Trip-Hop

Philosophischer Elektro-Pop

Von Jutta Petermann · 03.12.2013
Mysteriöse Atmosphären, unterkühlter Futurismus, dunkel widerhallende Beats und der Gesang einer Club-Göttin. Kosheen, die Band aus Bristol meldet sich mit "Solitude" zurück und knüpft damit an ihre besseren Zeiten an. Das Trio schafft darauf die Balance zwischen Untergrund, Philosophie und Kommerz.
Immer wenn eine Band aus Bristol ein neues Album veröffentlicht, wird darauf geachtet, ob es auch ja dieser Herkunft würdig ist und dem Ruf dieser Musikstadt gerecht wird, in der in den 1990er-Jahren der Trip-Hop entstand. Das Trio Kosheen konnte das zuletzt nicht einlösen mit dem Album "Independence", das zu konturenlos geraten war. Aber gerade mal ein Jahr später haben sie jetzt mit "Solitude" eine CD am Start, die um eine Idee herum ein vielschichtiges elektronisches Klanguniversum anlegt.
Kosheen haben nie reinen Trip-Hop gemacht, sondern ihn mit Drum & Bass und Pop zu so etwas wie tanzbaren Trip-Hop gemacht. Später haben sie auch noch die Schnittmengen mit dem Techno ausgelotet und all das findet sich auch auf "Solitude" - angereichert um eine dunkle, mysteriöse Atmosphäre. Der Albumtitel lässt sich mit Alleinsein oder Zurückgezogensein übersetzen und hat nichts mit Einsamkeit zu tun. Den Musikern ist wichtig, dass sie hier einen friedvollen, selbstsicheren Seelenzustand meinen, Momente, in denen man sich selbst genügt. Um dies zu unterstreichen, schmückt ein Zitat Jean Paul Sartres das Booklet: "Gott ist Abwesenheit und Gott ist das Alleinsein des Menschen". Das könnte man frei interpretieren mit: Das Alleinsein ist ein göttlicher Zustand. Und genau dies spiegelt auch die Musik wieder. Irgendwie abgekoppelt und selbstvergessen, aber von erhabener Schönheit.
Label: Membran