Tod in der Badewanne

Von Werner Nording · 12.09.2007
Bis heute ist sind die genauen Umstände, unter denen der CDU-Politiker Uwe Barschel vor 20 Jahren starb, ungeklärt. War es Mord oder Selbstmord? Der NDR hat den Fall rekonstruiert und neue Indizien zutage gefördert.
Das Foto, das den toten Uwe Barschel in der Badewanne des Genfer Hotels Beau Rivage zeigt, ist um die Welt gegangen. Der "Stern"-Reporter Sebastian Knauer hat es aufgenommen, als er das Badezimmer des CDU-Politikers betreten hatte.

"Ich hatte da schon ein ungutes Gefühl und sah, dass da irgendwas mit der Badewanne ist und sah diesen leblosen Körper in der Badewanne liegen. Diese total stille Wasseroberfläche, die mitgeteilt hat, da ist irgendetwas ganz zum Stillstand gekommen, das ist tot."

Der schleswig-holsteinische Ministerpräsident, der schwer medikamentenabhängig war, war an einer Überdosis Tabletten gestorben. Ob es Selbstmord war oder Mord oder ob vielleicht Sterbehilfe im Spiel war, ist bis heute offen. Stefan Lamby, einer der drei Autoren der 45-minütigen Dokumentation fordert, dass die Staatsanwaltschaft in Lübeck neue Ermittlungen aufnehmen müsse.

"Die Frage was im Zimmer 317 im Hotel Beau Rivage wirklich passierte, ist bis heute völlig offen, die Frage, welche Hinweise es im Leben von Uwe Barschel gibt, die auf ein Doppelleben schließen lassen, sind nicht genügend ausrecherchiert, Barschel hatte offenkundig Kontakte zur Waffenindustrie, aus diesen Kontakten lassen sich Schlussfolgerungen ableiten für seien Tod und die Hinweisen muss die Staatsanwaltschaft neu nachgehen."

Barschel, der sich aus kleinsten Verhältnissen hochgearbeitet hatte, hatte sich im Geschäft mit der Macht verstrickt. Um bei der Landtagswahl im September 1987 nicht zu unterliegen hatte er seinen SPD-Herausforderer Björn Engholm mit einer Schmutzkampagne ohnegleichen überzogen. Dazu gehörten eine anonyme Steueranzeige gegen Engholm, ein fingierter Aids-Verdacht und eine Bespitzelung, die Barschels Medienreferent Reiner Pfeiffer aus der Staatskanzlei heraus initiieren musste. Der "Spiegel" brachte die schmutzigen Machenschaften einen Tag vor der Landtagswahl an die Öffentlichkeit und brach damit einen politischen Skandal bisher nicht gekannten Ausmaßes los. Doch Barschel bestritt alle Vorwürfe mit seinem berühmten Ehrenwort.

"Ich gebe ihnen mein Ehrenwort, dass die gegen mich erhobenen Vorwürfe haltlos sind."

Barschel hatte gelogen wie sich schnell herausstellte, die CDU entzog ihm ihr Vertrauen, er musste als Regierungschef zurücktreten. Aber auch Engholm hatte gelogen. Er wusste frühzeitig von den schmutzigen Tricks der CDU, hatte die Dinge aber laufen lassen, um bei der Landtagswahl Vorteile aus der Kampagne zu ziehen. Sechs Jahre später holte ihn die Affäre ein und er zog sich aus der Politik zurück.
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