Tod einer Berliner Grundschülerin

Nur Erwachsene können gemobbten Kindern helfen

Ein Mädhcen in einem pinkem Sewatshirt läuft durch einen nebeligen Park auf eine Bank zu.
Die Sorgen der gemobbten Kinder ernst nehmen, lautet einer der wichtigsten Ratschläge von Experten. (Symbolfoto) © Unsplash / Noah Siliman
Claudia van Laak im Gespräch mit Julius Stucke · 04.02.2019
Haben Mitschüler ein 11-jähriges Mädchen in den Selbstmord getrieben? Eine Frage, die sich nicht so leicht beantworten lässt. Doch der Vorwurf steht im Raum, die Lehrer und die Schulleitung hätten Mobbing ignoriert und zu lange weggeschaut.
Warum nimmt sich ein 11-jähriges Mädchen das Leben? Der tragische Tod einer Berliner Schülerin sorgt bundesweit für Diskussionen. Nachdem das Mädchen vergangenen Dienstag verstorben ist, wurde der Verdacht laut, Mobbing an ihrer Schule hätte zu der tragischen Tat geführt. Mittwoch habe noch ganz normal Unterricht an der Hausotterschule stattgefunden, erklärt die Journalistin Claudia van Laak im Deutschlandfunk Kultur. Donnerstag habe man die Kinder frühzeitig in die Winterferien geschickt. Rund 150 Menschen besuchten am Sonnabend eine Mahnwache.

Haben Lehrer und Schulleitung weggeschaut?

Einige Elternvertreter erheben den Vorwurf, so van Laak, dass die Schülerin durch massives Mobbing in den Selbstmord getrieben worden sei. Gewalt und Mobbing seien, so lautet der Vorwurf, alltäglich an der Schule und in der Vergangenheit ignoriert worden.
Tatsächlich, erklärt van Laak, gab es vor zwei Jahren einen Bericht der Schulinspektion, in der ein "erheblicher Entwicklungsbedarf" an der Schule festgestellt wurde. Anschließend sei die Schulleitung ausgewechselt worden.
Die neue Schulleiterin weist die Vorwürfe zurück, so van Laak. Sie betone, dass viel geleistet worden sei: Schüler seien als Konfliktlotsen ausgebildet worden und es gebe eine sehr gut ausgestattete, funktionierende Schulsozialarbeit. Somit stehe Aussage gegen Aussage.

Aufklärung versprochen

Berlins Regierender Bürgermeister Michael Müller und die Senatsbildungsverwaltung hätten deshalb Aufklärung versprochen, sagt van Laak.
"Ich glaube, mit dieser versprochenen Aufklärung werden eine Menge Erwartungen geschürt, die dann doch nicht erfüllt werden können. Alle Experten sagen: Selbstmord ist eine extreme Handlung und nie auf eine einzelne Erklärung zurückzuführen. Es kommen oft noch unerkannte psychische Erkrankungen hinzu, ganz andere Probleme. Mobbing allein triebe niemanden in den Selbstmord."

Wie Eltern helfen können

Trotzdem gebe es von Experten wichtige Tipps, wie Eltern gemobbten Kindern helfen könnten, sagt Claudia van Laak: "Auf keinen Fall sollte man dem Sohn oder der Tochter sagen, reiße dich mal zusammen! Hab dich nicht so! Man sollte die Kinder auf jeden Fall ernst nehmen, sich zugewandt zeigen. Dem Kind das Gefühl vermitteln: Du bist nicht allein, Mutter und Vater unterstützen dich."
Experten zufolge sollten die Eltern betroffener Kinder auf keinen Fall auf die Unterstützung anderer Kinder setzen, erklärt van Laak. Denn diese seien oft Mitläufer und Zuschauer, eventuell sogar Mittäter. "Der wichtige Satz lautet: Nur Erwachsene können den Mobbingprozess zwischen Kindern unterbrechen."
(mw)

Hinweis der Redaktion:
Sollten Sie Hilfe in einer schwierigen Situation benötigen, können Sie sich jederzeit an die kostenlose Hotline der Telefonseelsorge wenden: 0800/1110111.

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