TV-Moderator Bill Maher

Die galligste Zunge Amerikas

Bill Maher ist seit 25 Jahren auf Sendung und derzeit Gastgeber der Show "Real Time" im TV-Sender HBO.
Spöttisch und kritisch: Bill Maher als Moderator der TV-Show "Real Time" auf HBO. © dpa / picture alliance / Janet Van Ham
Von Georg Schwarte  · 19.10.2018
Seit 25 Jahren ist er auf Sendung im US-Fernsehen: Der Comedian Bill Maher ist knallhart politisch, geistreich bösartig und gern vulgär. Lieblingsfeind in seiner aktuellen Show "Real Time" ist Donald Trump, den er als "Schwachkopf" verspottet.
"Trump's brain is like a cell phone with a full mailbox. You can call, but you can't leave a message."
Bill Maher: Er hat eine Menge Botschaften, der Mann. Dieser fieseste Comedian im Trump-Amerika. Niemand weiß doch zum Teufel, sagt er, was überhaupt noch normal ist. Er jedenfalls nicht. Immer jenseits der Grenze. Immer hart an der Verleumdungsklage entlang. Da ist Bill Maher zuhause. Gerne sogar:
"When you are single, you just have to consult with yourself. And I am always agreeing with me."
Er hört auf sich. Auf sonst wenige. Er kifft gern. Nach der Show. Manchmal aber scheint es schon vorher zu passieren. Vor einiger Zeit hätten sie ihn beinahe rausgeworfen.
Ein Senator aus Nebraska war da, lud ihn ein, sagte: Komm zu uns, du kannst mit uns auf dem Feld arbeiten. "Auf dem Feld?", fragte Maher zurück. "Senator, ich bin ein Hausnigger."
"Hausnigger"? Amerika empörte sich. Er machte einfach weiter.

"Attentäter von 9/11 waren nicht feige"

So wie damals, sechs Tage nach dem 11. September. Die Trümmer rauchten noch, da sagte er, damals bei ABC in seiner vielsagenden Show "Politically incorrect": die Attentäter des 11. September "Feiglinge"? Er finde es nicht feige, wenn man betrachte, dass Amerika meistens aus der Ferne mit Raketen töte.
Reue? Heute, 17 Jahre später?
"No, absolutely not. It was true then, it was true at September 10th, it was true at September 12th. And it had nothing to do with criticizing America. But you know, this was six days after 9/11."
Damals warfen sie ihn raus. Ihm war's auch egal. Er, die galligste Zunge Amerikas, gallte einfach weiter. Jetzt seit 2003 bei HBO: "Real Time" mit Bill Maher. Und wie real es gelegentlich wird:
"When Trump masturbates, he fantasizes about himself masturbating."
So etwas sagt nicht jeder über einen amtierenden Präsidenten, der bei ihm nur "der Narzisst" heißt. Wahlweise "Schwachkopf".
 USA, Southaven: Donald Trump, Präsident der USA, spricht auf einer Kundgebung in der Landers Center Arena. Er klatscht in die Hände und verzieht das Gesicht zu einer Grimasse. Im Hintergrund sitzen Anhänger.
USA, Southaven: Donald Trump, Präsident der USA, spricht auf einer Kundgebung in der Landers Center Arena.© dpa/Evan Vucci
Trump übrigens hat ihn einst verklagt, weil Maher sagte, er zahle fünf Millionen Dollar, wenn Trump beweisen könne, dass er nicht das Ergebnis einer Kreuzung von Mensch und Orang-Utan sei. Die Klage versandete, der Spott Mahers blieb. Immer wieder Trump!
– Bill Maher: "And then there is his buddy in North Korea."
– Trump in einer Rede: "I just came on stage and I was told that Kim Jong-Un said some terrific things about me."
– Bill Maher: "Great! Maybe I'll sign your tits."
"Großartig, vielleicht unterschreibt er ja auf deinen Titten?"

Trumps Narzissmus als Lieblingsthema

Vulgär, keine Frage. Geistreich bösartig. Meistens. Und der Sohn einer jüdischen Mutter und eines katholischen Vaters, der selbst sagt, jede wisse, dass er Religion für eine "gefährliche Scheiße" halte, er scheint noch lange nicht auserzählt.
Liberal, Mitglied der Demokraten, Anhänger der Todesstrafe: Bei ihm geht das alles irgendwie zusammen.
Der Narzissmus von Trump – sein Lieblingsthema. Er selbst ist auch ein klitzekleines bisschen narzisstisch. 4,5 Millionen jedenfalls sehen jede Woche seine Show "Real Time". Millionen mehr seine Videoclips.
Trump? Vermutlich eher nicht.
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