Trauer um Dirigenten

Langjähriger Met-Leiter James Levine ist tot

06:40 Minuten
James Levine dirigiert das Boston Symphony Orchestra beim Luzern-Festival (Archivfoto vom 26.08.2007).
James Levine dirigiert das Boston Symphony Orchestra beim Luzern-Festival (Archivfoto vom 26.08.2007). © picture alliance / dpa / Sigi Tischler
Moderation: Martin Böttcher · 17.03.2021
Audio herunterladen
Der Dirigent James Levine ist im Alter von 77 Jahren gestorben. Er war lange Jahre musikalische Leiter der New Yorker Metropolitan Opera. Am Ende seiner Karriere wurde er dort allerdings nach Missbrauchsvorwürfen entlassen.
Der US-amerikanische Dirigent James Levine ist tot. Er starb im Alter von 77 Jahren, berichtet die "New York Times". Der Zeitung zufolge war Levine bereite am 9. April an seinem Wohnort im kalifornischen Palm Springs verstorben. Das Blatt zitiert seinen Leibarzt, nach dessen Aussage Levine eines "natürlichen Todes" gestorben sei.

Er "diente" seinen Werken

Levine arbeitete rund 40 Jahre an der New Yorker Metropolitan Opera und wirkte auch mehrere Jahre in Deutschland. So war er von 1999 bis 2004 als Chefdirigent der Münchner Philharmoniker engagiert.

Das Ende von Levines Karriere allerdings war 2018 nach vier Jahrzehnten an der Met von Missbrauchsvorwürfen überschattet, die er zwar bestritt, die allerdings zu seiner Entlassung an dem Haus führten.
In einer Einschätzung von Levines beruflichen Leistungen sieht der Opernexperte Jörn Florian Fuchs die Stärke des Dirigenten darin, dass er die Werke, die er aufführte, sehr ernst genommen habe. Er habe diesen "dienen wollen", unterstreicht Fuchs. Als Dirigent habe sich Levine zudem schon sehr früh nicht nur für die Klassiker wie Mozart oder Wagner interessiert, sondern auch für die Moderne.

Bereits im Alter von 29 an der MET

1943 in Cincinnati, Ohio geboren, trat Levine sehr früh, bereits als Zehnjähriger, als Solopianist auf und erlernte an der New Yorker Juilliard School of Music das Dirigieren. 1971 gab er dann sein Debut als Dirigent an der Metropolitan Opera in New York. Von 1972 bis 1973 war er an dem Haus Gastdirigent. Kurz darauf wurde er im Alter von 29 Jahren dort Chefdirigent und schon wenige Jahre später musikalischer Direktor des weltberühmten Opernhauses.
Zum Ende seiner Karriere erhoben dann mehrere Männer Vorwürfe sexuellen Missbrauchs gegen Levine. Die Met beendete 2018 nach einer Prüfung der Anschuldigungen die Zusammenarbeit mit Levine. Er war damit einer der prominentesten Persönlichkeiten, deren Karriere im Zuge der #MeToo-Bewegung beendet wurde.
Mehr über den tiefen Fall des James Levine, aber auch über die strahlenden Höhen seiner Karriere, erzählt Musikredakteur Rainer Pöllmann im Gespräch mit Gabi Wuttke:
Mehr zum Thema