der Journalist als ein hochproduktives System, das seine Ökobilanz gern zum Markenkern ausbauen möchte. Aber statt Nachhaltigkeit sieht er nur "green-washing", das in der Praxis mit einer Software über den wahren Schadstoffausstoß von Motoren hinwegtäusche. So werde über die eigene Krise erzählt, aber nicht über die Zukunft der Mobilität.

Nicht nur die Natur, auch der Mensch gerät in Stress

Nicht nur die Natur, vor allem der Mensch gerate in Stress, mit Depression und Panik ob der Krisen und Kollapserscheinungen um ihn herum, zuletzt der Terror und die Flüchtlingswanderung. Zugleich würde eine Vielzahl von politischen Wenden als Kraftakte ins Szene gesetzt: Energiewende, Ressourcenwende, Forschungswende.
Ulrich Grober: "Der leise Atem der Zukunft"
Ulrich Grober: "Der leise Atem der Zukunft"© Oekom Verlag
Doch für Ulrich Grober führt die alte Macher-Kultur in Politik und Wirtschaft nicht zur ersehnten Nachhaltigkeit, sondern nur das Vermeiden. Der Angst vor Gefahren und Risiken stellt er wortspielerisch Gelassenheit gegenüber, die von herkömmlichen Verhaltensweisen ablasse, um die Natur machen zu lassen und niemanden zurückzulassen.
Der Nachhaltigkeitsexperte findet bei seinen Wanderungen und Reisen durch Deutschland viele Beispiele dafür, dass Menschen und Initiativen bereits nachhaltige Werte leben, die der Gesellschaft insgesamt helfen könnten.
Ein Beispiel findet er in Konzepten der regionalen Wirtschaft, die darauf abzielen, dass Nahräume zusammenarbeiten, sich wirtschaftlich fördern und weitgehend selbst versorgen. Darin würden keine Universalpflanzen gezüchtet, die weltweit einsetzbar seien, weil sie sich unempfindlich für ihre Umgebung zeigten. Sondern umgekehrt, werde auf spezielle Sorten gesetzt, die sich nur dort bewähren sollten, wo sie genutzt werden.
Jedoch, was immer die Menschen tun, so seine Botschaft, die Erde drehe sich weiter.

Ulrich Grober: "Der leise Atem der Zukunft - Vom Aufstieg nachhaltiger Werte in Zeiten der Krise"
Oekom Verlag München
320 Seiten, 19,95 Euro, auch als E-Book