TV-Wahlkampf in den USA

The Real Donald Trump – oder: The Real Kunstfigur?

41:12 Minuten
Präsident Trump wirft einen Gegenstand in die Menschenmenge auf seinem ersten öffentlichen Auftritt nach seiner Coronavirusinfektion
Pomp und Pathos: US-Präsident Donald Trump während seines ersten öffentlichen Auftritts nach seiner Corona-Erkrankung. © Gettyimages / Joe Raedle
Von Christine Watty und Patrick Wellinski · 15.10.2020
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Welche Bedeutung hat die Fernsehvergangenheit von Donald Trump im US-Wahlkampf? Wem schaut die Welt aktuell überhaupt zu: einem Präsidenten oder vor allem der schlauen Inszenierung eines ehemaligen Reality-TV-Stars?
Eigentlich ist diese Folge unseres Kulturpodcasts ein Sequel – eine Folge-Ausgabe – der vergangenen Woche: Wir haben uns ein paar Reality-TV-Formate angesehen, um jetzt festzustellen: Da gibt es ja noch eins! Der US-Wahlkampf, ein weiteres Mal mitbestritten von einem der größten Stars des US-Trash-Fernsehens, nämlich Donald Trump.

Jeder Schritt ein Fernsehmoment

Welche Auswirkungen hat Trumps Fernseherfahrung auf die Bilder und Videosequenzen des Wahlkampfs, die wir in Deutschland hier und da mal relativ liebevoll von Bühnenkritikern auseinandernehmen lassen? Beispiel: der Moment, als nach dem Krankenhausaufenthalt Trumps Rückkehr ins Weiße Haus filmisch zelebriert wurde. Großer Pomp und Pathos und schließlich ein winkender Präsident vom Balkon. Leni-Riefenstahl-Parallelen in der Interpretation ließen nicht lang auf sich warten, der US-Satiriker Stephen Colbert nannte den Film sogleich: "The Triumph of the Ill".

Staffel oder Amtszeit?

In diesem Podcast geht es mit dem Filmkritiker Patrick Wellinski um den Blick auf Trumps Fernseh-Background und seine Versuche, kaum durch Inhalte, sondern vor allem mit Hilfe von Gefühlen und Bildern den Wahlkampf zu beherrschen; oder seine Inszenierungen von Krawall und Entgleisungen, in Analogie zum Reality-TV, zum wahren Motor der Begeisterung für ihn werden zu lassen.
Ob dieses Konzept im Wahlkampf für Trump noch ein weiteres Mal funktioniert, das wissen wir nicht. Aber wenn man sich ein wenig ausführlicher mit dem Fernsehen und Trump parallel beschäftigt, erscheint es einem nicht mehr ganz so seltsam, "Staffel" statt "Amtszeit" zu sagen.
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