TV-Serie "Wu-Tang: An American Saga"

Um Musik geht es leider nur am Rande

09:16 Minuten
Die Musiker der Hip-Hop-Gruppe Wu-Tang Clan rappen bei einem Auftritt 2019 auf der Bühne.
In den 1990ern starteten die Musiker des Wu-Tang Clan ihre Karriere. Der Mythos lebt noch immer. © imago images / ZUMA Wire / Ralph Arvesen
Axel Rahmlow im Gespräch mit Oliver Schwesig · 25.01.2021
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Mit düsterem Sound und viel Geschäftssinn prägt der Wu-Tang Clan aus New York den Hip-Hop der 90er-Jahre. Eine TV-Serie schildert die Anfänge des Kollektivs. Doch das Porträt verschenke viel Potenzial, sagt Musikjournalist Axel Rahmlow.
Das war neu im Jahr 1993: grimmige, rohe Beats mit Samples aus Kung-Fu-Filmen, Rap, der Mystik, Spiritualität und Geschichten über Gewalt und Kriminalität miteinander verbindet.
Der Wu-Tang Clan aus New York kam in den 1990er-Jahren mit einem revolutionären Konzept auf den Plattenmarkt. Der Clan bestand aus einer losen Gruppe von Rappern, die sich von einer Plattenfirma signen ließen. Daneben traten sie aber auch solo auf und glänzten noch mit gegenseitigen Gastauftritten auf ihren Alben.

Ein neues Geschäftsmodell in der Hip-Hop-Welt

Und außerdem gab es ja noch das Klamottenlabel mit dem großem "W". Ein sehr raffiniertes und damals im Hip-Hop neues Geschäftsmodell, mit dem der Wu-Tang Clan zum wichtigsten Hip-Hop-Kollektiv der 90er-Jahre wurde. Die neun Mitglieder das Clans haben als Gruppe oder als Solo-Künstler im Lauf der Jahre mehr als 40 Millionen Alben verkauft. Die große Zeit ist vorbei, aber der Mythos, lebt.
Nun gibt es die Fernsehserie "Wu-Tang: An American Saga" zu sehen: Sie ist in Deutschland vom 25. Januar an beim Pay-TV-Sender Sony AXN zu sehen. Darin geht es um die Anfänge der Musiker. Die zehn Folgen der Serie erzählten vor allem davon, wie Rapper und Produzent RZA – der Mittelpunkt der Gruppe – versucht, aus den neun Individuen ein Team zu machen, sagt der Journalist Axel Rahmlow.

Hauptbeschäftigung Erwachsenwerden

Er gehört zu den vielen Rap-Fans, die als Teenager vom Wu-Tang Clan fasziniert waren – und es auch heute noch sind. Aber eigentlich seien alle mehr damit beschäftigt, erwachsen zu werden und über die Runden zu kommen - was hier meistens bedeute: Drogen zu verkaufen. Die Musik sei dabei nur Nebensache. Und dieser Teil nehme zu viel Raum ein.
Denn wirklich interessant werde es erst, wo die Serie sich auf die Musiker und ihre Leidenschaft konzentriere: "Das ist wirklich toll, wenn man sie ganz informell in Hausfluren oder im Keller und auf der Straße sieht, wie sie rappen und wie sie sich diese Kung-Fu-Filme anschauen, die so inspirierend für den Sound und die Grundhaltung sind."

Alleinstellungsmerkmal verschenkt

Aber auch hier vergibt Rahmlow Punktabzüge: Es werde beispielsweise häufig nicht klar, warum jetzt gerade eine bestimmte Person anfange zu rappen oder aus welchem Grund die Kung-Fu-Filme überhaupt so interessant für die Musiker seien. Auch wie der Sound entwickelt wurde, werde nicht nachvollziehbar erzählt. "Das, was die Serie herausragend machen könnte, wird verschenkt", urteilt Rahmlow.
Man erkenne allerdings die Liebe zum Detail. Szenen seien sehr wirklichkeitsgetreu nachgestellt worden. Axel Rahmlows Fazit lautet: Die Serie vermittle einen relativ authentischen Eindruck – aber um wirklich etwas über die Musiker zu erfahren, brauche man sehr viel Zeit. Deshalb rät Rahmlow zu einer kompakteren Variante: der Dokumentation "Of Mics and Men". Die sei insgesamt nur vier Stunden lang und erkläre weit mehr über die einzelnen Charaktere und ihre Musik.
(abr)
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