Uli Hoeneß wird wieder FC Bayern-Präsident

    Verdienter Neuanfang oder moralisch verwerflich?

    Uli Hoeneß schaut sich am 10.5.2014 ein Basketballspiel München - Ludwigsburg im Münchener Audi Dome an.
    Uli Hoeneß wird wieder hoher Bayern-Fußballfunktionär © dpa / Rene Ruprecht
    Von Manfred Hilling und Gemma Pörzgen · 25.11.2016
    Uli Hoeneß kehrt, kaum aus dem Gefängnis entlassen, als Präsident an die Spitze des FC Bayern München zurück. Der verurteilte Steuerhinterzieher sitzt damit wieder an den Hebeln der Macht. In Ordnung, weil er sein Strafe abgesessen hat? Oder vollkommen daneben? Ein Pro und Contra.

    Pro

    von Manfred Hilling
    Uli Hoeneß hat seine Strafe verbüßt, er kehrt voraussichtlich an die Spitze des FC Bayern zurück - und die Empörung ist groß. Aber warum? Hoeneß mag umstritten sein, aber erfolgreich für den FC Bayern war er allemal.
    Vorweg: Ich interessiere mich nicht für Fußball, der FC Bayern München ist mir angesichts seines Gebarens und seiner Dominanz unsympathisch. Und Uli Hoeneß war mir als Geschäftsmann und Fußball-Funktionär immer suspekt. Ich kann nicht leugnen, dass ich seinen tiefen Fall, seine Verurteilung und die Verbüßung seiner Haftstrafe mit Interesse - vielleicht sogar mit einer gewissen voyeuristischen Neugier und einem Anflug von Schadenfreude - verfolgt habe.

    Es geht nicht um ein öffentliches Amt

    Moralisch fand ich sein Vergehen verwerflich, seine größenwahnsinnige Arroganz war mir zuwider, die Strafe erschien mir - wie vielen anderen auch - als recht milde. Aber: Über Strafmaß und Strafvollzug hat die deutsche Justiz geurteilt. Ich maße mir nicht an, ein eigenes Urteil zu fällen. Denn: Ich bin kein Jurist und ich glaube nach wie vor an die Rechtsstaatlichkeit.
    Man mag das Comeback von Uli Hoeneß unter moralischen Aspekten kritisieren, doch hier handelt es sich nicht um ein öffentliches Amt, sondern um die Präsidentschaft eines Unternehmens. Und zur Kenntnis nehmen muss man vor allem auch: In unserem Rechtsstaat hat jeder Täter nach Verbüßung seiner Strafe ein Recht auf einen Neuanfang. Das gilt für jeden Dieb, für jeden Einbrecher, für jeden Mörder - und natürlich auch für Uli Hoeneß.

    Contra

    von Gemma Pörzgen
    Um die Kritiker von Uli Hoeneß ist es erstaunlich still geworden. Selbst der frühere Hoeneß-Kritiker und Ex-Münchner Bürgermeister Christian Ude (SPD) urteilt jetzt erstaunlich milde darüber, dass der Sportfunktionär an die Spitze des FC Bayern zurückkehren wird. Vor zwei Jahren hatte Ude noch völlig zu Recht ganz anders geklungen: "Ursprung ist die blanke Geldgier eines Profifußballvereins, der in Gestalt seines Managers den Hals nicht voll kriegen konnte", sagte Ude angesichts der millionenfachen Steuerhinterziehung.

    Bisher nur auf Bewährung frei

    Natürlich stimmt, dass ein verurteilter Straftäter nach verbüßter Haftstrafe einen Neuanfang verdient hat. Aber wieso muss diese neue Chance bedeuten, dass Hoeneß so schnell wieder in seine alten Fußspuren zurückzukehrt, als sei gar nichts geschehen? Wenn er als Präsident und Aufsichtsvorsitzender heute wieder gewählt wird, stelle ich mir als Außenstehende dieses Fußballspektakels schon die Frage, was denn jetzt wirklich anders wird?
    Vielmehr wirkt der ganze Trubel um sein Comeback so, als seien alle beim FC Bayern vor allem daran interessiert, ein angebliches "Kavaliersdelikt" vergessen zu lassen. Dabei ist Hoeneß bisher nur auf Bewährung frei und seine moralische Integrität bleibt beschädigt. Der Sportfunktionär hätte besser daran getan, sich nicht gleich wieder in die alte Machtposition zurückzudrängen.

    Das Interview mit dem SPD-Politiker Christian Ude in "Studio 9 am Morgen", 8.39 Uhr:

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    Hören Sie dazu auch den Beitrag von Michael Watzke in unserer Sendung "Studio 9 am Mittag", ab 12.05 Uhr: "'For me, it's scheißegal': Uli Hoeneß kehrt zurück"

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