Top 5: Die teuersten Vinyl-Raritäten des Monats

7.100 US-Dollar für eine Schallplatte

Alte Vinyl-Schallplatten in einem Plattenladen
Altes Vinyl - manchmal so wertvoll wie Gold © Fabien Barral / unsplash.com
Von Tarik Ahmia · 30.10.2017
Die Schallplattenverkäufe steigen und Vinylliebhaber lassen sich seltene Platten ganz schön was kosten. Wieviel genau, kann man auf der Plattform Discogs nachsehen. Wir stellen die teuersten fünf Oktober-Raritäten und die Geschichten dahinter vor.

Platz 5: Megaton - "Psychedelic Rock"

Psychedelic Rock von Megaton, 1971. Das selbst-betitelte Debütalbum "Megaton" wurde für rund 2.600 US-Dollar verkauft.

Als der Brite Les Humphries 1970 seinen Hippie-Chor an den Start schickte, wusste anfangs niemand, ob seine "Les Humphries Singers" erfolgreich sein würden. "Megaton" war Les Humphries Plan B: Das Projekt orientierte sich am progressiven Underground Sound jener Zeit.
Die zehn Tracks des Megaton-Debüts schäumen über von verzerrten Wah-Wah-Gitarren und transzendierenden Grooves.
1971 ging das Album der unbekannten Band schlicht unter. Nicht so schlimm für Les Humphries: Seine kunterbunten Retorten-Hippies stürmten die Charts. Die Les Humphrey Singers wurde zum Karriere-Sprungbrett für deutschen Pop-Furunkel wie Jürgen Drews.

Platz 4: Nirvana - "Love Buzz b/w Big Cheese"

Grunge von Nirvana aus dem Jahr 1988. Die Single "Love Buzz" wurde für rund 3.000 US-Dollar verkauft.

Mit einer Coverversion betraten Nirvana Ende der 80er Jahre die musikalische Arena. Der Song mit dem orientalisch anmutenden Bass-Riff stammte ursprünglich von der Band "Shocking Blue" aus dem Jahr 1969.
Nur eintausend nummerierte Exemplare der Nirvana-Single wurden gepresst. Begehrt ist "Love Buzz" nicht nur, weil es die Debütsingle der Grunge-Helden war, sondern auch, weil es zur ersten Veröffentlichung des "Sub Pop Single Clubs" wurde, einem Vinyl-Aboservice des legendären Grunge-Labels "Sub Pop" aus Seattle.

Platz 3: Röyksopp - "Melody A.M."

Chillout Musik von der norwegischen Band Röyksopp aus dem Jahr 2002. Die seltene Pressung ihres Debüalbums "Melody A.M." wurde für rund 4.600 US-Dollar verkauft.

"Melody A.M." gehörte zu den Platten, denen man vor 15 Jahren kaum entgehen konnte. Chill Out Hits wie Poor Leno, Eple und So Easy bevölkerten 2002 die Compilations und Werbespots. Böse Zungen sprachen von einer "Musik für Autowerbung" – und tatsächlich war der Sound von Röyksopp erstaunlich anschlussfähig. Vom Jung-Hipster über Mitdreißiger mit BWL-Abschluss bis hin zu Clubmusik-Muffeln: "Melody A.M." definierte den Konsens-Sound seiner Zeit.

Platz 2: "Negative Approach"

Hardcore Punk aus Detroit von der Band "Negative Approach" von 1982. 5.000 Dollar für eine 7 Zoll-EP mit neun Minuten musikalischem Strahl-Kotzen.

Nihilistisch, frustriert, pessimistisch und wütend: Der Sound von "Negative Approach" personifizierte sich im Sänger John Brannon, einem damals bedrohlich wirkenden, kahlrasierten und gepiercten jungen Mann. Die Musik entsprach einer hochtourigen Version von Punk-Vorbildern wie den Stooges oder "Sham 69" aus England.
"Negative Approach" blieben während ihrer aktivsten Zeit außerhalb der Detroiter Hardcore-Punkszene so gut wie unbekannt. Die Flüchtigkeit des Quartetts entsprach der aggressiven Grundhaltung ihrer Musik. Schon ein Jahr nach der jetzt hoch gehandelten Debüt-EP zerfiel die Band.

Platz 1: Charlie Patton - "Love My Stuff"

Musik von der Delta Blues Legende Charlie Patton. Seine 10 Zoll-Schellack-Aufnahme "Love My Stuff" von 1934 wurde für rund 7.100 US-Dollar verkauft.

Historisch zählt Charlie Patton zu den wichtigsten US-Musikern des 20. Jahrhunderts. Denn der kleine Mann mit der rauen Stimme von einer Baumwoll-Plantage im Mississippi-Delta war der Pionier jenes archaischen Stils aus akustischer Gitarre und Gesang, der ab Anfang des 20. Jahrhunderts als "Delta Blues" die Musikgeschichte prägen sollte.
Die Schellack Aufnahme von "Love My Stuff" entstand drei Monate vor Pattons Tod im Jahr 1934. Charlie Patton wurde damals als Blues-Pionier gefeiert. Heute gilt er auch als "Großvater des Rock’n’Roll" und "Ur-Hendrix", auch, weil er das Publikum zu begeistern wusste, indem er die Gitarre hinter seinem Rücken spielte.
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