Trauer um israelischen Schriftsteller Amos Oz

"Er war ein Ideal und auch ein Idol"

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Der Schriftsteller Amos Oz bei der Verleihung des Internationalen Literaturpreises Berlin am 08.07.2015. © picture alliance / dpa / Stephanie Pilick
Moshe Zuckermann im Gespräch mit Moderatorin Nicole Dittmer · 28.12.2018
Der Name Oz heißt aus dem Hebräischem übersetzt "Kraft, Stärke". Und das passt zu dem Schriftsteller Amos Oz. Für große Teile Israels war der nun verstorbene Autor ein Ideal, sagt der Soziologe Moshe Zuckermann.
Der israelische Autor und Friedensaktivist Amos Oz ist am Freitag im Alter von 79 Jahren gestorben. "Er war einer der größten Schriftsteller Israels und eine der bekanntesten Stimmen des Landes", twitterte die israelische Botschaft in Berlin: "Möge seine Erinnerung ein Segen sein." Und Außenminister Heiko Maas (SPD) würdigte Amos Oz als "mutigen, unerschrockenen Verfechter eines Friedens im Nahen Osten".
Oz verkörperte das liberale, sozialdemokratische und von den ursprünglichen zionistischen Werten getragene Intellektuelle Israels, betont der Autor und Soziologe Moshe Zuckermann im Deutschlandfunk Kultur und zeigt damit auch sehr deutlich, dass Oz sowohl publizistisch als auch politisch von enormer Bedeutung war.
"Er hatte natürlich inzwischen auch eine ganze Menge Feinde in Israel, aber für das hegemoniale Israel, für das etablierte, zionistische Israel war er eine Ausstellungsfigur, ein Ideal und teilweise auch ein Idol." Zudem sei Oz sehr "friedensbewegt" gewesen und wurde zum Sinnbild des israelischen Intellektuellen, wie Zuckermann erklärt.

Ein Anti-Pol für die jetzige israelische Regierung

Allerdings sei der Kurs des nun verstorbenen Schriftstellers angesichts der aktuellen Politik der israelischen Regierungsführung wohl gescheitert, bilanziert Zuckermann.
"Oz hat sich nicht durchsetzen können, ganz im Gegenteil kann man sagen, dass es gerade seine Gesinnung war, die für die jetzige Regierung und die jetzige Stimmung in Israel den Anti-Pol darstellte."
Oz stehe für das Ideal von all dem, was in Israel hätte stattfinden müssen, wenn man es misst an den Werten und Ideen des zionistischen Humanismus und der israelischen Sozialdemokratie. "Die sozialdemokratische, liberale Gesinnung ist aber die große Verliererin im Moment."

Die Ewigkeit in der israelischen Literatur ist ihm sicher

Oz wurde am 4. Mai 1939 in Jerusalem als Amos Klausner geboren, trat 1954 dem Kibbuz Chulda bei und nahm den Namen Oz an. Seit dem Sechs-Tage-Krieg war er in der israelischen Friedensbewegung aktiv. Er war Mitbegründer der seit 1977 bestehenden Friedensbewegung "Schalom achschaw" (Peace now) und setzte sich für die Zwei-Staaten-Lösung ein.
Amos Oz veröffentlichte zahlreiche Romane wie "Der dritte Zustand", "Mein Michael", "Black Box", "Allein das Meer" und sein bekanntestes Werk "Geschichte von Liebe und Finsternis". Außerdem erschienen von ihm Essaybände und Erzählungen. Sein Werk wurde in mehr als 30 Sprachen übersetzt. Unter anderem erhielt er den Friedenspreis des Deutschen Buchhandels, den Goethe-Preis der Stadt Frankfurt am Main und den Siegfried-Lenz-Preis. In seiner Einschätzung und Einordnung Oz' in der Nationalliteratur Israels sagte Zuckermann: "Als Schriftsteller ist ihm die Ewigkeit in der israelischen Literatur sicher."

(sru)
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