Typisch deutsch: Fahnen

Flagge zeigen nur zu bestimmten Zeiten

Ein Balkon im nordrhein-westfälischen Hammwinkeln
Bei großen Fußballspielen wird die Fahne aus dem Keller geholt. © Martin Gerten/dpa
Von Matthias Baxmann und Matthias Eckoldt · 16.08.2018
In vielen Ländern sehen die Menschen in einer Nationalflagge nur ein Stück Stoff. In Deutschland ist das anders - außer es ist ein Fußballturnier.

Tejan Lamboi aus Sierra Leone:

"Nach meiner Erfahrung hier in Deutschland, schämen sich manche Leute ihre Flagge zu zeigen. Das hat wohl was mit der Geschichte zu tun, die Leute sind vorsichtig geworden. In anderen Ländern spielen die Fahnen eine deutlich wichtigere Rolle. Aber wenn ich hier irgendwo auf dem Balkon eine deutsche Flagge sehe, dann denke ich immer, vielleicht wohnt hier ein Rechtsextremist."

Derek Scally aus Irland:

"Mit den Fahnen ist es ein wenig so wie mit dem Trinken, nur zu ausgewiesenen Zeiten. Also, Fußballweltmeisterschaft oder Europameisterschaft, da wird die Fahne aus dem Keller geholt. Als Ire kann ich diese deutsch Zwiespältigkeit sehr gut nachvollziehen, weil, sowohl in Irland wie auch in Deutschland hat die Fahne diese zwei Seiten, einerseits den Stolz darauf und andererseits: Muss das sein? Dieser Nationalismusverdacht, es ist nur ein Stück Stoff, hat aber eine große Symbolwirkung für die falschen Leute."

Peter Dollé aus den USA:

"Man sieht natürlich Fahnen vor Ämtern. Aber sonst gibt es weniger Fahnen, keiner hat hier am Haus eine Fahne. Ich finde das nicht schlimm. In den USA ist das ein Teil deines Hauses. Wenn ich aber viele Fahnen ohne eine Fußball-WM sehen würde, würde ich mich fragen, was ist jetzt der Hintergrund? Wenn ich dann solche hängenden Fahnen sehen würde wie in den 30er-Jahren, dann würde ich allerdings nervös."

Unsere Serie "Typisch deutsch" wird an jedem Donnerstag um 17.50 Uhr in der Sendung "Studio 9" ausgestrahlt. Die Autoren Matthias Baxmann und Matthias Eckoldt haben Korrespondenten aus rund 30 Ländern zu ihren Erfahrungen befragt. Dazu ist auch das Buch "Typisch deutsch" im Holiday Verlag erschienen. Sie erreichen uns auch unter: typisch.deutsch@deutschlandfunkkultur.de

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