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Wikileaks-Gründer Julian Assange
Offline wegen Enthüllungen im US-Wahlkampf

Dem Wikileaks-Gründer Julian Assange wurde in der ecuadorianischen Botschaft in London auf Geheiß der Regierung die Internet-Verbindung gekappt. Das hat das Außenministerium in Quito bestätigt. Grund: die Veröffentlichung vertraulicher Dokumente der US-Präsidentschaftskandidatin Hillary Clinton.

19.10.2016
    Julian Assange auf dem Balkon der ecuadorianischen Botschaft in London
    Wikileaks-Gründer Julian Assange spricht Anfang Februar auf dem Balkon der ecuadorianischen Botschaft in London. (picture alliance / dpa )
    "Die Regierung Ecuadors respektiert das Prinzip der Nichteinmischung in die inneren Angelegenheiten anderer Staaten", erklärte das Außenministerium. "Sie mischt sich nicht in externe Wahlprozesse ein und bevorzugt auch keinen bestimmten Kandidaten." Um weitere Enthüllungen dieser Art zu verhindern, habe man Assange "vorübergehend" den Zugang zum Internet verwehrt. Das bedeute allerdings nicht, dass die journalistischen Aktivitäten von Wikileaks verhindert würden, hieß es in der Erklärung des Ministeriums weiter.
    Asyl gewährt Ecuador weiter
    Auch wird Assange in Ecuadors Botschaft in London wohl weiter Asyl bekommen. Dessen "Leben und physische Integrität" würden weiter geschützt, bis er an einen sicheren Ort gelangen könne.
    Julian Assange lebt seit 2012 in der Botschaft. Er hatte dort Zuflucht gesucht, um seine Auslieferung an Schweden zu verhindern, wo wegen Vergewaltigung gegen ihn ermittelt wird. Assange befürchtet, von Schweden an die USA ausgeliefert zu werden. Dort könnte ihm wegen Geheimnisverrats die Todesstrafe drohen. Wikileaks hat in den vergangenen Jahren hunderttausende geheime Dokumente unter anderem über das Vorgehen der US-Streitkräfte im Krieg im Irak und in Afghanistan veröffentlicht.
    Ecuador: USA haben keinen Druck ausgeübt
    Ecuadors Außenministerium betonte, dass die Entscheidung, Assange den Zugang zum Internet zu sperren, aus eigenem Entschluss getroffen worden sei. Ein Sprecher von Wikileaks hatte die USA beschuldigt, Druck auf Ecuador ausgeübt zu haben. US-Außenminister John Kerry habe am Rande eines Treffens in Kolumbien mit Ecuadors Staatschef Rafael Correa über Assange gesprochen habe, so der Vorwurf. Das US-Außenministerium wies das zurück.
    Wikileaks hatte am Samstag Dokumente vom E-Mail-Konto von Clintons Wahlkampfmanager John Podesta veröffentlicht - darunter auch die Abschrift von drei bezahlten Reden, die Clinton nach ihrer Zeit als Außenministerin bei der Investmentbank Goldman Sachs hielt. Die Enthüllungen schadeten ihr im Wahlkampf gegen den republikanischen Präsidentschaftsbewerber Donald Trump.
    (fb/am/hba)