Über den Mut zu Improvisieren

Immer schön flexibel bleiben!

32:16 Minuten
Eine Frau macht die Kopf-zum-Knie-Stellung im Yoga
Immer beweglich bleiben - nicht nur auf eingefahrenen, starren Wegen wandeln. © imago stock&people
Moderation: Susanne Balthasar · 16.03.2019
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Flexibilität hat in Zeiten der neoliberalen Arbeitswelt einen miesen Ruf: Biegsam sein, keine eigenen Bedürfnisse anmelden. Es gibt bessere Gründe, um beweglich zu bleiben – im Kopf und in den Beinen. Einige stellen wir in dieser Sendung vor.
Heute widmen wir uns Improvisation und Veränderung im Leben – als positive Deutung des Begriffs "Flexibilität", also, nicht nur bezogen aufs Arbeitsleben.
In einem Alter, in dem viele sportlich eher kürzer treten, hat die Finnin Lena Salmi ein neues Hobby für sich entdeckt: das Skateboard. Heute, mit 65, verbringt sie die meiste Zeit des Tages in der Halfpipe. Dass sie nicht ganz so wendig umherflitzt wie ihre neuen Freunde im Teenageralter, stört sie dabei nicht: "Mit über 60 hat man es nicht mehr so eilig". Spaß hat sie trotzdem. Mit ihrer Facebook-Gruppe "Very old Skaters" ermutigt sie auch andere, es ihr gleich zu tun. "Die Leute bedanken sich bei mir dafür, dass ich auch Videos poste auf denen ich stürze oder scheitere". Hauptsache keine Angst haben ist ihr Motto. Weder vor dem Board, noch vor dem Urteil der anderen.

Yoga und Heiraten im Parkhaus

Ein Experiment der anderen Art hat eine Berliner Architekturzeitschrift gewagt. Die Redaktion der "Arch+" arbeitet seit kurzem zuhause beim Chef und seinem Partner. In extra für diesen Zweck entworfenen Räumen an der Friedrichstraße. Tagsüber sitzen die Mitarbeiter mit Laptop auf dem Sofa. Abends ist hier privates Wohnzimmer. Oder auch ein Architektursalon mit Gästen. Privat- und Arbeitsleben verschmelzen miteinander räumlich und personel. Im Rahmen einer eigens darauf ausgerichten Architektur. Wir stellen den radikalen Selbstversuch vor. Und fragen, können Sie sich vorstellen so zu arbeiten?
Der Architekt Jürgen Mayer.
Der Architekt Jürgen Mayer H. auf dem Topdeck seiner Museum Garage in Miami.© Foto: Guido Meyer
Am anderen Ende der architektonischen Innovationsskala steht seit Jahrzehnten ein Gebäudetypus, der für Langeweile, Gefahr und deutschen Vorabendkrimi steht: das Parkhaus. Gebraucht, aber wenig geliebt, erlebt es in Miami gerade eine Renaissance. Stararchitekten überbieten sich darin, den aufregendsten Auto-Tempel der Stadt zu schaffen. Wir fahren einen davon an. Und lernen: Im Parkhaus soll man jetzt nicht nur sein Gefährt inszenieren, sondern auch seine Kinder spielen lassen, Yoga machen und heiraten.
Dass es von Vorteil ist, auch als Künstlerin im entscheidenden Moment flexibel zu sein, erläutert zum Schluss die Künstlerin und Musikerin Michaela Meise. Eins ihrer Werke, das ihr besonders am Herzen liegt, ist nämlich im ICE entstanden, mit dem Tonklumpen auf den Knien. Aber, es hat sich gelohnt!
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