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Braucht Wahrheit immer eine Geschichte?

25:21 Minuten
03.12.2016
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Seit Wochen geistert ein Begriff durch die Medien-, Politik- und Wissenschaftswelt, der den "Lügenpresse"-Rufern gefällt und die herkömmliche Informationsvermittlung in Frage stellt: "postfaktisch" Soll heißen: Recherchierte Fakten und belegbare Zahlen reichen vielen Menschen nicht mehr aus, wenn es um die Wahrheitsfindung geht.
Seit Wochen geistert ein Begriff durch die Medien-, Politik- und Wissenschaftswelt, der den "Lügenpresse"-Rufern gefällt und die herkömmliche Informationsvermittlung in Frage stellt: "postfaktisch" Soll heißen: Recherchierte Fakten und belegbare Zahlen reichen vielen Menschen nicht mehr aus, wenn es um die Wahrheitsfindung geht. Wir leben im postfaktischen Zeitalter.
Geht es nach dem Datenjournalisten Nicolas Kayser-Bril, trägt die Wissenschaft selbst einen erheblichen Teil dazu bei. Er sagt in seinem Blog: "Es ist keine Übertreibung zu schreiben, dass die akademische Forschung ihren Status der "Zuflucht für die Wahrheit" verloren hat. Durch die Nichtbeachtung ihrer vielfältigen Krisen und de facto Nichtbeachtung ihrer Kernaufgabe, hat die sie den Weg für die Post-Truth-Ära im öffentlichen Bereich geebnet. Sie könnte sogar eine Leere geschaffen haben."
Diese Leere wird von vielen - u.a. populistischen Medien - mit Emotionen statt Fakten gefüllt. Und das mit zunehmendem Erfolg. Braucht Wahrheit also immer eine Geschichte? Oder ist es nun am Datenjournalismus, diese Lücke zu besetzen?
Matthias Finger wirft einen Blick auf die aktuellen Herausforderungen für den Datenjournalismus zusammen, unter anderem im Gespräch mit Marco Maas, Datenjournalist und Geschäftsführer von Open Data City.
Neben den "Lügenpresse"-Vorwürfen verschafft sich auch Kritik an der Glaubwürdigkeit der Wissenschaft Gehör - steckt die Forschung wirklich in einer Krise, wenn es um die Wahrheit geht? Darüber sprechen wir mit Konrad Paul Liessmann, Professor für Philosophie an der Universität Wien. Abschließend wenden wir uns einem Medium zu, das eine Alternative zur bestehenden Nachrichtenlandschaft verspricht: Das rechtskonservative Portal »Breitbart News« kommt nach Deutschland, und der Unternehmer Christoph Kappes startet ein Korrektiv dazu: Wir reden mit ihm über sein Projekt »Schmalbart«.
Foto: "Action" von JonoTakesPhotos, CC BY 2.0