TV-Serie von Scorsese und Jagger

Geld, Sex und Zynismus

Der Regisseur Martin Scorsese (l.) und der Sänger der Rolling Stones, Mick Jagger, posieren 2008 auf der Berlinale bei einem Foto-Shooting.
Der Regisseur Martin Scorsese (l.) und der Sänger der Rolling Stones, Mick Jagger. © picture alliance / dpa / Rainer Jensen
Tobias Ruhland im Gespräch mit Dirk Schneider · 15.02.2016
Rockstar Mick Jagger und Filmlegende Martin Scorsese haben eine TV-Serie entwickelt, die in das Musikgeschäft der 1970er-Jahre eintaucht. In "Vinyl" geht es um koksende DJs und Labelbosse, die bei einer Band weniger aufs Talent achten als auf den Sex, der dabei herausspringt.
Sie wird als eine der Serien-Highlights des Jahres gehandelt: "Vinyl" aus dem Hause HBO. Gestern nun ist die Serie über die amerikanische Musikindustrie der 70er-Jahre gestartet. Hinter "Vinyl" stehen große Namen: Martin Scorsese als Regisseur und Rolling-Stones-Sänger Mick Jagger als Produzent.
"Vinyl", entwickelt von Mick Jagger und Martin Scorsese, spielt im Jahr 1973 und erzählt vom langsamen Niedergang des Plattenfirmenbosses Richie Finestras, gespielt von Bobby Cannavale. Zu sehen gab es in der zweistündigen Pilotfolge Sex, Drugs und Rock’n’Roll, erzählt Kritiker Tobias Ruhland in der "Tonart". Richie ist – typisch für Scorsese – ein zerrissener Charakter: einerseits ein millionenschwerer Plattenboss, gezeichnet vom ständigen Drogenkonsum, andererseits ein liebevoller Familienvater – wenn es denn die Zeit hergibt.
Scorsese verstehe "Vinyl" nicht nur als augenzwinkernden Blick auf die fetten Jahre der Musikindustrie, erklärte Ruhland, der Regisseur begreife die Serie auch als Historienstück, in dem tolle Kulissen und aufwendig gestaltete Kulissen zu sehen sind. Angereichert wird der Plot von mit Geschichten und Erinnerungen von Mick Jagger.
Die Serie wirft einen amüsierten Blick auf eine Welt, die uns bekannt vorkommt und doch inzwischen Lichtjahre entfernt scheint: Mit Musik werden noch riesige Summen erwirtschaftet, die Künstler sind entsprechend zickig, Radio DJs sind die Wächter über Erfolg und Misserfolg und müssen mit Kokain bestochen werden.

"I'd fuck the blonde"

Es geht um Geld, Drogen, Sex und Gewalt, und auch Zynismus ist eine Währung - etwa wenn die hochdotierten Labelmanager sich eine neue Band aus Schweden namens ABBA anschauen, und einer von ihnen sagt:
"The music's garbage, but I'd fuck the blonde."
Wirklich überzeugt ist unser Kritiker Tobias Ruhland nach der Pilotfolge noch nicht:
"Sagen wir mal so: Wenn der Pilotfilm sowas wie die Vorabsingle zum Album wäre – ich würde mir die Single nicht kaufen und lieber das ganze Album abwarten."
Es gebe zu wenige gelungene Cliffhanger und auch bei den Protagonisten böte sich noch viel Platz für charakterliche Entwicklungen.
"Vinyl" läuft beim Bezahlsender Sky.
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