Twitter-Account

Wer archiviert die Bundeskanzlerin?

Bundeskanzlerin Angela Merkel steht Ende Oktober im Konrad-Adenauer Haus in Berlin vor einer weißen Wand.
Was passiert mit den Tweets von Bundeskanzlerin Angela Merkel? © picture alliance / dpa / Michael Kappeler
Michael Hollmann im Gespräch mit Gesa Ufer · 03.11.2016
Der Twitter-Account des US-Präsidenten Barack Obama soll der Nachwelt nach seinem Amtsabtritt am 20. Januar erhalten bleiben. Ist so etwas auch in Deutschland denkbar? Hier gelten andere Richtlinien, sagt Michael Hollmann, Präsident des Bundesarchivs.
Barack Obama vererbt seinen Twitteraccount. Was der US-Präsident unter "@Potus" getweetet hat, wird auf diesem Account bald Geschichte sein. Damit Obamas digitales Tweet-Erbe auf jeden Fall erhalten bleibt, wurde ein zweites Konto eingerichtet, auf dem die Obama-Twets einlaufen "@Potus44" - Obama ist der 44. Präsident der USA. Außerdem sichert zusätzlich die Nara, die National Archives and Records Administration, alle Daten.
Doch wie funktioniert das eigentlich hierzulande, zum Beispiel bei Angela Merkel: Werden auch ihre Tweets gesichert? Wie verhält es sich mit SMS? Und was ist mit E-Mails?
Das Bundesarchiv sei nicht für die Sicherung von Merkels Tweets zuständig, sagt Michael Hollmann, der Präsident des Bundesarchivs:
"Das hat auch seinen Grund, weil die Tradition der Kommunikation und der Aktenführung des Bundeskanzleramts und insbesondere der Bundeskanzler ganz anderen Traditionslinien und Richtlinien folgt als das in den USA der Fall ist."

Grundsatz: Alles muss in den Akten stehen

In Deutschland gebe es seit Jahrhunderten einen Grundsatz, der immer sehr hoch gehalten worden sei, betonte Hollmann:
"Der Stand einer Angelegenheit – ob das jetzt eine Regierungsangelegenheit oder eine Verwaltungsangelegenheit ist -, dass der Stand dieser Angelegenheit immer vollständig aus den Akten entnommen werden kann. Das heißt: Alle Informationen müssen in die Akten reingefügt werden."
Auf die Frage, ob dann für die Nachwelt nicht sehr viel wegfalle, entgegnete Hollmann:
"Natürlich fallen viele Details und Einzelheiten unter Umständen weg. Auf der anderen Seite werden viele redundante und nebensächliche Dinge rausgefiltert. Wenn nämlich die Inhalte – dabei geht es nicht nur um SMS oder Tweets, sondern auch um Telefongespräche oder Begegnungen auf dem Gang -, wenn all das der Substanz nach in den Vorgängen festgehalten werden muss. Man hat auf diese Weise eine sehr dichte Informationsaufbereitung."
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