Treffen von Trump und Kim Jong Un

"Es ist ein historischer Sieg für Nordkorea"

Kim (l.) und Trump sitzen nebeneinander an einem kleinen runden Tisch und reichen sich die Hand. Hinter ihm die Nationalflaggen.
Nordkoreas Machthaber Kim Jong Un und US-Präsident Donald Trump bei ihrem Treffen in Singapur © imago/Kevin Lim
Alan Posener im Gespräch mit Anke Schaefer · 12.06.2018
US-Präsident Trump hat Kim Jong Un etwas geschenkt, ohne irgend etwas zu bekommen. So resümiert der Journalist Alan Posener das Treffen der beiden Staatsführer in Singapur. Dass Nordkorea tatsächlich politische Zugeständnisse mache, daran glaubt er nicht.
US-Präsident Donald Trump hat bei dem Gipfel mit Nordkoreas Machthaber Kim Jong Un das Versprechen für eine atomare Abrüstung erhalten, jedoch ohne konkreten Fahrplan. Die in Singapur unterzeichnete Vereinbarung der beiden blieb vage.
Als "historischen Sieg für Nordkorea" wertet daher der Journalist Alan Posener das Treffen. Trump habe Kim etwas geschenkt, ohne irgend etwas zu bekommen, so Posener im Interview mit Deutschlandfunk Kultur - nämlich das Treffen eines Diktators auf Augenhöhe mit dem amerikanischen Präsidenten.

Isoliertes, prekäres und verhasstes Regime

Kim sei einer der schlimmsten Diktatoren der Welt, so Posener, "der hunderttausende Menschen in Gefängnissen und Arbeitslagern hat und der keinerlei Freiheiten in seinem Land lässt" - und dieser Mann habe nun erreicht, dass die USA ihre gemeinsamen Militärmanöver mit Südkorea aussetzen und dass diese als "Kriegsspiele" bezeichnet werden.
Posener sagte, er halte es für falsch zu glauben, dass Nordkorea aufgrund einer wirtschaftlichen Schwäche Zugeständnisse machen oder Kontrolleure ins Land lassen könnte, denn das isolierte, prekäre und verhasste Regime in Pjöngjang brauche "diese Atomwaffen eigentlich zum Überleben".
"Ein Stiefel, der auf ein menschliches Gesicht tritt"
Diktatorische Regime würden für gewöhnlich in dem Augenblick zusammenbrechen, "wo sie die Zügel loslassen", meinte Posener, bei Nordkorea erwarte er genau das aber nicht und zog ein düsteres Fazit:
"Wenn man die Zügel nicht loslässt, dann kann man leider einen George-Orwell-Staat herstellen, in dem die Zukunft einfach die ist: ein Stiefel, der ständig auf ein menschliches Gesicht tritt. Und das ist Nordkorea."
(huc)
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