"Tübinger Memorandum"

Über Glanz und Elend kleiner Verlage

Eine Hand greift ein Buch aus einem Regal mit gebrauchten Büchern.
Die Krise kleiner Verlage sieht Christian Ruziscka unter anderem in der mangelnden Zusammenarbeit mit dem Buchhandel und der Presse begründet. © Imago / UIG
Christian Ruziscka im Gespräch mit Joachim Scholl · 24.09.2018
Das Verlagswesen in der Krise: Immer mehr kleine Verlage schließen, weil sie ohne Förderung nicht bestehen können. "Wider das Sterben der Verlage, für Diversität der Literatur und Buchkultur" – so lautet der Leitsatz des Tübinger Memorandums.
Christian Ruziscka vom Züricher Secession Verlag sieht das Zusammenspiel von Buchhandel, Presse und Verlagen als zentralen Aspekt für den Fortbestand kleiner Verlage. Die Presse nehme häufig nur große Titel in den Fokus, kleine Buchhandlungen hätten gerade auf dem Land Schwierigkeiten: Sie scheuten sich vor allem davor, Bücher einzukaufen, die möglicherweise nicht verkauft werden. Doch was nicht vorrätig ist, kann auch nicht wahrgenommen werden, betont Ruziscka.

Eingreifen der öffentlichen Hand

Hier setze das "Tübinger Memorandum" an, initiiert von den Kulturwissenschaftlern Hermann Bausinger und Thomas Knubben als Reaktion auf die Schließung des Tübinger Klöpfer & Meyer Verlags. Der Name erinnert an die Nukleare Wiederbewaffnung 1961 und fordere auch jetzt die Politik auf einzugreifen. In diesem Falle allerdings um den aktuellen Verlagspleiten entgegenzuwirken. In nur fünf Jahren habe es 6,5 Millionen weniger Buchkäufe gegeben.
Gerade die Förderung des Buchhandels sei hier sinnvoll, da heute die Zeit fehle, alle – und vor allem die Titel kleinerer Verlage – zu lesen: "Wenn der Buchhändler diese Zeit nicht mehr hat, weil er sich um sehr viele andere Dinge kümmern muss, um diesen großen, großen, großen Bewegungsraum, dieser Massen an Literatur, der da entsteht, zu beherrschen, dann fällt diese Funktion schon mal weg und ich glaube, das ist ein markantes Zeichen, warum wir da in eine Krise kommen", so Ruziscka.
(jb)
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