"Trance - Gefährliche Erinnerung"

Von Hans-Ulrich Pönack · 07.08.2013
Man kann schon mal den Überblick verlieren, so sehr reizt Regisseur Danny Boyle die verschiedenen Erzählebenen aus. Nichts und niemandem kann trauen, wer diesen Film sieht. Und das lohnt sich, bei so viel Spannung, garniert mit trockenem britischen Humor.
Seine Filme sprechen für ihn: Der am 20. Oktober 1956 in Radcliffe geborene Brite Danny Boyle hat sich mit Werken wie "Kleine Morde unter Freunden" (Debüt 1994), natürlich mit "Trainspotting – Neue Helden" (1996), mit seinem "Oscar"-Hit "Slumdog Millionaire" (2008) sowie zuletzt mit "127 Hours" (2010/ zwei "Oscar"-Nominierungen) in die filmischen Geschichtsbücher katapultiert. Sein neuester Spannungsstreich wird die cineastische Erinnerung nur streifen. Er ist fein-wild, frech, irrwitzig, aber wenig plausibel.

Simon, junger Kunst-Auktionator (Janes McAvoy), will für den verbrecherischen Kunstfanatiker Franck (Vincent Cassel) ein millionenschweres Goya-Gemälde stibitzen. Ganz raffiniert, sorgfältig ausgeklügelt. Dann kriegt Simon eins auf die Birne und kann sich an nichts mehr erinnern. Boss Franck ist aufgeregt, sauer und schickt ihn zur Hypnose. Was Therapeutin Elizabeth (Rosario Dawson) mit auf den mysteriösen Plan ruft. Wer ist fortan nun wer? Und spielt falsch? Oder richtig?

Es geht hier nicht immer, also eigentlich nie "koscher" zu: Wann ist was Träumerei, Tatsache, Wunschrealität oder Wirklichkeit? Wer mimt "echt"? Wer spinnt berechnend? Ist Franck wirklich der Fiese? Niemandem und schon gar nicht den Bildern ist zu trauen. Alle sind und alles ist manipuliert. Was ja durchaus spannend sein kann.

Dann feuern Danny Boyle und sein Autoren-Team aus allen Gedanken- und Ideenlagen, so dass schon mal der Durchblick abtaucht. Zurücklehnen und hinnehmen lautet das weitere Interessensmotiv. Von wegen der eigentlichen Dramaturgie, mit diesen kitzligen Psycho-Spielchen der drei Hauptakteure. Und diesem atmosphärischen Erotik-Geruch. Von wegen, was attraktive wie clevere Mädels so alles anstellen, um ihre Macht auszureizen. Kerle können dabei schon mal in "Trance" auf der schrägen Strecke bleiben.

Alles klar? Egal. Ein Danny Boyle-Film zählt immer zu den guten. Also ist Neugier und (An-)Spannung stets annonciert. Als gerissenes Puzzle, zudem farbig elegant dargeboten, mit trockenhumoriger Britenfeinstimmung. Also nichts übermäßig Boyle-Dolles, aber viel Verwirrend-Spannungssolides.

"Trance - Gefährliche Erinnerung"; Großbritannien 2013; Regisseur: Danny Boyle; Darsteller: James McAvoy, Vincent Cassel, Rosario Dawson; 101 Minuten; ab 16 Jahren

Film-Homepage: Trance