Trauer um Schauspieler Max von Sydow

Immer Charakterdarsteller, mal Held, oft Bösewicht

03:06 Minuten
Der Schauspieler Max von Sydow.
Max von Sydow ging noch im hohen Alter mit der Zeit - und entdeckte Computerspiele. © ALBERTO PIZZOLI / AFP
Von Carsten Schmiester · 09.03.2020
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Max von Sydow spielte in vielen Filmen von Ingmar Bergman mit, zeigte seine Kunst aber auch jenseits des Autorenkinos. Seine Schaffen umfasst mehr als hundert Filme - von "Der Exorzist" bis zu "Hannah und ihre Schwestern". Auch in Star Wars und bei James Bond war er dabei.
"Der Sohn Gottes bezwingt dich, das Blut der Märtyrer bezwingt dich ..."
Eine Schlüsselszene im Schocker "Der Exorzist" von 1973. Max von Sydow als Pater Merrin nahm es mit dem Bösen auf und die Kino-Welt bekam Gänsehaut. Das war einer dieser unvergesslichen Von-Sydow-Momente. Ein anderer entstand wesentlich früher, 1957. Von Sydow als der an Gott verzweifelnde und mit dem Tod ums Leben schachspielende Kreuzritter Antonius Block:
"Warum kann ich Gott in mir nicht töten? Warum lebt er in mir weiter, obwohl ich ihn aus meinem Herzen reißen will?"
"Das siebente Siegel". Regie damals: Ingmar Bergman, mit dem von Sydow schon am Theater in Malmö gearbeitet hatte und der sein Mentor wurde. Der 1,90 Meter große gebürtige Schwede mit deutschen Wurzeln galt seit jener Zeit als "Bergman"-Star und war doch so viel mehr.
"Die Tatsache, dass ich in vielen Bergman-Filmen gespielt habe, bedeutet ja nicht, dass ich während dieser Jahre nur das gemacht hätte. Da waren viele andere Sachen. Und viele andere Filme zuerst in Schweden, aber dann auch im Ausland."
Von Sydow hat mit Woody Allen gedreht, mit Steven Spielberg. Neben ihm standen unter anderem Tom Hanks oder Leonardo di Caprio vor der Kamera. Seine Bilanz: Mehr als 100 Filme, darunter "Hannah und ihre Schwestern", "Pelle, der Eroberer" oder der James Bond "Sag niemals nie", das 9/11-Drama "Extrem laut und unglaublich nah", "Star Wars" oder "Game Of Thrones".

Immer eindrucksvoll, extrem ausdrucksstark

Mal Charakterdarsteller, mal Held, oft Bösewicht, immer eindrucksvoll, extrem ausdrucksstark. Privat hörte man zuletzt wenig von ihm. Er war in zweiter Ehe mit einer französischen Filmemacherin verheiratet, lebte in Frankreich – als Franzose.
Seine schwedische Staatsbürgerschaft hatte er vor 18 Jahren aufgegeben. Viele Schweden hatten ihm das übel genommen. Aber damit konnte er ebenso gut leben wie mit dem "Bergman"-Stempel". Den, so hatte er es kurz vor seinem 90. Geburtstag in diesem Interview gesagt, habe er jahrelang zu Recht getragen, aber dann nicht mehr.
"Ich bin Schauspieler." Einer, der noch im hohen Alter mit der Zeit ging und eine ganz neue Welt für sich entdeckte, Computerspiele: Unter anderem gab er seine Stimme dem Fantasy-Ritter Esbern, der hier vor einem furchtbaren Drachen warnt.
"Alduin, der Zerstörer der Welten, der Lebende und Tote verschlingt. Und dann wachte ich auf und hoffte, alles wäre nur ein Traum, wissend, dass es keiner ist."
Max von Sydow wieder als Ritter, wie schon 1957 in "Das siebente Siegel" von Ingmar Bergman, mit dem er ein Geheimnis teilte, über das er vor Jahren in einer amerikanischen Talkshow sprach.

Gespräche über das Leben nach dem Tod

Er habe viel mit Bergman diskutiert, auch über das Leben nach dem Tod.
Bergman ist 2007 gestorben. "Wenn ich gegangen bin, werde ich dir berichten", das habe ihm sein Mentor zuvor gesagt - in dessen Nähe Max von Sydow jetzt womöglich wieder ist und es auch vor seinem Tod wohl schon war.
"Nun, ich habe von Bergman viele Male gehört."
Von seinem Geist? fragt der Interviewer: "Erzählen sie mir davon."
"Das kann ich nicht!"
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