Touristenmagnet Nürnberg

Und das Christkind strahlt dazu

Nach der feierlichen Eröffnung des Nürnberger Christkindlesmarkt breitet das Nürnberger Christkind, Rebecca Ammon, am 1.12.2017 in Nürnberg auf der Empore der Frauenkirche seine Flügel aus
Das Nürnberger Christkind, Rebecca Ammon © picture alliance / Nicolas Armer/dpa
Von Tobias Krone · 14.12.2017
Die Stadt Nürnberg ist bekannt für ihre schöne historische Altstadt, ihre Burg und für ihr Bratwürste. In der schönsten Kombination kann man das alles auf dem Weihnachtsmarkt erleben. Für die Nürnberger ist das die touristische Hochzeit - und für das Christkind ein Traum, der in Erfüllung geht.
"Ich hab immer zu Christkindern hochgeguckt, habe die immer bewundert. Und dass ich das jetzt selbst bin, ist einfach unbeschreiblich. Dass ich einfach ein Strahlen weitergeben kann."
Rebecca Ammons Gesicht glänzt wie ein Bratapfel. Es ist der erste Dezember und gleich vollzieht die 17 Jahre alte Nürnbergerin eine Wandlung, um die sie jede Nürnbergerin beneidet. Sie darf Christkind sein – und damit Weihnachten verkörpern.
"Das Christkind vermittelt einfach was, was nicht jeder normale Mensch vermitteln kann. Dadurch dass es halt das Christkind ist, hat man gleich ein anderes Gefühl und fühlt sich auch besser."
Das Christkind Rebecca Ammon in zivil vor dem großen Auftritt
Das Christkind Rebecca Ammon in zivil vor dem großen Auftritt© Deutschlandradio / Tobias Krone
In seinem bürgerlichen Leben geht das Christkind aufs Gymnasium – und Salsatanzen. Aber den Dezember über bekommt es schulfrei. Christkind sein ist nämlich nicht nur eine Riesenehre, sondern vor allem ein Knochenjob. 170 Auftritte in sozialen Einrichtungen stehen an – neben regelmäßigen Stippvisiten auf dem Weihnachtsmarkt, der nach ihm benannt ist. Und der von ihm an diesem Abend eröffnet wird.
"Der Markt wird voll sein. Es werden überall Menschen stehen. Ich persönlich werde sie wahrscheinlich nicht sehen können, weil auf mich so viele Scheinwerfer gerichtet sind, dass ich dadurch eben nichts mehr sehe …"

Besucher aus aller Welt

"Der Ahn hat’s schon gekannt / was Ihr hier seht - / Christkindlesmarkt genannt ..."
Abends in der Dunkelheit werden die Lichter in den Buden auf dem Nürnberger Hauptplatz gedimmt, 20.000 Besucher warten andächtig: Das Christkind steht hoch oben auf dem Balkon der Frauenkirche und spricht seinen Prolog, die traditionelle Eröffnungsrede, bei der es mit goldenen Locken und Engelsgewand sein Charisma über dem Marktvolk ausstreut: Urbi et orbi sozusagen. Und orbi ganz wörtlich verstanden. Denn der Nürnberger Christkindlmarkt zieht Besucher aus aller Welt an.
Thomas Meiler: "Für Nürnberg ist der Christkindlesmarkt ein ganz bedeutender Tourismusfaktor. Er lockt doch die meisten Menschen an im Jahresvergleich – innerhalb der kurzen Zeit, in der er stattfindet. Insgesamt sind es dann so zwischen 2 und 2,5 Millionen."
Abend für Abend strömt die Touristenschar in die historische Innenstadt der Frankenmetropole – auf der Suche nach vorweihnachtlicher Besinnlichkeit. Wie Vanessa und Jonathan aus Florida.
"Es ist einfach was Einzigartiges, was wir in Amerika nicht haben. Es ist eines der Erlebnisse, für das wir hergekommen sind – und wir probieren‘s jetzt mal aus."
Die beiden sind im Honeymoon, in den Flitterwochen. Und haben auf ihrer Europa-Tour schon so einige Weihnachtsmärkte ausgecheckt.
"Frankfurt, Wurzburg, Fussen. Salzburg, Munich"
Dieser hier aber sei mit Salzburg der bestorganisierte, sagt Jonathan. Winsdon ist aus Minnessota angereist – nur für drei Tage. Nur, um seiner Mutter Mary endlich den Nürnberger Weihnachtsmarkt zu zeigen. Schließlich sei der das Original.
"It’s a place to come for. It’s the original Christmas Market."
Die Französinnen Susanne und Michelle sind aus Beaune in der Bourgogne angereist. Sie mögen die Atmosphäre zwischen den hell erleuchteten Ständen mit den rotweißen Dächern.
"Es ist so eine Wärme da, die Farben, das ist sehr angenehm."
"Und der Glühwein?"
"Der Wien ist sehr gut. Und die Tassen sind auch sehr schön."
Wenn Französinnen aus der Weinregion Burgund ohne Schädel von einem deutschen Weihnachtsmarkt nach Hause gehen, will das was heißen. Aber kulinarisch ist Nürnberg natürlich für etwas anderes weltbekannt.

"Wurschti con Krauti"

Peter Lößel: "Es muss halt sehr grob sein, es darf nur Schweinefleisch sein, es muss ein Schafsaitling sein, und herausragend muss natürlich die Majoranwürzung sein. Das sind die Original-Nürnbergerle."
Die Rostbratwurst im feinen Schafsdarm. Die gibt es bei Peter Lößel. Sein Stand brutzelt sie in dritter Generation auf dem Christkindlesmarkt. Mit der Globalisierung des Publikums kommt der Metzgermeister gut zurecht. Und gegenüber deren Geschmacksvorlieben gibt sich Lößel ganz liberal.
"Früher waren wir a weng militant gegenüber Ketchup. Lässt sich aber heut nicht mehr durchsetzen."
Metzger Peter Lössel kennt die Bratwurst-Vorlieben der internationalen Besucher.
Metzger Peter Lössel kennt die Bratwurst-Vorlieben der internationalen Besucher.© Deutschlandradio / Tobias Krone
Ein wenig lieber als die Amerikaner mit ihren Ketchup-Verirrungen sind Peter Lössel aber trotzdem die Italiener, die es traditioneller mögen.
"Jetzt gerade die Italiener. Die lieben das ja mit Sauerkraut. Da heißt’s dann Wurschti con Krauti, und dann gibt’s sechs Stück auf einen Teller, mit Sauerkraut und Brot – und das lieben die."
Das internationale Hochfest im Advent macht die Nürnberger stolz. Und damit das so bleibt, besucht das Nürnberger Christkind auch amerikanische Weihnachtsmärkte, um ihnen ein wenig vom Glanz der original Christmas made in Nuremberg zu spenden.
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