Ukraine

Aufklärung in kleinen Schritten

Männer stehen neben einem Zug.
OSZE-Beobachter stehen an einem Kühlzug mit Leichen des über der Ostukraine abgestürzten malaysischen Flugzeugs © dpa / picture alliance / Dzhavakhadze Zurab
Von Sabine Adler · 21.07.2014
Verhandlungserfolge nach dem Flugzeugabsturz in der Ostukraine: Die Toten aus der Boeing 777 sind auf dem Weg in die Niederlande. Die Separatisten wollen den Flugschreiber übergeben. Außerdem wurden die Kampfhandlungen rund um die Absturzstelle eingestellt.
Am Abend rollte der Sonderzug mit den Kühlwaggons endlich los. Die sterblichen Überreste der Passagiere sind auf dem Weg von der Absturzstelle bei Tores, über Charkiw und von dort mit einem Herkules-Militärtransporter in die Niederlande. Das entwürdigende Gezerre um die Leichen hat damit ein Ende gefunden. Die Separatisten zeigten sich zudem bereit, die Flugschreiber an Vertreter Malaysias zu übergeben. Von diesem Verhandlungserfolg berichtete der Premierminister. Außerdem wurden die Kampfhandlungen in einem 40-Kilometer-Umkreis von der Absturzstelle eingestellt. Zuvor hatte dies schon Präsident Poroschenko für die Regierungstruppen angeordnet:
"Ich habe heute entschieden, dass die Zone 40 Kilometer um den Ort, an dem die Terrorattacke auf das Flugzeug und dessen Absturz stattgefunden haben, frei bleibt von jeglichen Militäroperationen. Wir haben hunderte von Experten in die Region gebracht, die dort ermitteln sollen, leider haben wir bislang keine Erfolg zu verzeichnen, wir haben noch immer keine Erlaubnis, die Untersuchung zu starten. Es gibt keine Erklärung oder Entschuldigung dafür, dass Beweisstücke fortgeschafft beziehungsweise zerstört werden",
beklagte sich der Präsident über die Haltung der Separatisten.
Neue Versionen zum Unglücksverlauf
Das späte Einlenken der prorussischen Milizen dürfte an deren Ansehensverlust wenig ändern, ihre Behinderungen der Ermittlungen am Katastrophenort, vor allem das pietätlose Hin- und Hertransportieren der Leichen hat weltweit Empörung ausgelöst. Möglicherweise deshalb sah sich der russische Präsident Wladimir Putin genötigt, sich zu äußern. Er sichere Kooperationsbereitschaft bei den Ermittlungen zu. Gleichzeitig wartete die russische Seite mit neuen Versionen zu dem Unglücksverlauf auf.
Der russische General Andrej Kartapolow bestritt, dass Russland Flugabwehrraketen oder andere Waffen an die Separatisten geliefert habe, statt dessen sprach er davon, dass die Boeing 777 von einem ukrainischen Kampfflieger in einer recht nahen Distanz von fünf Kilometern begleitet worden sei.
Der russische General fragte, was ein Militärjet so nahe an einer zivilen Flugroute mache, zumal die Kampfflugzeuge mit Luft-Luft-Raketen ausgestattet seien. Das sollte wohl nahelegen, dass der ukrainische Kampfjet die Zivilmaschine abgeschossen haben könnte. Präsident Petro Poroschenko wies diesen Vorwurf in einem Interview gegenüber dem Nachrichtensender CNN deutlich zurück:
"Das ist nicht wahr. Wir sind offen für jede Überprüfung. Wenn ein russischer Minister ein so etwas behauptet, sollte er Beweise dafür haben. Der Himmel über Tores wird überwacht von Satelliten und Flugabwehr-Systemen. Als das Unglück geschah, waren alle ukrainischen Flugzeuge im Umkreis von 700 oder 800 Kilometer am Boden. Ich lade Russland ein, in der internationalen Kommission mitzuarbeiten. Anstatt ein solch verantwortungsloses Statement abzugeben, sollte Russland seine Repräsentanten entsenden und nicht wie bislang weiter Zeit verschwenden. Bereits jetzt sind 96 Stunden verstrichen ohne dass die Ermittlungen begonnen haben."
Weitere Mobilmachung Thema in Werchowna Rada
Die Werchowna Rada in Kiew wird sich am Vormittag mit der weiteren Mobilmachung befassen, der Präsident hat das Gesetz eingebracht und braucht dafür die Bestätigung durch das Parlament.
Der UN-Sicherheitsrat hat sich einstimmig für die Untersuchung des Absturzes und die Einstellungen der Kampfhandlungen an der Unglücksstelle ausgesprochen.
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