Tom Cruise darf drehen

Von Vladimir Balzer · 14.09.2007
Hollywoodstar Tom Cruise kann nun doch Szenen für seinen Stauffenberg-Film "Valkyrie" im Berliner Bendlerblock drehen. Bislang hatte die Bundesregierung die Drehgenehmigung an dem Hinrichtungsort von Claus Schenk Graf von Stauffenberg, heute zweiter Dienstsitz des Bundesverteidigungsministeriums, verweigert.
Der Sinneswandel bei den zuständigen Ministerien der Verteidigung und der Finanzen scheint nach einer erneuten Ortsbegehung gekommen sein. Es soll heute Morgen ein Treffen zwischen dem Co-Produzenten Christopher McQuarrie, dem Chef der Gedenkstätte Deutscher Widerstand, Johannes Tuchel, und Vertretern des Verteidigungsministeriums gegeben haben. ...

So schreibt die "Bild"-Zeitung heute, man wolle sicher gehen, dass keine Hakenkreuzfahnen vor dem Gebäude auftauchen. Zitiert werden damit nur "Regierungskreise". Bestätigungen dafür gab es nicht.

Noch immer steht eher im Raum, dass man Tom Cruise und seinem Team die Drehgenemigung für den Bendlerblock verweigert habe, weil er aktives und hochrangiges Mitglied der Scientology-Sekte sei und Kontakte zu ihrer deutschen Filiale pflege. Nun - Mitglied ist er noch immer und aktiv ist er auch.

Im Widerspruch zur abgelehnten Drehgenehmigung stand bisher auch, dass Cruise und sein Team in und um das Finanzministerium an der Berliner Wilhelmstraße - einem zu Nazizeiten errichteten Bau - drehen durfte und eine Förderung aus Bundesmitteln über mehrere Millionen Euro für seinen Film erhalten hat.

Sprecher Thomas Raabe vom Verteidigungsministerium machte heute eine vage Andeutung über eine Szene des Films, die die Behörden überzeugt haben soll. Weitere Recherchen zu dieser geplanten Szene waren wenig erfolgreich. Sie ist offenbar neu ins Drehbuch aufgenommen worden. Weitere Gründe für den Sinneswandel der Bundesbehörden waren offiziell nicht zu erfahren.

Peter Steinbach, wissenschaftlicher Leiter der Gedenkstätte und damit oberster Forscher über den Bendlerblock und die Schicksale der Widerständler um Stauffenberg lehnt es weiterhin ab, dass der Film an diesem Ort gedreht wird.

Auf Nachfrage von Deutschlandradio Kultur zeigte er sich von einer geplanten Szene besonders abgeschreckt. Tom Cruise in der Rolle von Stauffenberg soll an exakt derselben Stelle erschossen werden, an der Stauffenberg selbst am 21. Juli 1944 starb. Das hält Steinbach, der zurzeit kein direktes Radio-Interview geben und nur indirekt zitiert werden will, für unwürdig.

Steinbach stand dem Projekt von Beginn an ablehnend gegenüber, legte ihm aber nur indirekt Steine in den Weg. So lehnte er es etwa ab, Tom Cruise persönlich in der Gedenkstätte zu empfangen, als der Schauspieler sich vor Ort informieren wollte. Und das, obwohl Steinbach im Hause war.

Unterdessen zeigte sich die Produktionsfirma "United Artist", die den Stauffenberg-Film herstellt, zufrieden mit der neuen Situation in Berlin. Im Bendlerblock zu drehen, das sei "aus symbolischen und kreativen Gründen und aufgrund der historischen Authentiziät wichtig".