Todesstrafe für Aschraf Fayad

"Jetzt ist die Kanzlerin gefordert"

Der Schriftsteller Josef Haslinger
Der österreichische Schriftsteller und PEN-Präsident Josef Haslinger will, dass die Bundesregierung den druck auf Saudi-Arabien verstärkt © imago stock & people
Josef Haslinger im Gespräch mit Gabriele Wuttke · 23.11.2015
Allen Protesten zum Trotz: Der Dichter Aschraf Fayad ist in Saudi-Arabien zum Tode verurteilt worden. Der Vorwurf: Er sei vom Glauben abgefallen. PEN-Präsident Josef Haslinger fordert die Politik auf, jetzt erst recht Druck zu machen.
Zunächst hatte ein saudisches Gericht den Lyriker und Ausstellungsmacher Aschraf Fayad zu vier Jahren Haft und 800 Peitschenhieben verurteilt. Jetzt, nach der Revision, wurde dieses Urteil in die Todesstrafe umgewandelt. Der Präsident der Schriftstellervereinigung PEN Deutschland, Josef Haslinger, zeigt sich empört - und überrascht: "Dass man von vier Jahren auf die Todesstrafe geht, ist so unglaublich, dass man die schlimmsten Befürchtungen haben muss um (den inhaftierten saudischen Blogger, d. Red.) Raif Badawi, dessen Gerichtsurteil nun ebenfalls in Revision ist."
Haslinger fordert nun ein entschiedenes Vorgehen der Bundesregierung:
"Da gibt es kein Nachgeben. Der Druck muss sogar verstärkt werden. Saudi-Arabien agiert als Verbündeter von Deutschland im Nahen Osten, und an Saudi-Arabien werden Waffen geliefert. Da gibt es also auch Druckmittel. Jetzt ist die Bundeskanzleirn gefordert, jetzt ist der Außenminister gefordert. Es muss jetzt auf höchster Ebene gespielt werden. Man kann nicht zulassen, dass hier ein Künstler aufgrund der Tatsache, dass er sich zum Atheisten erklärt, mit dem Tode bestraft wird."
Man kann nicht zulassen, dass ein Verbündeter Menschen ermordet
Dass die Politik nun angesichts der Terroranschläge von Paris zurückzucken könnte, um nicht weiter zu provozieren, weist Haslinger entschieden zurück. Es sei eine Grenze überschritten:
"Wenn man auf der einen Seite jemanden sucht, um den Terror zu verhindern und die Ermordung von Menschen zu verhindern, dann kann man nicht auf der anderen Seite zulassen, dass genau der Verbündete dasselbe tut: nämlich Menschen ermordet. Das geht einfach nicht. Hier ist eine rote Linie. Wer darüber steigt, macht sich völlig unglaubwürdig."
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