Lustvolle Tour de Force der Stile
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Juliane Reil im Gespräch mit Sigrid Brinkmann · 16.03.2019
Das Moka Efti Orchestra entstand nur, um die Filmmusik für die Serie "Babylon Berlin" aufzunehmen. Diese fand aber soviel Zuspruch, dass man nun damit auf Tour geht. Juliane Reil war bei dem Auftakt dabei und hat einen packenden Abend erlebt.
Der Mojo-Club in Hamburg, in dem das Moka Efti Orchestra heute Abend seinen Tourneebeginn feierte, sei aus allen Nähten geplatzt, sagt unsere Kritikerin Julian Reil. "Das Publikum wirkte auf mich wie angefixt, gierig nach der Musik. Die leichte Verstimmung am Anfang wegen der Verspätung des Konzerts wechselte sehr schnell in Ausgelassenheit. Die Atmosphäre im Mojo-Club hat mich an eine Mischung aus einer kleineren Music Hall und einem verruchten Nachtclub erinnert."
Die Musik funktioniert ganz ohne Bilder
Obwohl die Musik des Orchesters ursprünglich als Filmmusik für die Serie "Bayblon Berlin" geschrieben worden ist, funktioniere sie auch ohne Bilder. "Die Musik macht Spaß, weil ganz unterschiedliche Stimmungen heraufbeschworen werden. Da kommen Elemente vor aus den Jahrzehnten vor und nach den 1920ern, also Jazz, europäischer Swing, Tango, Blues. Eine Tour de Force der Stile. Es ist wild, dreckig, überkandidelt, feierwütig und mit großer Lust vorgetragen."
Mit Beiläufigkeit und Punk-Attitüde
Das Moka Efti Orchestra agiere dabei die ganze Zeit technisch einwandfrei, so Reil. "Das sind exzellente Musiker. Und wie jede gute Big Band klingen sie einerseits dicht, aber dennoch nie steril. Da sind immer eine lässige Beiläufigkeit und eine energiegeladene Punk-Attitüde. Das ist auch viel wichtiger als sauber zu spielen, die Bläser überblasen, die Geigen haben dieses völlig übertriebene Gypsy-Vibrato und genau das passt zu diesem Sound, in dem es um Überschwang geht. Solche Musik muss packend sein. Und das war sie auch."